Die Wahlkonfrontationen sind am Montagabend auf Puls 4 in die nächste Runde gegangen. Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) begegnete Ulrike Lunacek (Grüne) sehr freundlich, um sich danach mit Matthias Strolz (Neos) Wortduelle zu liefern, die einer sachlichen Diskussion keine Chance mehr ließen.
Mit Geschenken, die die Kontrahenten mitgebracht hatten, sind am Montag auf Puls 4 wieder die Wahldebatten eröffnet worden. Die grüne Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek (Grüne) überreichte
Freundliche Diskussion über Sachthemen
Beim Gespräch wurden Gemeinsamkeiten gefunden und betont. So sagte Lunacek ihre Unterstützung bei der Mietrechtsreform zu, Kern konnte Lunaceks Vorschlag zur Wiedereinführung des Botschafts-Asyls einiges abgewinnen.
Auch beim Thema Burka war man sich einig. Für Kern ist die Burka ein "Zeichen der Unterdrückung". Lunacek bezeichnete Burka und Nikab als "Stoffgefängnis" und meinte Frauen sollen im öffentlichen Raum sichtbar sein.
"Ich möchte, dass Frauen ihr Gesicht zeigen können", so Lunacek. Das Burka-Verbot bezeichnete sie allerdings als "Plazebo von Kurz".
Uneinigkeit bei CETA
Uneins waren sich Kern und Lunacek bei CETA. Die Grünen lehnen das Freihandelsabkommen ab. Bundeskanzler Kern betonte, dass Österreich eine Exportnation sei und von CETA profitieren könne.
Die vorgesehenen Sonderklagsrechte würden ihm aber auch "Unbehagen" bereiten, deshalb möchte er diesen Teil dem Parlament nicht zur Ratifizierung vorlegen.
Keinen Gleichklang im sonst sehr harmonischen Gespräch gab es auch beim Thema Dieselautos und Autoindustrie, die laut Kern immerhin 300.000 Menschen in Österreich Arbeit bietet.
Schlagabtausch mit Matthias Strolz
Völlig anders verlief die Debatte mit Neos-Chef
Kern konterte mit Aussagen wie "werden Sie nicht unernst" oder "Kein Wort ist wahr".
Als der SPÖ-Chef die Finanzierbarkeit von Strolz‘ Reformplänen als unrealistisch bezeichnete, geriet Strolz in Rage. Auch die Länge von Kerns Wortmeldungen regten den Neos-Chef auf. "Ich gehe jetzt einen Kaffee trinken und komme in fünf Minuten wieder", so Strolz.
Kern verwies auf die Großspender bei den Neos und der ÖVP, und meinte, er lehne so etwas ab, denn "Ich will nicht irgendwelchen Superreichen verpflichtet sein". Strolz konterte "Bei uns ist alles transparent, von der Klorolle bis zum Wurstsemmerl".
Sachthemen gingen unter
Durch die Wortgefechte von Strolz und Kern traten die Sachthemen fast in den Hintergrund. Nach kurzer Einigkeit, dass Mieten leistbarer werden müssen, ritt Strolz eine Attacke wegen der geringen Miete der SPÖ-Parteizentrale.
Kern wies, wie schon einige Male zuvor an diesem Abend, darauf hin, dass er erst seit 18 Monaten an der Parteispitze sei, der Mietvertrag stamme aus dem Jahr 1945.
Auch die Diskussionen um Erbschaftssteuer, Pensionen und flexible Arbeitszeiten gingen im Schlagabtausch unter.
In Spitzen verfolgten bis zu 222.000 Zuschauer das Aufeinandertreffen zwischen Ulrike Lunacek und Christian Kern. Das Duell "Strolz gegen Kern" erreichte bei Puls 4 Spitzen von bis zu 201.000 Zuseher. Am nächsten Montag trifft Sebastian Kurz auf Lunacek und Strolz.
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