21 Wahlen hat Österreich seit 1945 hinter sich gebracht. Welche Partei wann und mit welchem Bundeskanzler an der Spitze war und seit wann es das Phänomen vorzeitige Neuwahlen gibt.

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Insgesamt 95.629.511 gültige Stimmen wurden laut Innenministerium in den bisher 21 Wahlen der Zweiten Republik ausgezählt. Dieser Zahl stehen rund 13 Millionen Nicht-Wähler gegenüber, die auf die Möglichkeit zur politischen Mitentscheidung verzichtet haben.

Insgesamt 181 politische Bewerber standen in den vergangenen 72 Jahren auf den Stimmzetteln. 72 Parteien - neben SPÖ, ÖVP, FPÖ und Grünen - haben bisher versucht, in das Hohe Haus einzuziehen. 100 der 181 Gruppierungen scheiterten aber schon an der Vier-Prozent-Hürde.

Insgesamt 2.419.060 Stimmen gingen damit ins Leere: So viele Stimmen vereinten Österreichs Kleinparteien bei den vergangenen Wahlen auf sich.

Mehr Stimmen für die Kleinen

Bis Ende der 1990er lagen die "Kleinen" kumuliert stets unter vier Prozent - mit zwei Ausnahmen: 1983 erreichten die "Sonstigen", wozu damals die Öko-Listen zählten, 4,15 Prozent. Und dann die Sensation 1986: Die Grünen zogen mit 4,8 Prozent der stimmen und acht Mandaten ins Parlament ein.

Seit 17 Jahren gehen zunehmend mehr Stimmen an die Kleinen. Sowohl 1999 als auch 2006, 2008 und 2013 vereinten Österreichs Kleinparteien jeweils über vier Prozent auf sich. 2008 waren es sogar 6,09 Prozent.

Vorgezogene Neuwahlen: Phänomen seit den 1990ern

Die Nationalratswahl 2017 ist eine vorgezogene Wahl. Damit setzt sie fast schon eine Tradition in Österreich fort: Seit Mitte der 1990er-Jahre folgt auf eine regulär beendete Legislaturperiode jeweils eine vorgezogene Wahl.

Die aktuelle Regierung hielt zumindest für die bis 2007 geltende Legislaturperiode von vier Jahren und erreicht damit eine Durchhaltequote von 81 Prozent.

Auf Platz eins der kürzesten gewählten Regierungen steht die Große Koalition aus dem Jahr 1995. Damals ließ die ÖVP unter Neo-Chef Wolfgang Schüssel nach nur 14 Monaten die Koalition platzen.

Doch die anvisierte ÖVP-FPÖ-Konstellation ging sich damals nicht aus. Und so wurde am Ende eine große Koalition unter der SPÖ-Führung von Franz Vranitzky fortgesetzt.

Die Bundesliste der ÖVP im Überblick

Auf dem zweiten Platz der kürzesten gewählten Regierungen landet die SPÖ-Minderheitsregierung von 1971 unter Bruno Kreisky. Nach nur 19 Monaten - also gerade 40 Prozent der regulären Zeit - rief er Neuwahlen aus. Und sicherte sich die Absolute Mehrheit.

Die kürzeste Regierung hielt 120 Tage

Den Rekord der insgesamt kürzesten Regierung der Zweiten Republik hält die Bundesregierung Leopold Figl III mit einer Dauer von 120 Tagen. Figl regierte in dieser Konstellation von 28. Oktober 1952 bis 2. April 1953.

Platz zwei belegt das Kabinett Julius Raab IV mit 159 Tagen - mit einer Regierungszeit von 3. November 1960 bis 11. April 1961.

Das Fazit der 72 vergangenen Jahre: Nur neun der 21 Legislaturperioden hielten tatsächlich bis zu ihrem regulären Ende.

Die Bundesliste der SPÖ im Überblick

Chronik der Regierungen und Bundeskanzler in Österreich seit 1945

Regierung Renner: April bis Dezember 1945

Ende April 1945 wurde eine provisorische Staatsregierung unter dem Vorsitz von Karl Renner eingesetzt. Ihr gehörten Vertreter von ÖVP, SPÖ und KPÖ an - zu gleichen Teilen.

1. Wahl am 25. November 1945:

Die erste gewählte Regierung nach dem Zweiten Weltkrieg bestand aus einer Konzentrationsregierung zwischen ÖVP, SPÖ und KPÖ. Erster Bundeskanzler der Zweiten Republik wurde Leopold Figl (ÖVP).

Parlament und Regierung konnten allerdings nicht frei entscheiden. Die Siegermächte des Zweiten Weltkrieges behielten bis 1955 die letzte Entscheidungsgewalt.

Die Allparteienregierung hielt bis November 1947. Dann schieden die Kommunisten aus, SPÖ und ÖVP setzen die Koalition fort. Insgesamt hielt die Regierung drei Jahre und knapp elf Monate.

2. Wahl am 9. Oktober 1949:

ÖVP und SPÖ setzen die Koalition unter Leopold Figl fort. Diese Regierung hielt drei Jahre und einen Monat. Im Oktober 1952 wurde auf Vorschlag von Figl ohne vorherige Neuwahlen eine neue Regierung ernannt - wieder bestehend aus ÖVP und SPÖ (Kabinett Figl III). Die Koalition wurde bis April 1953 weitergeführt.

3. Wahl am 22. Februar 1953:

Auch nach der dritten Nationalratswahl blieb es bei einer großen Koalition aus Schwarz und Rot. Der neue Bundeskanzler hieß Julius Raab. Diese Regierung hielt von April 1953 bis Mai 1956 - drei Jahre und einen Monat.

4. Wahl am 13. Mai 1956:

Im Kabinett Raab II regierten erneut ÖVP und SPÖ. Die Koalition hielt von Ende Juni 1956 bis Mitte Juli 1959.

5. Wahl am 10. Mai 1959:

Die SPÖ ergatterte bei der Nationalratswahl 1959 zwar knapp 26.000 Stimmen mehr als die ÖVP, diese bekam jedoch ein Mandat mehr als die Sozialisten - und stellte damit erneut den Kanzler: Julius Raab.

ÖVP und SPÖ führten die Amtsgeschäfte bis Anfang November 1960, als die Regierung zurücktrat und von Bundespräsident Adolf Schärf praktisch unverändert neu angelobt wurde.

Diese Regierung hielt von 3. November 1960 bis 11. April 1961. An diesem Tag wurde Raab von Alfons Gorbach (ÖVP) als Kanzler abgelöst, der bis 27. März 1963 das im Kabinett Gorbach I regierte.

6. Wahl am 18. November 1962:

Alfons Gorbach blieb auch nach der nächsten Nationalratswahl Kanzler, wurde aber im April 1964 von der ÖVP ohne Neuwahlen durch Josef Klaus ersetzt. Diese Regierung hielt drei Jahre.

7. Wahl am 6. März 1966:

Von 19. April 1966 bis 21. April 1970 gab es eine ÖVP-Alleinregierung unter Josef Klaus. Alle Minister und Staatssekretäre wurden von den Schwarzen nominiert. Vizekanzler war zunächst Fritz Böck, ab Jänner 1968 Hermann Withalm.

8. Wahl am 1. März 1970:

Mit Bruno Kreisky an der Spitze löste die SPÖ die ÖVP ab und stellte von April 1970 bis November 1971 eine Alleinregierung. Zunächst gab es eine Minderheitsregierung.

9. Wahl am 10. Oktober 1971:

Nach eineinhalb Jahren rief Bruno Kreisky Neuwahlen aus, um sich die absolute Mehrheit für die SPÖ zu sichern. Das Kabinett Kreisky II regierte von November 1971 bis Oktober 1975.

10. Wahl am 5. Oktober 1975:

Auch nach der nächsten Nationalratswahl blieb die SPÖ an der Macht und regierte mit Absoluter Mehrheit. Das Kabinett Kreisky III hielt von Oktober 1975 bis Juni 1979: drei Jahre und acht Monate.

11. Wahl am 6. Mai 1979:

Kreisky blieb ein weiteres Mal Bundeskanzler, die SPÖ sicherte sich auch 1979 die Absolute Mehrheit. Die vierte Alleinregierung der SPÖ hielt die vier vollen Jahre.

12. Wahl am 24. April 1983:

1983 gab es die erste Regierungsbeteiligung der FPÖ: Fred Sinowatz (SPÖ) wurde Bundeskanzler und holte die Blauen als Koalitionspartner an Bord. Sinowatz regierte von Mai 1983 bis Juni 1986: gute drei Jahre.

13. Wahl am 23. November 1986:

Franz Vranitzky (SPÖ) wurde im Juni 1986 ohne vorherige Wahl Bundeskanzler - die FPÖ blieb Regierungspartner. Vizekanzler war Norbert Steger.

Die Koalition hielt nur noch ein halbes Jahr: Aufgrund der Wahl Jörg Haiders zum Parteiobmann der FPÖ im September 1986 rief die SPÖ Neuwahlen aus.

Im Anschluss folgte eine SPÖ-ÖVP-Koalition: das Kabinett Vranitzky II, das von Jänner 1987 bis Dezember 1990 regierte.

14. Wahl am 7. Oktober 1990:

Auch nach der nächsten Wahl blieb Franz Vranitzky am Ruder und eine rot-schwarze Koalition regierte für die nächsten vier Jahre.

Für die ÖVP fungierte zunächst Josef Riegler als Vizekanzler, Anfang Juli 1991 übergab er sein Amt an Erhard Busek.

15. Wahl am 9. Oktober 1994:

Im Kabinett Vranitzky IV regierte von November 1994 bis März 1996 Franz Vranitzky als Bundeskanzler. Erhard Busek bekleidete bis 4. Mai 1995 das Vizekanzleramt und übergab dann an Wolfgang Schüssel.

16. Wahl am 17. Dezember 1995:

Noch ein letztes Mal wurde Franz Vranitzky Bundeskanzler - wieder mit der ÖVP als Koalitionspartner.

Die Regierung hielt jedoch nur von 12. März 1996 bis 28. Jänner 1997 - bis Vranitzky nach mehr als zehn Jahren Kanzlerschaft zurücktrat.

In der Folge wurde ohne Neuwahlen eine neue SPÖ-ÖVP-Regierung gebildet. Der neue Bundeskanzler hieß Viktor Klima. Er regierte von Jänner 1997 bis Februar 2000.

17. Wahl am 3. Oktober 1999:

Nach der Nationalratswahl vom Oktober 1999 dauerte es vier Monate, ehe eine neue Regierung gebildet werden konnte.

Wolfgang Schüssel übernahm als Kanzler und holte die FPÖ in die Regierung. Vizekanzlerin wurde damals Susanne Riess-Passer - als erste Frau in diesem Amt. Die erste schwarz-blaue Koalition hielt drei Jahre - bis Ende Februar 2003.

18. Wahl am 24. November 2002:

Auch nach den nächsten Wahlen dauerte es drei Monate, bis eine Regierung gebildet werden konnte. Schüssel blieb Kanzler, die FPÖ Koalitionspartner.

Bis 20. Oktober 2003 war Herbert Haupt Vizekanzler, danach übernahm Hubert Gorbach. Im April 2005 gründete sich das BZÖ und spaltete sich vom Rest der FPÖ ab. Die Regierung wurde als schwarz-orange Koalition bis Jänner 2007 fortgeführt.

19. Wahl am 1. Oktober 2006:

Knapp zwei Monate dauerte die Regierungsbildung, ehe unter Alfred Gusenbauer (SPÖ) eine SPÖ-ÖVP-Koalition vereinbart wurde. Diese Regierung hielt allerdings nur zwei Jahre: von Jänner 2007 bis Dezember 2008.

20. Wahl am 28. September 2008:

Werner Faymann (SPÖ) wurde in der Folge Bundeskanzler und blieb volle fünf Jahre mit einer SPÖ-ÖVP-Koalition an der Macht.

21. Wahl am 29. September 2013:

Bei der Nationalratswahl 2013 konnte sich Werner Faymann als Bundeskanzler halten. Allerdings nur knapp drei Jahre: Am 17. Mai 2016 wurde er von Christian Kern (SPÖ) abgelöst. Insgesamt hielt diese Regierung vier Jahre.

Zwei Wiederholungen in 71 Jahren

In zwei Fällen musste eine Nationalratswahl in Teilen wiederholt werden - aufgrund einer erfolgreichen Anfechtung vor dem Verfassungsgerichtshof.

Am 4. Oktober 1970 fand in drei Wahlkreisen - neun Wiener Gemeindebezirken - eine Wiederholungswahl statt.

Und am 13. Oktober 1996 wurde die Nationalratswahl 1995 in Donnerskirchen sowie im Wahlsprengel 2 der Gemeinde Reutte wiederholt.

Die 22. Nationalratswahl findet am 15. Oktober 2017 statt – Ausgang offen

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