In der dritten und letzten Folge der "Wahlfahrt" chauffiert Hanno Settele die Bundespräsidentschaftskandidaten Andreas Khol (ÖVP) und Rudolf Hundstorfer (SPÖ). Auch wenn sich einer der beiden mit dem TV-Format nicht recht anfreunden kann, sind die beiden politisch gar nicht so weit auseinander.
Im Gegensatz zu den vorangegangenen Folgen sind die Unterschiede zwischen Hanno Setteles Mitfahrern in Folge drei der "Wahlfahrt - Auf zur Hofburg" weniger prägnant.
Diesmal fahren die Vertreter der beiden ehemaligen Großparteien mit: der 74-jährige Andreas Khol, der für die ÖVP antritt und von 2002 bis 2006 Nationalratspräsident war, und der 64-jährige Rudolf Hundstorfer (SPÖ), der von 2008 bis Anfang dieses Jahres als Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz arbeitete.
Khol fühlt sich bei der Fahrt sichtlich wohl: Er plaudert locker mit Settele, macht ein Selfie mit ihm – und bietet ihm zum Schluss mit Augenzwinkern einen Posten als Kabinettsdirektor an.
Hundstorfer wirkt skeptisch, was das TV-Format "Wahlfahrt" angeht, und erzählt eher selten von sich aus. Er macht zwar Späße mit Settele, hält sich aber bedeckter als Khol.
Berufswünsche aus Kindertagen
Khol erklärt gleich zu Beginn, dass er den Leuten gerne das "wahre Bild" von sich zeigen würde. Man kenne ihn nur für seine "relativ strenge Führung", aber eigentlich sei er ein "bunter Mensch, großzügig, tolerant".
Um sich entsprechend darzustellen, spielt Khol auf der Fahrt immer wieder den Reiseleiter. Tatsächlich war das ab 15 sein Beruf, in dem er später auch seine Frau kennenlernte. Jovial nimmt er ein Mikrofon in die Hand und schwärmt mal auf Englisch, mal auf Deutsch von der Schönheit des Pinzgaus.
Hundstorfer wollte in jungen Jahren Eisenbahner werden, weil viele Familienmitglieder mit dem Beruf zu tun hatten. Der nächste Berufswunsch war Feuerwehrmann – aber dann sei es eben anders gekommen.
Auch wenn sich Hundstorfer nicht so locker gibt wie Khol, blitzt im Gespräch mit Settele immer wieder ein gemütlicher Humor durch.
Zum Beispiel bei der "Talerverkostung": Die beiden naschen von Schokoladentalern, die als Werbung für die Kandidaten verteilt werden und alle von derselben Firma produziert werden. Sein eigener Taler habe eine andere Konsistenz und mehr Geschmack, schmunzelt Hundstorfer.
Standpunkte in der Flüchtlingspolitik
Politisch wird das Gespräch seltener als noch bei den Fahrten mit Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer.
Settele spielt "Wer hat's gesagt?" mit seinen beiden Fahrgästen: Satzbrocken müssen dem richtigen Politiker bzw. der richtigen Partei zugeordnet werden. Zum Beispiel: "Die Herkules-Transportmaschinen des Bundesheeres für Abschiebungen benutzen".
Beide können die meisten Äußerungen richtig zuweisen. Obwohl viele von FPÖ-Politikern zu stammen scheinen, sind viele doch SPÖ oder ÖVP zuzuordnen. Die Worte aus dem Beispiel stammen beispielsweise von SPÖ-Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil.
Settele bringt Jörg Haider ins Spiel
Settele erinnert an das "Lichtermeer" – eine Großdemonstration in Wien, bei der 1993 zwischen 200.000 und 300.000 Menschen gegen das von FPÖ-Politiker Jörg Haider initiierte "Österreich zuerst"-Volksbegehren protestierten. Die dort formulierten Restriktionen gegenüber Einwanderern seien heutzutage, sagt Settele, "zu 90 Prozent gelebte Politik".
Khol erklärt, dass die damaligen FPÖ-Forderungen eine "groß überschießende, Ängste schürende, populistische Dramatisierung" gewesen seien – stuft aber die einschränkenden Vorhaben heutzutage als "angemessen" ein, weil Österreich heute das 20-fache der damaligen Asylanträge habe.
Hundstorfer denkt ähnlich. Der schärfere Kurs der Regierung habe sich durch Ereignisse wie die Euro-Krise oder die Flüchtlingskrise ergeben. Europa müsse zusammenarbeiten – aber was die durchgesetzte Flüchtlingsquote angehe, handle Österreich richtig.
Probleme mit einer blauen Regierung?
Khol und Hundstorfer sind anderer Meinung: Es wäre "fahrlässig", so Hundstorfer, einen Kanzler nicht zu akzeptieren, nur weil er nicht zur persönlichen Position passe. Ein Bundespräsident müsse überparteilich sein. Khol erklärt ebenso, er habe kein Problem damit, einen demokratisch gewählten Kanzler anzugeloben, auch wenn er der FPÖ angehöre.
Fazit der dritten "Wahlfahrt"
Die dritte Folge der "Wahlfahrt" hinterlässt einen etwas zwiespältigen Eindruck: Man erhält weniger Eindruck von den politischen Haltungen und Ideen der Kandidaten, weil diese mehr Zeit mit Geplauder oder Zurückhaltung verbringen.
Gleichzeitig sind die Unterschiede diesmal nicht so deutlich wie noch bei Irmgard Griss und Richard Lugner oder Van der Bellen und
Hundstorfer scheint der Gemäßigtere von beiden zu sein. Während sich Khol stolz als "erzkonservativ" bezeichnet, sagt Hundstorfer über sich, seine Idee sei es, "Menschen zusammenzubringen und gemeinsame Lösungen zu finden".
Nachdem er sich im Gegensatz zu Khol aber mit dem "Wahlfahrt"-Format unwohler zu fühlen scheint, erhält man zumindest hier weniger Einblick in seine genauen Vorstellungen.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.