Hanno Settele ist wieder auf "Wahlfahrt" - diesmal geht es um die Hofburg. Norbert Hofer und Alexander Van der Bellen erklären ihre Beweggründe für die Kandidatur.
Auch in der zweiten "Wahlfahrt"-Folge setzt Hanno Settele auf Gegensätze: Letztes Mal kutschierte er Irmgard Griss und
Schon im Auftreten sind beide Kandidaten sehr unterschiedlich. Der 72-jährige Alexander Van der Bellen, lange Jahre Bundessprecher der Grünen und später Wiener Landtagsabgeordneter, spricht bedächtig, überlegt sich seine Worte – und tut sich deswegen mit Smalltalk manchmal schwer.
Der 45-jährige
Die Kandidaten von der persönlichen Seite
Bei der Fahrt gewinnt man von beiden, unabhängig von ihren politischen Positionen, einen persönlichen Eindruck. Hofer erzählt von seinem Unfall beim Paragleiten, dem er sich fünf Wirbel brach und einige Zeit querschnittsgelähmt war. Zum Glück war es eine inkomplette Querschnittslähmung, weshalb er sich die Kontrolle über seinen Körper wieder erarbeiten konnte.
Van der Bellens Eltern stammen aus Russland und Estland, er selbst wurde in Wien geboren und wuchs in Tirol auf. Er spricht ein paar Worte in Tiroler Dialekt und erklärt dann schmunzelnd, er sei "zweisprachig aufgewachsen" – mit Tirolerisch und Österreichisch.
Ernster fügt er hinzu: "Ich habe nie einen Gedanken daran verschwendet, dass ich da fremd sein könnte."
Norbert Hofer will eingreifen
Schnell werden die Themen politisch – dazu ist die "Wahlfahrt" da. Setteles Anmerkung, Hofer bewerbe sich für ein Amt, das sein Parteichef eigentlich abschaffen wolle, tut Hofer mit einem Lachen ab.
"Jede Zeit hat seinen Präsidenten", erklärt er dann und definiert seine Vorstellung von der derzeitigen Anforderung an das Amt: "Jetzt braucht es jemanden, der eingreift."
Hofer erläutert, er würde die Regierung zu sich rufen, wenn die Dinge nicht in Ordnung wären. Ein Beispiel für eine solche Situation sei die Äußerung des Polizeipräsidenten von Wien: Der empfahl Frauen, derzeit nachts nicht allein auf die Straße zu gehen. In einem solchen Fall würde Hofer die Regierung in die Verantwortung nehmen und zusehen, dass die Exekutive mehr Personal bekäme.
Kritischer Blick auf Flüchtlingskrise
Im vergangenen Jahr habe es auch so einen Fall gegeben: Als 800.000 Menschen durch Österreich nach Deutschland gebracht wurden, "unter Umgehung aller Rechtsvorschriften", sagt Hofer.
In einem Einspieler wird der FPÖ-Kandidat bei einer Wahlkampfrede in Graz gezeigt, bei der in dieselbe Kerbe haut: "Wir haben die Falschen ins Land geholt, liebe Freunde", donnert er und kündet an, er würde die Regierung absetzen, wenn diese nicht dafür Sorge trage, dass diese "Falschen" auch wieder ausgewiesen werden.
Im "Wahlfahrt"-Gespräch schwächt Hofer ab: Er sei jemand, der "Brücken bauen" würde. "Worte und Taten muss man schon unterscheiden", erklärt er.
Van der Bellen setzt auf Europa
Van der Bellen erläutert bei Hanno Settele den Grund für seine Kandidatur: "Irgendwie habe ich die Verpflichtung gefühlt, dem Land etwas zurückzugeben", sagt er und äußert Sorge, ob das zu hochgegriffen klingt.
Seine beiden Söhne, Jahrgang 1963 und 1968, befürworten seine Kandidatur – "vielleicht mit einem ironischen Unterton: 'Der Alte kann's nicht lassen.'".
Er habe ein großes Problem mit der Europapolitik der FPÖ, bekennt Van der Belle. Aus diesem Grund wolle er keinen blauen Bundeskanzler angeloben.
Einen Austritt aus der Europäischen Union hält Van der Bellen für den "größtmöglichen Fehler, wirtschaftspolitisch, friedenspolitisch und auch machtpolitisch". Auch die von Heinz-Christian Strache schriftlich geforderte Abschaffung des Schengen-Raums findet er bedenklich.
Als Settele ihn darauf hinweist, dass die Grünen seinerzeit nicht in die EU wollten, nickt Van der Bellen und erklärt, er selber habe das durchaus gewollt, seine Partei aber nicht.
Integration "pragmatisch angehen"
Dass die Zahl der Migrantenkinder in Österreichs Schulen aufgrund der Flüchtlingskrise wohl steigen wird, besorgt ihn nicht: "Das ist nicht neu", erklärt er. Schon früher habe man viele Schulkinder aus dem ehemaligen Jugoslawien oder der Türkei gehabt.
Der Umgang mit dieser Situation sei eine "besondere Herausforderung", gibt Van der Bellen zu. Sie lasse sich aber pragmatisch angehen. Manchmal müsse man die Eltern vorladen, um ihnen beispielsweise zu erklären, dass in Österreich Gleichberechtigung herrsche – auch zwischen Buben und Mädchen.
Dass in Frankreich Frauen in gewissen politischen Ämtern keine Kopftücher tragen dürfen, hält Van der Bellen für eine "übertrieben säkulare Maßnahme" – es trügen auch viele Menschen ein Kreuz oder einen Davidstern.
Über Setteles Frage nach Kruzifixen in Klassenzimmern schmunzelt Van der Bellen: "Wenn wir keine dringenderen Probleme zu lösen haben, dann geht's uns wirklich sehr gut in Österreich."
Gelungenes Porträt mit unterschiedlichen Ansätzen
Mit einer Mixtur aus Spielen, persönlichen Gesprächen und politischen Diskussionen gibt Hanno Settele einen guten Eindruck von den Stärken und Schwächen der Kandidaten.
Die "Wahlfahrt" will Debatten nicht ersetzen – auch in den persönlichen Momenten scheint durch, wofür die Kandidaten stehen.
Norbert Huber nimmt Settele dabei genauer ins Verhör, hakt öfter und kritischer nach – was vielleicht daran liegt, dass der FPÖ-Kandidat konkreten Antworten mit vagen Aussagen umschifft.
Van der Bellen bemüht sich von sich aus, differenzierter zu antworten, selbst bei den lockeren Spielchen, weshalb Settele mit ihm entspannter debattiert.
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