Die erste Runde der Präsidentschaftswahlen in Österreich hat das etablierte Parteiengefüge ins Wanken gebracht. Die FPÖ triumphiert, SPÖ und ÖVP rangieren weit dahinter. Was sind die Folgen?

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Die rot-schwarze Koalition lehnt nach ihrem Wahldebakel bei den Präsidentschaftswahlen personelle Konsequenzen ab.

Bundeskanzler Werner Faymann sieht sich weiterhin fest im Sattel. "Ich spüre eine sehr breite und starke Unterstützung", sagte der Parteichef der SPÖ am Sonntagabend.

Auch Vizekanzler und ÖVP-Obmann Reinhold Mitterlehner sieht keinen Anlass für Personaldebatten. Allerdings müsse die Koalition einen inhaltlichen Neustart hinlegen. Dafür gebe es eine "letzte Chance."

Triumph von Norbert Hofer

Die erste Runde der Präsidentschaftswahl hat am Sonntag der rechtspopulistischen FPÖ einen Triumph beschert: Norbert Hofer (45) kam laut vorläufigem Endergebnis auf rund 36,4 Prozent.

Er wird sich in der Stichwahl am 22. Mai mit Ex-Grünen-Chef Alexander Van der Bellen messen. Der 72-Jährige kam auf 20,4 Prozent.

Die Kandidaten von SPÖ und ÖVP sind spektakulär gescheitert - mit jeweils nur 11,18 Prozent. Khol erreichte aber um 135 Stimmen mehr als der ehemalige Sozialminister.

Die unabhängige Ex-Richterin Irmgard Griss überzeugte 18,5 Prozent der Wähler überzeugt. Bauunternehmer Richard Lugner landete bei 2,4 Prozent.

Mit Regierungskritik zum Wahlsieg

Viele Österreicherinnen und Österreicher sind unzufrieden mit der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung im Land, die von stetig steigender Arbeitslosigkeit geprägt ist. Das nutzte Hofer geschickt aus und sammelte allerorts Protestwähler ein.

Mit dem Slogan "Österreich zuerst" hatte Hofer im Wahlkampf auch in der Flüchtlingsfrage Stimmung gemacht. Hofer und die FPÖ sind für eine strikt restriktive Flüchtlingspolitik.

Van der Bellen dagegen vertritt die Haltung, dass Österreich durchaus weiterhin viele Asylbewerber integrieren könne.

SPÖ-Nachwuchs kritisiert Faymann

Unterdessen spaltet die Abkehr der Regierung von der einstigen Willkommenspolitik die SPÖ immer mehr. Die Sozialistische Jugend interpretiert das Ergebnis der Bundespräsidenten-Wahl als Abwahl der Politik von SPÖ-Chef Faymann.

"Die Wählerinnen und Wähler haben nicht Rudolf Hundstorfer, sondern Faymanns politischen Kurs abgestraft", teilte die SJ-Vorsitzende Julia Herr via Aussendung mit.

Faymann glaube, mit einer "Politik aus Notstand und Zäunen der FPÖ das Wasser abgraben zu können", das habe schiefgehen müssen. Die Aufgabe der Sozialdemokratie sei nicht Angstmacherei, sondern soziale Politik, die Sorgen nehme, statt sie zu schüren, sagte Herr.

Hofer gilt als Favorit für die Stichwahl

Am 22. Mai werden 6,4 Millionen Österreicher ab 16 Jahren endgültig das neue Staatsoberhaupt wählen. Hofer gilt nach Überzeugung von Wahlforschern als klarer Favorit.

Der Bundespräsident wird für sechs Jahre gewählt und kann einmal wieder kandidieren. Amtsinhaber Heinz Fischer scheidet im Juli nach zwei Amtsperioden aus. (ank/dpa)  © dpa

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