Norbert Hofer von der FPÖ ist der Jungspund unter den Kandidaten, die am 24. April in der Wahl für das Bundespräsidentenamt gegeneinander antreten. Warum er kein Freund der gleichgeschlechtlichen Ehe ist und der Obergrenze für Flüchtlinge kritisch gegenüber steht, erzählt er im Interview.
Die FPÖ hat lange mit der Bekanntgabe ihres Bundespräsidentschaftskandidaten gewartet. Wieso hat es so gedauert?
Sie sind im Vergleich zu Ihren Kontrahenten sehr jung.
Wenn man bedenkt, dass das gesetzliche Mindestalter für das Amt des Bundespräsidenten 35 Jahre ist und das durchschnittliche Antrittsalter für das Amt bei 68,5 Jahren liegt, bin ich eine durchaus erfrischende Alternative.
Welche Eigenschaften und Erfahrungen bringen Sie für das Amt des Bundespräsidenten sonst noch mit, über die Ihre Gegner nicht verfügen?
Meine politische Arbeit war immer vom direkten Kontakt mit der Bevölkerung geprägt. Als freiheitlicher Behinderten- und Pflegesprecher meiner Partei bin ich neben meiner Funktion als Dritter Nationalratspräsident in vielen Einrichtungen unterwegs und weiß daher um die Sorgen der Menschen. Darum ist für mich die Stärkung direktdemokratischer Instrumente ein großes Anliegen, um die Österreicher bei wichtigen Entscheidungen mit an Bord zu holen.
Wie beurteilen Sie die Obergrenze für Flüchtlinge?
Es handelt sich um Placebo-Maßnahmen, die ohne Bereitstellung der personellen, technischen und logistischen Mittel nicht umgesetzt werden können.
Welche Projekte wären Ihnen wichtig, sollten Sie die Wahl gewinnen?
Die aktuelle Völkerwanderung, die Aushungerung des Bundeheeres und die Rekordarbeitslosigkeit. Weiterhin möchte ich Menschen in Pflegeheimen besuchen - meine Frau ist Pflegehelferin. Außerdem bin ich ein Kämpfer für ein funktionierendes Gesundheitssystem, wo intramurale und extramurale Kräfte gut zusammenarbeiten.
Sie haben eine Familie mit vier Kindern und sprechen sich gegen eine Wehrpflicht für Frauen aus. Wie sehr hängen Sie an einem Familienbild mit traditioneller Rollenverteilung?
Die Familie ist die Keimzelle unserer Gesellschaft. Der Staat soll sich möglichst wenig in die Entscheidungsfindungen innerhalb der Familie einmischen.
Es gibt heutzutage Familienformen, die nicht unbedingt nach einer traditioneller Rollenverteilung leben: Der Mann bleibt auch mal zu Hause, die Frau arbeitet, es gibt gleichgeschlechtliche Paare mit Kindern. Wie finden Sie das?
Ich habe als offener Mensch keine Vorbehalte gegen gleichgeschlechtliche Partnerschaften, bin aber kein Freund der gleichgeschlechtlichen Ehe. Die Ehe soll Mann und Frau vorbehalten sein.
Was macht Ihren Wähler aus?
Ich wurde besonders von älteren Menschen in meiner Entscheidung, für das Amt des Bundespräsidenten zu kandidieren, bestärkt. Aber ich erlebe auch aus den sozialen Medien wie Facebook enormen Zuspruch, wo mir viele junge Menschen und auch Frauen ihre Unterstützung bekunden, daher ist es schwierig, hier eine Eingrenzung vorzunehmen.
Wie möchten Sie Ihr Land repräsentieren?
Österreich soll als neutrales Land in der Tradition Bruno Kreiskys bei Konflikten vermittelnd tätig sein. Wir sind ja auch im Sitz der UNO. Österreich soll sich im Rahmen der UNO stärker einbringen.
Was wünschen Sie sich für Österreich?
Eine der wesentlichsten Aufgaben für die mittelbare Zukunft ist, unsere Betriebe zu entlasten, damit sie wieder mehr Arbeiter aufnehmen können.
Wie soll Europa in Zukunft aussehen?
Ich wünsche mir ein subsidiäres Europa freier und selbstbewusster Mitgliedsländer, die gut zusammenarbeiten.
Welchen Kanzler hätten Sie gerne an Ihrer Seite?
Ich werde als Bundespräsident den Chef der stimmenstärksten Partei mit den Koalitionsverhandlungen beauftragen.
Mit welchem Gefühl gehen Sie in die Wahl?
Ich denke, dass die Chancen, in die Stichwahl zu kommen, gut stehen. Und von dort aus ist alles möglich. Daher sehe ich dem 24. April sehr gelassen entgegen.
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