Angela Merkel ist auch in diesem Jahr die Spitzenkandidatin der CDU für die Bundestagswahl im Herbst. Die amtierende Bundeskanzlerin ist seit acht Jahren an der Macht und will es noch einmal wissen. Doch wofür steht die CDU-Chefin - ein Porträt.
So richtig schmeichelhaft sind die Attribute, die
Kanzlerin mit guter Bilanz
Schaut man auf die Bilanz der Kanzlerin, dann sieht sie gar nicht schlecht aus. Oder in Merkels eigenen Worten: "Diese Bundesregierung ist die erfolgreichste Bundesregierung seit der Wiedervereinigung."
In Zeiten der schweren Wirtschaftskrise scheint Merkel Deutschland sicher zu führen. Keinem Land in der EU geht es besser, kein Land hat die Stürme der Weltwirtschaft besser überstanden. Die Arbeitslosigkeit ist unter Merkel deutlich zurückgegangen und ist nun, allen Widrigkeiten zum Trotz, so niedrig, wie seit 20 Jahren nicht mehr. In der Euro-Krise punktete sie mit einem harten Sparkurs. Nach der Atomkatastrophe in Japan hat sie den Atomausstieg zügig durchgesetzt und die Energiewende propagiert. Dabei warfen ihr Kritiker eine überhastete politische Kehrtwende vor, während ihre Befürworter die Gabe Merkels lobten, schnell und mit Bestimmtheit auf aktuelle Ereignisse zu reagieren.
Es verwundert deshalb nicht, dass das US-Magazin Forbes Angela Merkel 2012 zum zweitmächtigsten Menschen der Welt kürte, direkt hinter US-Präsident
Wenn man den Umfragen glaubt, dann liegt die Regierungskoalition aus CDU/CSU und FDP im Jahr der Bundestagswahl deutlich vor den Oppositionsparteien, trotz schwächelnder FDP. Alles scheint nach den Wünschen von Angela Merkel zu laufen, die gerne noch ein drittes Mal Bundeskanzlerin werden würde. Gerüchten, dass sie das Amt im Falle der Wiederwahl bereits nach zwei Jahren einem Nachfolger übergeben werde, hatte sie sofort widersprochen. Das wäre auch schwer vorstellbar für eine Frau, die sich seit Jahren erfolgreich an der umkämpften Spitze ihrer Partei hält.
Methode Merkel
Wie sie das schafft? Da wäre zunächst die "Methode Merkel": Die Kanzlerin meldet sich nie vorzeitig zu Wort, sie harrt aus und hört sich die Diskussion an. Erst, wenn es gar nicht mehr anders geht, stellt sie sich geschickt an die Spitze der Mehrheitsmeinung. Innerparteilich hat sie wohl viel von ihrem Ziehvater
Der Weg zur Galionsfigur der CDU war der Pfarrerstochter aus dem brandenburgischen Templin nicht vorgezeichnet. Am 17. Juli 1954 wurde Angela Merkel als Angela Dorothea Kasner in Hamburg geboren. Kurz darauf zog die Pfarrersfamilie in die DDR, wo Vater Kasner eine Stelle als Pfarrer antrat.
In Templin ging die spätere CDU-Vorsitzende zur Schule und machte mit herausragenden Leistungen in Physik und Russisch auf sich aufmerksam. Ab 1973 studierte sie in Leipzig Physik. 1977 heiratete die Studentin ihren Kommilitonen Ulrich Merkel.
Die Ehe wurde 1982 geschieden. Da hatte Angela Merkel bereits eine Beschäftigung an der Berliner Akademie der Wissenschaften gefunden. 1986 promovierte sie, Thema ihrer Arbeit: "Untersuchung des Mechanismus von Zerfallsreaktionen mit einfachem Bindungsbruch und Berechnung ihrer Geschwindigkeitskonstanten auf der Grundlage quantenchemischer und statistischer Methoden".
Rasanter politischer Aufstieg
Erst nach der friedlichen Revolution 1989 begann Angela Merkels rasanter politischer Aufstieg. Sie trat dem "Demokratischen Aufbruch" bei und wurde 1990 stellvertretende Regierungssprecherin der DDR-Regierung unter Lothar de Maizière. Als frisch gebackenes CDU-Mitglied kandidierte sie im selben Jahr im Wahlkreis Stralsund-Rügen-Grimmen erfolgreich für den ersten gesamtdeutschen Bundestag. Der damalige Bundeskanzler und CDU-Vorsitzende Helmut Kohl erkannt sofort das Talent Merkels und förderte sie nach Kräften. Als "Kohls Mädchen" anfangs verspottet, wurde Merkel 1991 zur stellvertretenden CDU-Vorsitzenden gewählt. Kohl holt die bis dahin unbekannte Politikerin zudem in sein Kabinett als Ministerin für Frauen und Jugend (1991-1994). Anschließend übernahm sie das Umweltministerium (bis 1998).
Im Jahr 1998, als Kohl die Bundestagswahl gegen
Zurück ins Jahr 1999. Der CDU-Spendenskandal erschütterte damals die Partei bis ins Innerste. Altkanzler Kohl räumte seine Parteiämter. Seine Generalsekretärin empfahl den Parteimitgliedern sich von dem alten Patriarchen zu distanzieren. Das hatte Merkel niemand zugetraut und es wurde der erhoffte Befreiungsschlag, die CDU lebte wieder auf. 2000 wurde Merkel CDU-Vorsitzende, ließ Edmund Stoiber aber den Vortritt als Kanzlerkandidat.
2005 führt sie selbst die CDU in den Wahlkampf und gewann gegen Gerhard Schröder. Angela Merkel wurde von einer großen Koalition aus CDU/CSU und SPD zur ersten Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland gewählt. 2009 wurde sie im Amt bestätigt, diesmal von einer schwarz-gelben Koalition aus CDU/CSU und FDP.
Angela Merkel - ein außenpolitisches Schwergewicht
Außenpolitisch ist Angela Merkel ein Schwergewicht. Die weltweite Wirtschaftkrise, die Euro-Krise, die Schulden-Krise - immer ist Angela Merkel tonangebend, oft im Schulterschluss mit Frankreich. Dabei plädiert sie für einen strikten Sparkurs und einen starken Euro. Die Kanzlerin setzt sich auch für eine weitere Reform des Staatenbündnisses ein. So kann sie sich die Vereinigten Staaten von Europa mit einer gemeinsamen europäischen Regierung vorstellen.
Spannend sind derzeit auch die innenpolitischen Themen. So wollen Angela Merkel und die CDU die Neuverschuldung des Staates verringern. Ab 2015 soll es keine Neuverschuldung mehr geben, ab 2016 sollen die Schulden sogar verringert werden. In wichtige Bereiche wie Forschung und Bildung wird den Planungen zufolge weiter investiert. Gleichzeitig sollen die Steuern gesenkt werden - zunächst allerdings nur durch die Anpassung der Steuertarife an die Inflation. Das käme vor allem kleinen und mittleren Einkommen zu Gute. Eine Vermögenssteuer und eine höhere Erbschaftssteuer lehnt Merkel ab.
Kein gesetzlicher Mindestlohn
Ein gesetzlicher Mindestlohn ist mit Angela Merkel nicht zu haben. Stattdessen plant sie eine verbindliche Lohnuntergrenze in Bereichen, in denen es keine Tarifverträge gibt. Generell sollen die Tarifparteien die Löhne regeln. Die in die Kritik geratene Zeitarbeit wird von Angela Merkel befürwortet - allerdings soll auch bei Leiharbeitern das Prinzip "gleicher Lohn für gleiche Arbeit" gelten.
Rentner sollen in Zukunft nebenher arbeiten können. Das Konzept heißt Kombirente und soll Teilzeitarbeit ermöglichen. Die gesetzliche Altersgrenze soll zumindest überprüft werden. Um Altersarmut zu verhindern, ist eine Lebensleistungsrente von 850 Euro geplant, die für Menschen gelten soll, die über 40 Jahre in die Rente eingezahlt und für die Altersvorsorge privat gespart haben.
Angela Merkel reklamiert für ihre Bundesregierung, den Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz durchgesetzt zu haben. Damit Länder und Kommunen dies auch verwirklichen können, soll der Bund Mittel von über 500 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Außerdem wurde das Betreuungsgeld eingeführt, das Familien eine Wahlmöglichkeit geben soll.
Schließlich engagiert sich Angela Merkel für eine Arbeitswelt, die familiengerecht ist. Kitas sollen längere Öffnungszeiten anbieten. Zudem will sie eine Großelternzeit einführen, die es Großeltern ermöglichen soll, ihre Enkel zu betreuen, während die Eltern arbeiten gehen. Die klassische Familie steht bei Merkel ohnehin hoch im Kurs. Anderen Formen der Partnerschaft respektiert sie, lehnt jedoch eine Gleichstellung von Ehe und Lebenspartnerschaften ab.
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