PULS4 will es ganz genau wissen. Der Sender schickt die Präsidentschaftskandidaten in Duos zum selbstentwickelten Eignungstest. Dabei müssen sich die Kandidaten realen Szenarien stellen, die sie auch im Amt erwarten würden.

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Den Anfang machten am Montag Irmgard Griss und Richard Lugner. Zwei Profis in Sachen Fettnäpfchen – und einer in Sachen Selbstvermarktung. Denn vorherrschendes Thema war, nicht überraschend: Lugner, Lugner und nochmal Lugner. Griss wirkte neben dem selbsternannten "Kasperl" fast schon zu brav.

Szenario 1: Offshore-Konten und Steuerthemen

Gleich zu Beginn befragte "heute"-Chefredakteur Christian Nusser die beiden zum Thema "Panama Papers". An Herrn Lugner stellte er die Frage: Wo haben Sie ihr Geld versteckt? Doch von ausländischen Steueroasen will der 83-Jährige nichts wissen: "Ich habe 9 Unternehmen, die sind alle in Österreich. Ich habe in meinem Leben 60 Millionen Steuern gezahlt und mein Geld immer in Österreich investiert", sagte der Bauunternehmer und ergänzte, in Richtung Nusser: "Unter anderem mit Annoncen in Ihrer Zeitung."

Er habe zudem eine sehr gute Steuerberaterin, der er vertraue, und so plauderte der "Mörtel" munter drauf los, dass er bei einem Immobiliendeal seiner Lugner City bereits ganz legal 5 Millionen an Steuern gespart hat. Griss dazu: "Wenn ein Unternehmer diese Möglichkeiten nutzt, ist das nichts Unmoralisches." Sie verstehe aber die Wut der Menschen, sagte sie.

Doch in ihren Augen bräuchte es globale Rechtsordnung: "Es braucht eine Weltrechtsordnung. Wenn überall die gleichen Gesetze gelten würden, gäbe es so etwas nicht mehr."

Die erste Diskussion zwischen Griss und Lugner folgte auf den Fuß, denn für Griss diskutabel ist eine Erbschaftssteuer mit entsprechenden Freibeträgen, um Kindern ohne reichen Eltern Ausbildungen zu ermöglichen. Für den Selfmade-Millionär Lugner nicht nachvollziehbar: "Alles, was ich erarbeitet habe, wurde bereits mehrfach versteuert", protestierte er und warnte davor, dem Staat zu viel Steuergeld zu geben, denn: "Politiker können mit unserem Geld nicht umgehen."

Heruntergebrochen auf das Amt des österreichischen Bundespräsidenten war die Diskussion, salopp formuliert, umsonst. Denn eine Einmischung in finanzielle oder steuerliche Belange ist für das Präsidentenamt nicht vorgesehen.

Szenario 2: Flüchtlingskrise

Im Anschluss wurde ein fiktiver Ausnahmezustand am Brenner angenommen. Die Frage war, wie sich beide positionieren würden, wären sie schon im Amt? Zwar wollte Lugner von Obergrenzen nichts wissen, da sie ungesetzlich seien, doch kritisierte er vehement das Arrangement mit der Türkei.

Als Präsident wäre er in Gespräch mit jenen Ländern gegangen, die die Außengrenzen verantworten. Griss kritisierte die dramatische Situation und forderte unbedingte Hilfe ein. Eine Entlassung der Regierung in einem solchen Ernstfall käme für sie nicht infrage.



Szenario 3: Persönliche Diskussion mit Gewerkschaftsvertretern

Die nächste Herausforderung: Der Präsident bekommt Besuch. Besonders spannend für Unternehmer Lugner: Die beiden Kandidaten mussten vier jungen Gewerkschaftern in einer 90-Sekunden-Ansprache Rede und Antwort stehen. Für Lugner ein Diskussionspunkt, sieht er die Gewerkschaft doch in der Rolle einer Parallelregierung, die nicht vom Volk gewählt werden könne, wie er sagte.

Und seine Ansprache? Im Fokus seiner Antwort stand die Sonntagsöffnung, für die Lugner seit Jahren unermüdlich kämpft. In seinen Augen ein probates Mittel, um neue Arbeitsplätze zu schaffen und die Wirtschaft anzukurbeln. Damit konnte er sogar die jungen Gewerkschafter einigermaßen überzeugen. Doch eine Zustimmung war hier naturgemäß nicht zu erwarten.

Griss wiederum schlug sich auf die Seite der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und sprach der Gewerkschaft eine wichtige Rolle zu, mahnte aber gleichzeitig die Interessen der Wirtschaft ein: "Nur wenn man beide Seiten bedenkt, ist eine gerechte Gesellschaft möglich."

Auf die Frage eines Gewerkschafters, wie sie mit der Steuerentlastung umgehen wolle, meinte sie: "Arbeit ist in Österreich zu hoch besteuert. Wir brauchen ein klares Steuersystem, das Arbeit geringer belastet." Auch forderte sie eine schlankere Verwaltung. Die Sozialpartnerschaft sah sie kritisch: "Heute habe ich den Eindruck, dass es eine Blockadepolitik gibt. Es muss wieder um das Land gehen und nicht um Einzelinteressen. Es ist heute für junge Menschen schwer, sich etwas aufzubauen."

Wer von den Eltern nichts bekomme, habe kaum Möglichkeiten.

Szenario 4: Außenpolitik – Putin am Opernball

Der Ausgangspunkt in der vierten Aufgabe: Ein Putin-Eklat am Opernball. Russlands Präsident Wladimir Putin habe in seinem Land die Anti-Homosexuellenpolitik weiter verschärft, in Österreich kommt es just vor dem Opernball zu einer Demo.

Keinen Hehl aus seiner Ablehnung gegenüber Homosexuellen machte erneut Richard Lugner. Weder würde er eine Demo in der Oper zulassen, noch sprach er sich für eine Gleichstellung aus. Im Gegenteil: "Geschlechtliche Neigungen sind in der Verfassung nicht geregelt und die Mehrheit der Bevölkerung ist heterosexuell."

Dafür nahm er Putin und Russland in Schutz: "Nur aus Gutmenschentum zu sagen, den Putin laden wir nicht ein, würde Österreich mehr Schaden zufügen, als die Rechte der Homosexuellen zu retten."

Griss gab sich diplomatischer, wobei auch sie den Besuch Putins beim Opernball nicht unterbrechen würde. Allerdings stünde für sie der Staatsbesuch an sich infrage, sollte es zu so einer Situation kommen.

Szenario 5: Geld und Pensionen

Wenig überraschend war die erste Frage zu den Pensionen. Wie hoch denn die durchschnittliche Pension für Frauen und Männer sei, sollten die beiden schätzen. Da lernte vor allem Griss dazu und widmete sich realistischen Zahlen. Noch vor Kurzem machte sie mit ihrem Sager Schlagzeilen, wonach sie ihre Beamtenpension von 9.000 Euro brutto als "normal" bezeichnete.

Sowohl Lugner als auch sie schätzen nahezu korrekt und lagen nur 200 Euro über der Mindestpension. Lugner forderte einmal mehr das Pensionssystem für alle gleichzustellen, kritisierte die hohen Beamtenpensionen und entlockte Griss damit den eher emotionalen Sager: "Ich bin ein Auslaufmodell" – heute sei das auch nicht mehr so und die Pensionen seien nichtmehr entsprechend hoch.

Szenario 6: Bundeshymne

Während Lugner widerwillig, aber gemäß der Verfassung den aktuellen Text inklusive der Töchter singen würde, schlug Griss den Gedanken an eine ganz neue Hymne nicht aus: "In der Hymne soll zum Ausdruck kommen, was uns verbindet. Eine Hymne ist Teil der Identität eines Volkes.

So ein Nachdenkprozess müsste starten, denn wer weiß, ob der Text die jungen Leute heute noch anspricht. Was ist es denn heute, was die Identität für uns ausmacht?" Lugners Antwort: "Sollen dann die Handys und Computer in die Hymne?"

Szenario 7: Interkultureller Erfahrungsaustausch und Smalltalk

Dass hier Griss das Rennen machen würde, war nicht weiter verwunderlich. Beiden wurde ein äthiopisches Gericht vorgesetzt – doch staatsmännisch geht anders. Nun muss man sich in der äthiopischen Esskultur nicht zwangsläufig auskennen, doch was Richard Lugner hier ablieferte, war gewohnt peinlich.

Zuerst weigerte er sich mit der Hand zu essen (so hätte es die Tradition allerdings erfordert), danach meinte er auch noch: "Mir ist ein Wienerschnitzel lieber." Für Griss war nicht schwer hier zu brillieren. Ein paar freundliche Worte mit dem Gastgeber und ein Schwenk aus ihrer Afrikareise reichten schon aus, für ein wenig Weltoffenheit bei Tisch zu sorgen.

Fazit: Wer hat überzeugt?

Insgesamt war die knapp 90-minütige Sendung der perfekte Werbeplatz für Richard Lugner. Einmal mehr überzeugte er mit seinem Talent eines Showman und hob sein Unternehmen hervor, wo er nur konnte. Man kauft ihm sicherlich einige Beschwerden und Ambitionen ab, beispielsweise, wenn er über die Geldverschwendung durch die aktuelle Regierung spricht oder wenn er eine Sonntagsöffnung fordert, die in Österreich tatsächlich nicht jeglicher Logik entbehren würde.

Doch als Präsident funktionierte die Figur Lugner auch hier nicht. Allerdings: Mit seinen flapsigen Aussagen kam er in Sachen Bürgernähe besser an als seine Kontrahentin. Auch wenn er von Griss mit dem Lob "Er ist sehr authentisch" bedacht wurde – schlussendlich war es Irmgard Griss, die mit 66 Prozent im Vergleich zu seinen 22 Prozent gewann. Dabei hat sie eigentlich gar nichts gesagt.



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