Die Grünen haben bei der Wahl ein Debakel erlebt und müssen sich darauf einstellen, den Nationalrat tatsächlich zu verlassen. Die Wiener Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou hat in einem Interview über die Wahlniederlage gesprochen und erklärt, warum sie gegen ein Köpferollen in der Partei ist.
Die Grünen sind bei der Nationalratswahl am Sonntag von 12,4 auf rund 3,76 Prozent abgestürzt. Auch wenn rund 36.000 Wahlkarten derzeit (Stand Dienstagvormittag) noch nicht ausgezählt sind, haben die Grünen kaum noch Chancen auf den Einzug in den Nationalrat.
Vassilakou: "Botschaft der Wähler ist angekommen"
Vassilakou hat sich jetzt zum Absturz der Grünen gegenüber dem "Standard" geäußert. Für die grüne Wiener Vizebürgermeisterin ist die Abwanderung der Wähler zur SPÖ einer der Hauptgründe für das Debakel.
Es sei jetzt wichtig, die richtigen Schlüsse zu ziehen. "Die Botschaft der Wähler ist angekommen. Sie schätzen keine zerstrittene Gruppe, kein gegenseitiges Absägen, und sie wollten auch nicht, dass aus den Grünen zwei Listen werden", sagte Vassilakou.
Von Schnellschüssen oder dem Rücktritt des Bundesvorstandes - wie es zuletzt der Bezirksvorsteher von Wien-Neubau, Thomas Blimlinger, gefordert hatte - hält Vassilakou nichts. "Es ist archaisch und führt zu nichts, wenn am Tag nach einem Wahldesaster jemand auf den Dorfplatz gezerrt wird, um ihn zu köpfen. Ist dann alles gelöst, oder wie? Die Wähler haben uns vernichtet", erklärt Vassilakou. Sie setzt auf Zusammenhalt und sieht es als wichtige Aufgabe, die Partei weiterzuentwickeln.
Ende der Grünen noch nicht gekommen
Vassilakou sieht die Grünen in der Pflicht anzuschauen, "was anders und besser gemacht gehört" und will sich erst anschließend Personalfragen zuwenden. Vieles in der Partei müsse grundlegend anders gemacht werden.
Das Ende für die Grünen sei noch nicht gekommen. "Wir sind in Gemeinden und Städten verankert, sitzen in sechs Landesregierungen. Wir werden weiterkämpfen. Aber klar ist auch: Die Situation ist dramatisch. Leicht wird es nicht sein", sagte Vassilakou. (rs)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.