Der aktuelle Wahlkampf zur Nationalratswahl scheint ob der Begleiterscheinung "Dirty Campaigning" auch für ausländische Medien wieder recht viel herzugeben. Die Headlines reichten in den vergangenen Tagen von "Jeden Tag ein Aufreger" über "Intrigantenstadl Österreich" bis hin zu "Österreichs Politik dreht durch".
Schon das letztjährige Rennen um die Hofburg, das zu einer Schlammschlacht zwischen den finalen Kandidaten Alexander van der Bellen und
Die aktuelle und einigermaßen unappetitliche "Dirty Campaigning"-Affäre rund um den Ex-SPÖ-Wahlkampfberater Tal Silberstein könnte dazu beitragen, dass diese Leidenschaft in fernen Medienhäusern zu einer lieben Tradition wird.
"Intrigantenstadl Österreich"
So titelte etwa die Zeitschrift "Spiegel" über die gegenwärtigen Polit-Geschehnisse der Alpenrepublik. Zwei Wochen vor der Wahl in Österreich gleite der Wahlkampf in eine Schlammschlacht ab, schrieb Hasnain Kazim in der Online-Ausgabe. Auch von "schmutzigem Wahlkampf" war in der Überschrift die Rede. Wie die Geschichte weitergehen könnte? "Undenkbar ist in diesem ganz großen Intrigantenstadl nichts."
Gerne bemühen die Blätter unseres Nachbarlands auch den Vergleich zum deutschen Wahlkampf, der ja bereits ein Ende gefunden hat: "Der Wahlkampf in Österreich, wo die Bürger am 15. Oktober an die Urnen gerufen werfen, hat es in sich. Es steckt viel mehr Zunder drin, als es im deutschen Wahlkampf der Fall war", liest man etwa in der "FAZ".
Auch in der "Süddeutschen Zeitung" suchte man schon Anfang September, als man in Germany noch wahlkämpfte, den Vergleich: "Wer die Spannung im deutschen Wahlkampf vermisst, dem sei ein Blick nach Österreich empfohlen", stand im Artikel "Jeden Tag ein Aufreger". Eröffnet würde er übrigens in wunderbarer "Wolf Haas"-Manier: "Jetzt ist schon wieder was passiert."
"Schlammschlacht" und "Österreichs Politik dreht durch"
Während der "Stern" das österreichische Wahltreiben lapidar als "Wahlkampf auf Österreichisch" zusammenfasste, gab sich "Telepolis", ein Onlinemagazin des Heise Zeitschriften Verlags, schon etwas Reißerischer: "Österreichs Politik dreht durch", titelte man dort. "In Österreich spielt sich im Moment eine einmalige Story mit den Ingredienzen Geld, Macht und Manipulation ab", ließ Autor Stefan Weber die Leser wissen. Seine Empfehlung: "Österreich sollte kollektiv nicht zur Wahl gehen."
Bild: "Skandalösi!" und "Üble Polit-Intrige"
Auch in der Online-Ausgabe der Bild-Zeitung wurde unser Wahlkampf genüsslich und in gewohnter Hemdsärmeligkeit mit "Üble Politik-Intrige dürfte Ösi-Wahl entscheiden" kommentiert, was man dort zugleich für "skandalösi!" hält. Und am Ende hätte ein Sieg von Kurz und eine mögliche Koalition mit der FPÖ Folgen für Deutschland, schreibt Autor Rolf Kleine: "Die Flüchtlingspolitik unserer Nachbarn wird noch rigider, eine einheitliche Linie der EU-Staaten noch schwieriger."
Für die Eidgenossen ein "Super-GAU"
"Die SPÖ steckt im Supf der Schutzkampagne", befand die "Neue Zürcher Zeitung". "Die Affäre um gefälschte Facebook-Seiten, die Außenminister Kurz schädigen sollten, klebt an Österreichs Sozialdemokraten. Kanzler Kern wusste wohl nichts, trägt aber die Verantwortung", schrieb Meret Baumann, die auch den Terminus "Super-GAU" bemühte.
Apropos Kern: Für die "Luzerner Zeitung" war der Kanzler vor einigen Tagen bereits "praktisch aus dem Rennen", denn "im bislang eher langweiligen Wahlkampf in Österreich" sei nämlich eine "schmutzige Bombe geplatzt."
Selbst New York meldete sich zu Wort
Sogar jenseits des großen Teiches wurde der heimische „Dirty“-Wahlkampf aufgegriffen. So war auf buzzfeed.com – mit 150 Millionen Besuchern pro Monat eines der beliebtesten Medienportale im englischsprachigen Raum – von einem Skandal, der typisch für das Jahr 2017 sei, die Rede.
Dazu gab‘s Screenshots von den inkriminierten Facebook-Seiten "Die Wahrheit über Sebastian Kurz" und "Wir für Sebastian Kurz".
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