Spätestens seit dem Gerangel um die Gesundheitsatteste der beiden Präsidentschaftskandidaten ist der Wahlkampf wieder eröffnet. Ein drittes Mal steigen Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer in den Ring. Mit der Wahlsendung am Mittwochabend im ORF sind nun ganz offiziell die Kameras wieder auf die beiden Anwärter gerichtet.

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Settele in der Loge: "Immer wieder Sonntag"

Um die Zuseher nicht durch Wiederholung zu langweilen hat man sich für den TV-Auftakt seitens des ORF einiges überlegt und die erfolgreichsten Formate kombiniert. Unter dem Sendungstitel "Immer wieder Sonntag", in Anspielung auf das Theaterstück, zu dem sich die Wahl entwickelt, lud Hanno Settele zum Interview in die Burgtheater-Loge.

Lisa Gadenstätter machte sich unterdessen mit Setteles alten Mercedes auf den Weg, um sich unter die Menschen zu mischen und zu eruieren, wie gespalten das Land tatsächlich ist. Sie traf Hofer-Unterstützer sowie Van-der-Bellen-Anhänger in ganz Österreich. Viel Neues war dabei nicht zu hören. Die beiden seien an zwei völlig unterschiedlichen Enden der politischen Skala platziert, so der gemeinsame Tenor. Eine Mitte scheint es nicht mehr zu geben, auch wenn sich diese einige wünschen.

Auf der Seite der Grünen wird Hofer gerne als "Wolf im Schafspelz" bezeichnet. Die Befürworter der Blauen werfen Van der Bellens Unterstützern ihrerseits Abgehobenheit vor. Ein Wahlhelfer der FPÖ sagte zum Invasoren-Sager Hofers wortwörtlich: "Invasoren ist ein sehr überspitzter Begriff, aber er kommt bei den Leuten an." Der FPÖ-Kandidat hatte zuvor Flüchtlinge als solche bezeichnet.

Alles relativ

Zurück im Burgtheater: Auf die "Scheibenwischer"-Geste im ATV-Duell angesprochen, sagte Van der Bellen: "Das war missglückt." Auch Hofer würde die Bezeichnung "faschistischer Diktator" für seinen Kontrahenten so nicht mehr verwenden. Van der Bellen findet die Umgangsformen zwischen sich und seinem Kontrahenten aber generell nicht schlimm

Relativierung war überhaupt das Gebot der Stunde. Beide ruderten bei all ihren Aussagen zurück: Sowohl Hofer mit seinem "Man wird sich noch Wundern"-Ausspruch als auch Van der Bellen in Bezug auf die Angelobung Straches als Bundeskanzler. So würde man das heute natürlich nicht mehr sagen, beteuerten beide.

Allerdings ist es mit bereits Gesagtem so eine Sache und hierbei sei Settele zitiert, der in der Sendung zu Hofer sagte: "Wissen Sie was Zahnpasta mit Sprache gemeinsam hat? Einmal ausgedrückt, bekommt man sie nicht mehr in die Tube zurück."

Generell überzeugte der ORF-Redakteur mit einer forschen und direkten Fragetechnik. Warum er denn immer so brutale Begriffe wie eben Invasoren verwende, wollte er von Hofer wissen. Ob er sich im Klaren darüber sei, was er damit anrichte - immerhin nehme der Hass in sozialen Medien besonders auf den FPÖ-Seiten zu. Das wiederum relativierte der blaue Kandidat: Er lese viele Onlineforen und überall würden gleichermaßen schlimme Dinge gepostet werden.

Um zu erfahren, was in den Köpfen dieser Hater vorgeht, wollte Gadenstätter Autoren extreme Postings aus dem linken und rechten Lager interviewen. Die meisten jedoch lehnten ihre Anfrage ab. Ein paar setzten sich aber vor die Kamera um ihre extremen Kommentare zu erklären. Sie wollten anderen die Augen öffnen, lautete eine Begründung. Bei manchen sei es lediglich eine emotionale Reaktion auf eine persönliche Beleidigung gewesen.

Festgefahrene Überzeugungen lassen sich eben auch durch Argumente nicht ändern.

Van der Bellen: EU-Austritt wäre Katastrophe

Auf die Frage, inwiefern das aktuelle Weltgeschehen ihrem Wahlkampf schade oder helfe, schossen sich beide auf den Brexit ein. "Ein Austritt aus der EU wäre wirtschaftspolitisch der größte Fehler, den Österreich machen könnte", so Van der Bellen. Hofer warf seinem Kontrahenten vor, sich zu sehr auf den Brexit zu konzentrieren und Szenarien zu zeichnen, die keine Grundlage hätten.

Angesprochen auf das Geschehen in der Türkei sagte Van der Bellen: "Demonstrationsrecht ist ein wichtiges Gut, aber auch ich fühle mich mit solchen Situationen nicht wohl." Hofer bekräftigte seine Vermutung, dass die meisten der Demonstranten keine Österreicher seien. "Die mögen vielleicht die österreichische Staatsbürgerschaft haben, aber sie fühlen sich nicht wie Österreicher." Jenen, die eine doppelte Staatsbürgerschaft haben und in Wien für Erdogan auf die Straße gehen, sollte man seiner Ansicht nach die Österreichische entziehen.

Naturgemäß folgte das Thema Burkaverbot. Diesmal dachte Van der Bellen laut über ein mögliches Verbot nach, warnte aber: "Über gesetzliche Verbote sollte man gut nachdenken."

Seine plötzliche Heimatliebe, die sich in der neuen Kampagne widerspiegelt, sehe er nicht kritisch. Die Wahllandkarte des letzten Durchgangs sei aber mit ein Grund gewesen, sich stärker auf die Regionen zu konzentrieren: "Auch ich kann dazulernen."

Das Klischee der Opferrolle bediente einmal mehr Hofer, der als Fazit zum letzten Wahlkampf meinte: "Ziel war es, vor mir Angst zu machen." Er habe aber mittlerweile bewiesen, dass er Österreich im Ausland gut repräsentieren könne - und bezog sich damit auf seine Medientour im Sommer und seine Interimspräsidentschaft in seiner Funktion als 3. Nationalratspräsident.

Und was darf man angesichts des Sendungsauftakts für die kommenden Wochen erwarten? Nichts dramatisch Neues. Brexit, Türkei und der Islam werden wohl die eine oder andere Diskussion liefern. Doch bereits jetzt droht der Wahlkampf wieder in Bereiche abzudriften, für die ein österreichischer Präsident gar nicht zuständig ist. Bleibt zu hoffen, dass der 2. Oktober schnell da ist.

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