"Ein historischer Abend", sagt Friedrich Merz, der voraussichtliche künftige Bundeskanzler. Denn er und seine Union sind klarer Sieger der Bundestagswahl. Die SPD verliert dagegen deutlich an Stimmen. Doch an wen? Ein Blick auf die Wählerwanderung.
"Wir haben diese Wahl verloren", kommentiert SPD-Kanzlerkandidat
Doch woher kamen die Wähler von Union und AfD? Und an wen mussten SPD und Grüne Stimmen abgeben? Die vorläufigen Wählerwanderungen auf Basis der Grafiken von "infratest dimap" (Stand 23.Februar, 20:10 Uhr) im Überblick.
SPD als großer Verlierer
Als "enttäuschend" bezeichnete die SPD-Co-Vorsitzende
Mit 1.810.000 Stimmen verloren die Sozialdemokraten die meisten Wähler an die Union. Aber auch die AfD konnte mit 680.000 Stimmen ehemalige SPD-Wähler für sich gewinnen. Außerdem wanderten 540.000 Stimmen zur Linken, 410.000 zum BSW und 300.000 zu den Grünen.
Ein kleiner Lichtblick für die SPD: Sie konnte 80.000 Stimmen von ehemaligen FDP-Wählern und 340.000 Stimmen von Nichtwählern gewinnen.
Union gewinnt vor allem an frustrierten "Ampel"-Wählern
Mit 28,5 Prozent und einem Stimmenzuwachs von 4,3 Prozent geht die Union als klarer Sieger aus der Bundestagswahl hervor. Profitiert hat sie vor allem von frustrierten "Ampel"-Wählern: 1.810.000 Wählerinnen und Wähler wanderten von der SPD, 1.300.000 von der FDP und 330.000 Stimmen von den Grünen zu CDU/CSU. Zudem konnte die Union 1.040.000 Nichtwähler mobilisieren.
Sie verlor aber auch 910.000 Stimmen an die AfD, 200.000 Stimmen an das BSW und 60.000 Stimmen an die Linke.
AfD auf Platz 2
Die AfD ist mit 20,5 Prozent der Wählerstimmen und einem Stimmenzuwachs von 10 Prozent die zweitstärkste Kraft bei der Bundestagswahl 2025 geworden. Obwohl sie 60.000 Stimmen an das BSW verlor, konnte sie insgesamt deutlich mehr Stimmen hinzugewinnen.
So entschieden sich 1.860.000 ehemalige Nichtwähler, die AfD zu wählen. Zudem gewann die Partei 910.000 Stimmen von der Union, 800.000 von der FDP, 680.000 von der SPD, 100.000 von der Linken und 90.000 von den Grünen.
Deutschland hat gewählt: Friedrich Merz wird aller Voraussicht nach der nächste Bundeskanzler. Was erwarten Sie von seiner Kanzlerschaft und der kommenden Bundesregierung?
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Grüne verlieren an Linke und Union
Die Grünen kommen nach den aktuellen Hochrechnungen auf 12 Prozent und müssen einen Verlust von 2,5 Prozent hinnehmen. Die meisten ihrer Wähler, insgesamt 600.000 Stimmen, wanderten zur Linken ab. Weitere 390.000 Stimmen gingen an die Union, 130.000 an die BSW und 90.000 an die AfD.
Aber auch die Grünen konnten von anderen Parteien profitieren: Sie erhielten 300.000 Stimmen von der SPD, 190.000 von ehemaligen Nichtwählern und 170.000 von der FDP.
Linke gewinnt eine Menge Wähler hinzu
Die Linke hat innerhalb kürzester Zeit deutliche Stimmengewinne verbuchen können. Nach den aktuellen Hochrechnungen wird die Partei mit 8,6 Prozent nicht nur sicher in den Bundestag einziehen, sondern auch um 3,8 Prozentpunkte zulegen.
600.000 ehemalige SPD-Wähler entschieden sich bei dieser Wahl für die Linke, ebenso 540.000 ehemalige Grünen-Wähler. Außerdem mobilisierte die Partei 320.000 Stimmen von Nichtwählern, 90.000 Stimmen von der FDP und 60.000 Stimmen von der Union.
Allerdings musste die Linke auch Verluste hinnehmen: 330.000 Stimmen gingen an das BSW und 90.000 an die AfD.
FDP verliert Stimmen an alle
Die FDP bangt derzeit noch immer um den Einzug in den Bundestag. Zuletzt kündigte Lindner seinen Rückzug an, sollte die Partei ausscheiden - und mit aktuell 4,6 Prozent sieht es nicht gut aus für die Liberalen.
Die meisten Stimmen verliert die FDP an die Union, insgesamt 1.300.000. Weitere 800.000 Stimmen gehen an die AfD, 240.000 an das BSW, 170.000 an die Grünen, 90.000 an die Linke und 80.000 an die SPD. Zumindest 30.000 Stimmen von ehemaligen Nichtwählern konnte die FDP hinzugewinnen.
BSW
Das BSW ist zum ersten Mal angetreten und hat folglich lediglich anderen Parteien Stimmen abgenommen, vor allem SPD (410.000) und Linkspartei (340.000).Darüber hinaus verlor die FDP 240.000 Stimmen, die Union 200.000 Stimmen, die Grünen 130.000 Stimmen und die AfD 60.000 Stimmen an das BSW. Sie brachte zudem laut Infratest dimap rund 410.000 Nichtwähler an die Urnen.
Verwendete Quellen:
- Material der Nachrichtenagentur dpa
- tagesschau.de: Wie die Wähler wanderten