Im Netz machen diverse Gerüchte zu potenziellen Manipulationen bei der Bundespräsidentenwahl die Runde. Was stimmt und was nicht: die wichtigsten Fakten und Hintergründe im Überblick.

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Wie viele Österreicherinnen und Österreicher haben per Wahlkarte gewählt?

Bei der Bundespräsidentenwahl 2016 wurde ein neuer Rekord erreicht: Beantragt wurden fast 900.000 Wahlkarten - um genau zu sein waren es 885.437. Das sind knapp 14 Prozent der 6,4 Millionen Wahlberechtigten in Österreich.

Abgegeben wurden laut Innenministerium (BMI) 766.076 Wahlkarten, 746.110 davon waren gültig. 460.404 - oder 61,7 Prozent - der Briefwahlstimmen entfielen auf Alexander Van der Bellen, 285.706 auf Norbert Hofer.

Weshalb gab es statt der prognostizierten rund 740.000 Wahlkarten letztlich 766.076, die ausgezählt wurden?

Robert Stein, Wahlleiter des Innenministeriums, hat sich nach eigener Aussage verschätzt. Meist gelangen die Wahlkarten per Post direkt bei der zuständigen Bezirkswahlbehörde ein. Werden sie in einem Wahllokal abgegeben, müssen sie bis spätestens Montag an die zuständige Behörde weitergeleitet werden. Das kam heuer deutlich öfter vor als erwartet, wie Stein dem "Kurier" sagte.

Wie kamen die 146,9 Prozent Wahlbeteiligung in Waidhofen an der Ybbs zustande?

Laut Innenministerium ist das fehlerhafte Wahlergebnis auf einen Fehler in der Datenverarbeitung zurückzuführen. Zwar hatte die Stadt Waidhofen das korrekte Ergebnis übermittelt, in der Landeswahlbehörde Niederösterreich kam es jedoch zu dem Fehler - und das Innenministerium erhielt falsche Daten.

Das Ergebnis bleibt nun bis zum 1. Juni "eingefroren" - erst dann werden die korrekten Daten der in Papierform übermittelten Landeswahlakten berichtigt und veröffentlicht. Einen Einfluss auf die prozentuale Verteilung der Stimmen haben die falschen Werte laut Ministerium nicht.

Woher stammte die viel zu hohe Zahl der Stimmen in einem Sondersprengel der Stadt Linz?

Die Daten stammten nicht von der Website des Innenministeriums, sondern wurden von der Stadt Linz veröffentlicht. Es habe ein Missverständnis bei der Auflistung gegeben, erklärte ein Sprecher der Stadt Linz auf Anfrage unserer Redaktion - der Wert der abgegeben Stimmen ist deshalb so hoch, weil in dem Sondersprengel die Ergebnisse der Briefwahlstimmen miteinbezogen wurden.

Hat jener Wiener, dem die Wahlkarte nicht abgenommen wurde, doppelt gewählt?

Nein. Das Innenministerium hat den von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache monierten Fall nach eigenen Angaben schon überprüft. Der Mann hat in seinem Wahllokal per normalem Stimmzettel gewählt, hätte dort jedoch eigentlich die Wahlkarte abgeben müssen.

Laut Wahlleiter Robert Stein war im Wählerverzeichnis, das in allen Wahllokalen aufliegt, ein Sperrvermerk für den Wiener angebracht. Dieser sei von der Sprengelwahlbehörde übersehen worden, sagte Stein der Austria Presse Agentur.

Hätte der Mann sowohl per Stimmzettel als auch per Wahlkarte gewählt, hätte er sich strafbar gemacht.

Wurden Wahlkarten zu früh ausgezählt?

Es gibt Hinweise, dass in einigen Bezirken in Kärnten sowie in der Steiermark Briefwahlstimmen zu früh ausgezählt wurden. Das Innenministerium hat Anzeige bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft erstattet, die die Vorfälle nun überprüft.

Wie viele Bezirke sind betroffen?

Aktuell werden potenzielle Unregelmäßigkeiten in vier Kärntner sowie einem steirischen Bezirk geprüft. Konkret geht es um Villach Stadt, Villach Land, Wolfsberg und Hermagor sowie den Bezirk Südoststeiermark.

Um wie viele Stimmen geht es?

Im Bezirk Südoststeiermark wurden 7.394 gültige Briefwahlstimmen abgegeben. Davon entfielen 4.201 auf Norbert Hofer, 3.193 auf Alexander Van der Bellen.

In den vier betroffenen Kärntner Bezirken wurden insgesamt 12.064 gültige Wahlkarten abgegeben. 5.403 Wählerinnen und Wähler stimmten für Hofer, 6.661 für Van der Bellen.

Selbst wenn alle 9.854 Stimmen von Van der Bellen zu Hofer wandern sollten, würde das am Wahlergebnis nichts ändern: Der ehemalige Grünen-Chef siegte mit 31.026 Stimmen Vorsprung.

Warum dürfen Wahlkarten erst am Montag ausgezählt werden?

Die Bezirkswahlbehörde muss die Auszählung erledigen - so steht es im Gesetz. Damit Beamte nicht in der Nacht und unbeaufsichtigt auszählen, nachdem sie bereits stundenlang Urnenstimmen ausgezählt haben, wird das auf den nächsten Tag verschoben. Gestartet wird um Punkt 9:00 Uhr.

Bei Briefwählern steht der Absender auf dem Kuvert. Wie wird die Anonymität sichergestellt?

Die Kuverts werden unter Aufsicht vom Bezirkswahlleiter anonymisiert. Die Briefkuverts werden aufgeschnitten und die Wahlkarten zusammengefaltet in neutrale Kuverts gesteckt. Dann sammelt man sie in einem Behälter, mischt sie gründlich und zählt sie aus wie die Stimmen in jeder anderen Urne.

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