Mit Alexander Van der Bellen wird am 26. Jänner 2017 der mittlerweile neunte Bundespräsident der zweiten Republik angelobt. Nach dem längsten Wahlkampf, den das Land jemals erlebt hat. Von einigen wurde er auch als "schmutzigster" Wahlkampf bezeichnet. Das Team der ORF-Sendung "Report" hat recherchiert, ob das tatsächlich zutreffend ist. Vorweg die Einschätzung der Historiker: Keineswegs, es ging noch viel schmutziger.
Ein Mahnmal war der Wahlkampf rund um Kurt Waldheim 1986. Damals hatte die SPÖ Waldheims Mitgliedschaft im NS-Studentenbund und der Reiter-SA zum Thema gemacht. Die ÖVP sprach damals wortwörtlich von einer "Schmutzkübelkampagne".
"Das war die Öffentlichkeit gegen Waldheim. An Heftigkeit hat der Wahlkampf 1986 die jüngsten Auseinandersetzungen bei Weitem übertroffen," sagte Historiker Manfried Rauchensteiner gegenüber dem ORF.
Von einer Spaltung des Landes wurde auch damals gesprochen. Historikerin Heidemarie Uhl: "Österreich war in zwei Hälften gespalten. Die Risse waren aber so tief, dass sie nie gekittet wurden." Waldheim trat letztlich als einziger Präsident Österreichs nicht für eine zweite Amtszeit an.
Witze unter der Gürtelinie
Witze weit unter der Gürtellinie kursierten aber schon 1965, als Franz Jonas gegen Alfons Gorbach gewann. Jonas, der keine höhere Schule absolviert hatte, war immer Zielscheibe von Spott. Er sei nie ein Intellektueller gewesen, hieß es. "Es ist gesagt worden, er habe nur gewonnen, weil die Kommunisten für ihn gewählt haben", sagt Oliver Rathkolb, Historiker und weißt auch auf Rudolf Kirchschläger hin.
Kirchschläger, ein bekennender und gläubiger Katholik, trat für die SPÖ an und wurde dafür heftig kritisiert: "Gegen Kirchschläger gab es heftige Attacken. Es wurde immer in Frage gestellt, ob ein Katholik für Sozialdemokraten ins Rennen gehen kann."
Die Macht der Präsidenten
Auch was die Machtansprüche der Präsidenten betrifft war nicht erst der Wahlkampf 2016 zum Wundern. Karl Renner, der Gründungsvater der Ersten Republik und Staatskanzler der Zweiten Republik, wollte sich immer wieder in die Regierung einmischen. Ohne Erfolg.
Theodor Körner, der 1950 überraschend Nachfolger Renners wurde, strebte zwar nicht nach Regierungsmacht, spielte aber eine wichtige politische Rolle: "Er verhinderte eine Regierungsbeteiligung der Vorpartei der FPÖ. Allerdings ruhig im Hintergrund, ganz anders als Klestil später," sagt Rathkolb.
Klestil scheitert bei Verhinderung von Schwarz-Blau
1992 war es, als Thomas Klestil für die ÖVP ins Rennen ging und gewann. Weniger spielte seine politische Ambition eine Rolle, als seine Beziehungsprobleme. Bei Verhinderung der Schwarz-Blauen Regierung scheiterte er, auch wenn er seinen Unmut öffentlich zum Ausdruck brachte. Rauchensteiner: "Seine Möglichkeiten waren eingeschränkt, auch wenn er die Regierung entlassen hätte können. Wenn es eine Zustimmung des Parlaments gibt, ist auch ein Bundespräsident mit seinen Möglichkeiten am Ende."
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