Wie eine Stimme der Vernunft wirkt Irmgard Griss in "Pro und Contra". Die unabhängige Präsidentschaftskandidatin positioniert sich meist klar und ohne Ausweichversuche. Nur auf eine Frage gibt es keine eindeutige Antwort.

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Eine gute Plattform, um sich in Szene zu setzen, bietet der TV-Talk "Pro und Contra" auf Puls 4 für Präsidentschaftskandidatin Irmgard Griss. Schon das Thema lässt erahnen, dass die Sendung zur "One-Woman-Show" werden könnte. Und so kommt es auch.

Unter dem Motto "Irmgard Griss for president? Welche Werte soll Österreichs Staatsoberhaupt vertreten?" diskutierte am Montagabend Moderatorin Corinna Milborn mit SPÖ-Bundesgeschäftsführer Gerhard Schmid, "Die Presse"-Chefredakteur Rainer Nowak, Ex-EU-Abgeordneter Andreas Mölzer (FPÖ), der kurzfristig für Wiens Vizebürgermeister Johann Gudenus (FPÖ) einsprang, und eben der parteiunabhängigen Präsidentschaftskandidatin Irmgard Griss.

Gerade dass die ehemalige Präsidentin des Obersten Gerichtshofs keinen großen Parteiapparat hinter sich stehen hat, könnte ihr viele Sympathien und dementsprechend viele Wahlstimmen einbringen. "Es lohnt sich auf jeden Fall anzutreten. Als Bürgerin, als normaler Mensch, der für Österreich fühlt", wolle sie kandidieren, sagt Griss.

Die 69-Jährige hat einen eindrucksvollen Lebenslauf vorzuweisen. Sie stammt aus einer Bauernfamilie, studierte später in Paris, London und an der Universität von Harvard in Cambridge. Immer wieder betonte Griss während der Sendung auch ihre ehemalige Tätigkeit als Richterin, was sie unparteiisch und objektiv erscheinen ließ.

FPÖ-Kandidat fehlt noch

Etwas fehl am Platz wirkten Gerhard Schmid und Andreas Mölzer. Ersterer musste stets erläutern, was wohl der SPÖ-Präsidentschaftskandidat Rudolf Hundstorfer an seiner Stelle gesagt hätte.

Zudem wirkte Schmid bisweilen etwas überheblich - etwa als er, auf einen möglichen FPÖ-Kandidaten angesprochen, sagte: "Ich glaube, das wird uns ziemlich Wurst sein, wer antritt."

Mölzers Partei hat bisher noch keinen Kandidaten aufgestellt. Und auch keine Kandidatin.

Positiv fiel auf, dass Irmgard Griss sachlich argumentierte und auf viele Fragen vernünftige und stimmige Antworten parat hatte.

Das veranlasste Gerhard Schmid häufig dazu, ihr zuzustimmen - weshalb ihn Corinna Milborn darauf hinwies, dass er bei so viel Übereinstimmung wohl Frau Griss als Präsidentin wählen müsse. Lacher und Applaus im Publikum.

Thema Asyl im Mittelpunkt

Wie zu erwarten, drehte sich ein großer Teil der Sendung um das Thema Asyl. Eine Obergrenze für Asylwerber sei in Österreich nicht möglich, da laut geltendem Recht jeder einzelne Antrag auch überprüft werden müsse, argumentierte Griss.

Österreich müsse seine völkerrechtliche Verpflichtung wahrnehmen und dürfe diese nicht aufgeben. Dennoch appellierte sie daran, die Asylverfahren rascher durchzuführen.

Der Fehler im System: Habe jemand erst einmal einen Asylantrag gestellt, könne er drei oder vier Jahre in Österreich bleiben, auch wenn der Antrag unberechtigt sei. "Da müssen wir ansetzen. Leuten denen ein Aufenthalt nicht zusteht, die müssen wir zurückschicken können. Das ist aber schwierig", sagte die Präsidentschaftskandidatin.

Meist klare Positionen

Irmgard Griss positionierte sich bei den meisten Fragen ganz klar. Sie versuchte - entgegen der Manier vieler Politiker - nicht auszuweichen.

Griss machte klar, sie halte nichts davon, dass FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache Bundeskanzler Werner Faymann als Staatsfeind bezeichnet hat.

Sie trete aber generell für mehr Sachlichkeit in der Sprache ein, sagte Griss, und bemerkte, dass es der SPÖ wenig bringe, im Gegenzug von Strache als einem "Hetzer" zu sprechen.

Übergriffe in Köln "völlig inakzeptabel"

Die sexuellen Übergriffe in Köln sowie einigen österreichischen Städten bezeichnete Griss als "völlig inakzeptabel". "Man muss dagegen auftreten. Die Sicherheit und Bewegungsfreiheit der Frauen ist unverhandelbar."

Ein Kopftuchverbot würde die Präsidentschaftskandidatin nach eigenen Angaben nicht unterstützen, da sie für Religionsfreiheit sei. Sie erwartet aber auch von den Musliminnen und Muslimen, die in Österreich leben, eine völlige Akzeptanz dieser Religionsfreiheit für jeden.

Ebenso betonte Griss die Rolle der Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie eine völlige Trennung von Kirche und Staat.

Nur eine Frage bleibt offen

Lediglich bei einer Frage wollte sich Griss nicht festlegen. Nämlich bei jener, ob sie einen Bundeskanzler Strache angeloben würde.

Man müsste sich zuerst das Regierungsprogramm ansehen und welche Personen in die Regierung berufen würden, sagte Griss. Erst dann könnte eine Bundespräsidentin oder ein Bundespräsident entscheiden, ob eine Angelobung mit dem eigenen Gewissen vereinbar wäre.

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