Viel lockerer als in den bisherigen TV-Konfrontationen, gaben sich die beiden Präsidentschaftskandidaten Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer im Radio Wien Interview. FPÖ-Kandidat Hofer möchte gerne einmal Jesus Christus treffen. Obwohl Van der Bellen ein Burks-Verbot ablehnt, spricht er sich deutlich gegen eine Vollverschleierung aus.
Gleich zu Beginn wünschte sich
Mit Umfrageergebnissen konfrontiert, wonach er aktuell bei Beliebtheitswerten vor seinem Parteichef liegen solle, meinte er: "Der Chef der größten Oppositionspartei agiert natürlich wesentlich akzentuierter als eine Person, die bei Präsidentschaftswahlen antritt." Sollte Hofer die Präsidentschaftswahl nicht gewinnen, gilt er tatsächlich als harter Konkurrent für Strache und könnte sich als Kanzlerkandidat durchsetzen.
Keine Anfechtung geplant, Van der Bellen sei gesund
Dass dieser Wahldurchgang der letzte sei und nicht noch einmal angefochten werde, bekräftigte Hofer. Auf die Frage, ob die FPÖ sich eine neuerliche Anfechtung vorbehalte, meinte er: "Das ist keine gescheite Frage. Der Verfassungsgerichtshof entscheidet nicht aus Jux und Tollerei, sondern wenn es Manipulationen und Rechtsbrüche gibt." Er gehe aber davon aus, dass bei dieser Wahl alles in Ordnung sein werde.
Für seinen Konkurrenten
Keine Waffe, keine Homoehe, dafür eine Küche in der Hofburg
Auf sein Hobby Waffen und seine berüchtigte "Glock" (eine 9mm-Pistole, Anm.) angesprochen, sagte er: "Ich trage derzeit keine bei mir. Ich dürfte sie tragen, aber ich kann im Wahlkampf nicht mit der Waffe herumlaufen. Das ist nicht klug." Auch in der Hofburg werde er sie nicht bei sich haben, da das zudem verboten sei. Dafür würde der ehemalige Küchenplaner etwas ganz anderes in die Hofburg bringen: eine Küche. Es gäbe nämlich derzeit keine und er würde umgehend eine "planen". Etwas, das für Hofer allerdings nicht in Frage kommt ist die Homo-Ehe, wie der dritte Nationalratspräsident im Word-Rap bestätigte.
Hofer möchte Jesus treffen
Sollte er irgendwann genug haben von der Politik, die Rückzugspläne gibt es bereits. Der gebürtige Steirer, der im Südburgenland aufwuchs, möchte sich einmal "richtig, richtig zurückziehen und am Berg bei knisterndem Feuer und einem guten Buch die Zeit genießen." Und dann gibt es da noch einen Wunsch von Hofer, den vermutlich niemand je erfüllen können wird: Der Pilot und Flugzeugtechniker würde gerne einmal Jesus Christus treffen – sofern nicht nur Flug- sondern einmal auch Zeitreisen möglich wären. "Das wäre wohl eines der spannendsten Ereignisse. Ich würde nicht fragen, sondern nur zuhören."
Van der Bellen wünscht sich "Hasspostings sind eine Seuche"
Präsidentschaftskandidaten Alexander Van der Bellen wünschte sich im Radiointerview "Back to black". Der Professor wollte allerdings nicht seine politische Haltung ausdrücken, sondern einer seiner Lieblingskünstlerinnen, der verstorbenen Amy Winehouse Tribut zollen.
Direkt auf den "schmutzigen" Wahlkampf angesprochen fand der ehemalige Grünen-Chef klare Worte: "Hasspostings sind eine Seuche." Man müsse jeden Tag zur Mäßigung aufrufen. Man solle die Onlinekommentare aber nicht übertrieben verteufeln: "Das hat es früher auch gegeben, nur ist man am Stammtisch gesessen. Der eine hat gewettert, der andere gesagt, gib wieder eine Ruhe. Dann hat man ein Bier getrunken und ist wieder nach Hause gegangen." Das Problem online seien die "Echokammern" in denen man "nur noch Menschen wahrnimmt, die dieselbe Meinung haben."
Bedenken gegen FPÖ-Regierung
Einmal mehr bekräftigte Van der Bellen im Radio Wien-Interview seine Skepsis gegenüber einer Regierungsbeteiligung der FPÖ: "Das sind europapolitische Bedenken. Ich bin überzeugt, dass Österreich gut aufgehoben ist in der Europäischen Union." Die FPÖ zeige dagegen immer wieder, dass sie von der europäischen Zusammenarbeit nichts hält.
VdB gegen Vollverschleierung
Obwohl er ein Burka-Verbot ablehnt, hat Van der Bellen eine klare Haltung dazu: "Jede Art von Vollverschleierung ist mir zutiefst unsympathisch, geradezu unheimlich sogar. Aber gleich mit einem gesetzlichen Verbot vorzugehen, da würde ich sehr vorsichtig sein. Vielleicht richtet man da mehr Schaden als Nutzen an." Im Word-Rap sagte er zum Thema Religionen: "Sie sind etwas Wichtiges im Leben der meisten Menschen, davor soll man tiefen Respekt haben."
Mit dem Wort "Emanzen" konfrontiert sagte der studierte Volkswirt: "Feminismus ist etwas Schönes, ich weiß nicht, warum man das mit Emanzen diskreditieren will." Dafür hat er was gegen das Wort "Hautevolee-Politik": "Wer etwas geleistet hat, darf ruhig darauf stolz sein."
Ja zu Opernball
Bisher gab sich Van der Bellen meist kritisch, was das Thema Opernball betrifft. Als Bundespräsident würde er aber natürlich hingehen – gemeinsam mit seiner Frau, die einst gegen den Ball demonstriert hat: "Das ist 20 Jahre her. Wenn man jung ist, kann man das schon als Symbol sehen, das, was die FPÖ heute als Hautevolee bezeichnet." Heute sei es eine Art Staatsball: "Keiner von uns beiden hat ideologische Bedenken."
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