Norbert Hofer hat vor allem junge Männer mit niedrigem Bildungsabschluss motivieren können. Die Wahlmotive und Wählerströme im Überblick.

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Jung, dynamisch und sympathisch: So wollte Norbert Hofer wirken - und hat das anscheinend auch geschafft: 30 Prozent einer Umfrage für ATV nannten "jung, dynamisch" als ihr stärkstes Wahlmotiv, direkt gefolgt von "sympathisch" (27 Prozent).

Bei Alexander Van der Bellen lautet das stärkste Argument "vertritt meine Werte" (25 Prozent). An zweiter und dritter Stelle folgen "sympathisch" (21 Prozent) und "kompetent" (16 Prozent).

Irmgard Griss wurde hauptsächlich gewählt, weil sie als unabhängige Kandidatin antrat (40 Prozent) und eine Frau ist (23 Prozent). Kompetenz schreiben ihr 20 Prozent der Wähler zu.

Wer Rudolf Hundstorfer wählte, war häufig SPÖ-Stammwähler (41 Prozent) und empfand den Kandidaten als sympathisch (24 Prozent).

Andreas Khol punktete mit seiner Erfahrung (29 Prozent), 22 Prozent nannten ihre ÖVP-Stammwählerschaft als Wahlmotiv.

Große Unterschiede zwischen Männern und Frauen

Nur 27 Prozent der Frauen wählten Hofer, bei den Männern waren es 45 Prozent. Umgekehrt sieht es bei Van der Bellen und Griss aus: Sie punkteten deutlich stärker bei Frauen als bei Männern.

Am deutlichsten zeigte sich die Diskrepanz bei den Wählerinnen und Wählern bis 29: Hier wählten 30 Prozent der Frauen Van der Bellen, aber nur 21 Prozent Norbert Hofer. Die Männer bis 29 Jahre machten ihr Kreuzerl zu 51 Prozent bei Hofer.

Je höher der Bildungsabschluss, desto weniger Menschen wählten Norbert Hofer: Während es bei Pflichtschulabsolventen und Menschen in Lehrberufen 43 bzw. 51 Prozent sind, erreichte Hofer bei Österreicherinnen und Österreichern mit Matura 13 Prozent, bei Bürgern mit Universitätsabschluss 15 Prozent.

Wählerströme zeigen Debakel für ÖVP und SPÖ

SPÖ und ÖVP haben bei der Bundespräsidentenwahl nur ein Drittel ihrer Wähler der letzten Nationalratswahl für ihre Kandidaten mobilisieren können. Ganz anders schaut es da bei FPÖ und Grünen aus.

Norbert Hofer konnte 86 Prozent der Freiheitlichen Stimmen für sich verbuchen. Dazu kommen 24 Prozent der ÖVP-Wähler. Nur 1 Prozent der Grün-Wähler wanderte zum FPÖ-Kandidaten ab. Immerhin 13 Prozent frühere SPÖ-Anhänger wählten diesmal Blau.

69 Prozent der Grün-Wähler bei der Nationalratswahl 2013 haben am Sonntag ihr Kreuzerl bei Alexander Van der Bellen gemacht. Er konnte nur 7 Prozent der ÖVP-Wähler und schlappe 2 Prozent der FPÖ-Wähler motivieren. Der erwartbar größte Batzen kam mit 16 Prozent aus der SPÖ.

Irmgard Griss kostete ÖVP-Kandidat Andreas Khol die meisten Stimmen: 18 Prozent wanderten zur unabhängigen Kandidatin ab. Hinzu kommen 21 Prozent ehemalige Grün-Wähler und 10 Prozent SPÖ-Anhänger. 48 Prozent der NEOS-Wähler konnten sich mit Griss anfreunden.

Andreas Khol hat nur ein Drittel (34 Prozent) der ÖVP-Wähler von 2013 auf seine Seite gezogen. Sein Potenzial lag bei 1,13 Millionen Stimmen. Irmgard Griss und Norbert Hofer haben gemeinsam mehr ÖVP-Anhänger überzeugen können als der eigene Kandidat der Partei.

Bei Rudolf Hundstorfer zeigt sich ein ähnliches Bild: Nur 32 Prozent der SPÖ-Wähler haben für ihn gestimmt. Er verzeichnete zwar Zuwächse von allen Parteien, diese fielen jedoch minimal aus - im niedrigen einstelligen Prozentbereich.

Nicht nur die meisten Wechselwähler, auch die meisten neuen Nichtwähler stammen aus den Lagern von ÖVP und SPÖ: 24 Prozent der SPÖ-Anhänger sind diesmal nicht wählen gegangen. Bei der ÖVP waren es 14 Prozent. (ank)

Die Wahlmotive wurden vom Institut Public Opinion Strategies von Peter Hajek im Auftrag von ATV abgefragt. Für die Umfrage wurden 1.200 Menschen befragt.
Bei der Wählerstromanalyse werden die vorläufigen Ergebnisse aus ausgesuchten Bezirken, Gemeinden und Sprengeln auf ganz Österreich hochgerechnet. Die Wahlkarten sind nicht eingeflossen. Die Daten stammen vom Sozialforschungsinstitut SORA im Auftrag des ORF.
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