Die Union ist nach der Bundestagswahl auf die SPD als Regierungspartner angewiesen. Doch die muss sich nach ihrem drastischen Absturz eigentlich neu sortieren. Kann das als Teil einer Koalition gelingen?
16,4 Prozent hat die SPD bei der Bundestagswahl geholt – ein historisch schlechtes Ergebnis. Seit Ende des 2. Weltkriegs waren die Sozialdemokraten auf Bundesebene noch nie so schwach. Aus der Partei werden deshalb nun Rufe nach einer Neuaufstellung laut. Die SPD-Spitze hat bereits inhaltliche und personelle Umbrüche angekündigt – auch wenn davon bislang nicht viel zu sehen ist.
Doch obwohl die Wähler die Partei so abgestraft haben, wird sie mit ziemlicher Sicherheit Teil der neuen Regierung sein. Mit der AfD will die siegreiche Union nicht koalieren, für schwarz-grün reicht es nicht, ein Bündnis mit der Linken hätte ebenfalls keine Mehrheit und wird von CDU/CSU ohnehin ausgeschlossen. Übrig bleibt nur schwarz-rot.
2017 sah sich die SPD schon einmal in einer ähnlichen Situation: Sie hatte bei der Bundestagswahl deutlich Stimmen eingebüßt, fand sich aber nach dem Scheitern der Sondierungen zwischen Union, FDP und Grünen in einer weiteren Großen Koalition wieder. Bis heute blicken viele Genossinnen und Genossen gespalten auf die Entscheidung, trotz Wahlniederlage in die Regierung zu gehen.
Interne Machtkämpfe zerrissen die SPD. Erst nahm
Auch die Bürgerinnen und Bürger haben da so ihre Zweifel. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag unserer Redaktion.
Rund 5.000 Menschen hat Civey für die Umfrage im Zeitraum vom 24. bis zum 26. Februar gefragt: "Könnte sich die SPD Ihrer Meinung nach in einer neuen Bundesregierung unter der Union neu aufstellen?" Mit 48 Prozent antworteten weniger als die Hälfte der Befragten darauf mit "Ja". Insgesamt 34 Prozent der Befragten, glauben nicht, dass die Sozialdemokraten diese Aufgabe bewerkstelligen können. 18 Prozent sind sogar überzeugt, dass ihnen das "auf keinen Fall" gelingen kann. Ebenfalls 18 Prozent zeigten sich in der Frage unentschieden.

SPD-Anhänger sehen Neuaufstellung am positivsten
Allerdings: Betrachtet man die Ergebnisse nach der jeweiligen Parteipräferenz der Befragten, sind vor allem Anhänger der SPD optimistisch. 65 Prozent von ihnen trauen der Partei die Erneuerung als Teil einer schwarz-roten Koalition zu. Nur 17 Prozent glauben nicht, dass solches ein Vorhaben Erfolg haben könnte. 18 Prozent sind unentschlossen.
Ganz ähnlich fallen die Werte bei potenziellen Unionswählern aus. Hier glauben 63 Prozent an eine Erneuerung der SPD innerhalb der Regierung. 19 Prozent antworteten mit "Nein" auf die Frage und 18 Prozent sind unentschieden.
Am wenigsten sind AfD-Anhängern davon überzeugt, dass die SPD als Partner der Union eine Neuaufstellung bewerkstelligen kann. 72 Prozent von ihnen beantworteten die Frage mit "Nein". Nur 16 Prozent sehen die SPD dieser Aufgabe gewachsen – zwölf Prozent haben keine dezidierte Meinung zu der Frage.
Vor allem Arbeiter trauen der SPD Erneuerung in Koalition nicht zu
Zudem zweifeln insbesondere jüngere Menschen an der SPD. In der Altersgruppe der 18- 29-Jährigen beantworteten nur 37 Prozent der Befragten die Frage mit "Ja". 44 Prozent trauen der Partei keine Erneuerung zu, wenn sie gleichzeitig Teil der Regierung ist.
Am positivsten bewerten Menschen der Altersgruppe 65+ diese Idee. 57 Prozent von ihnen glauben, dass die SPD sich trotz Regierungsverantwortung neu formieren könnte. 26 Prozent glauben nicht daran.
Besonders bitter für die Sozialdemokraten: Vor allem Arbeiter trauen der Partei nicht zu, unter der Union zu neuer Stärke zu finden. Nur 37 Prozent der befragten Arbeiter glauben daran – der niedrigste Wert in allen Berufsgruppen. 42 Prozent sind sich hingegen sicher, dass das nicht klappen wird – der höchste Wert in allen Berufsgruppen. Am positivsten beurteilen derweil Angestellte (48 Prozent "Ja", 32 Prozent "Nein") die Frage. (thp)
Hinweise zur Methode:
- Für die repräsentative Umfrage "Könnte sich die SPD Ihrer Meinung nach in einer neuen Bundesregierung unter der Union neu aufstellen?" hat das Meinungsforschungsinstitut Civey im Auftrag unserer Redaktion 5.071 Bundesbürgerinnen und -bürger online befragt. Befragungszeitraum war der 24. bis 26. Februar 2025.
- Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben unter anderem Daten wie Alter, Geschlecht und Wohnort angegeben und wurden registriert und verifiziert. Civey korrigiert Verzerrungen durch ein mehrstufiges Gewichtungsverfahren.
- Der statistische Fehler der Ergebnisse beträgt jeweils 2,5 Prozentpunkte. Zusätzliche Informationen zur Methode finden Sie hier.