Wie es in Venezuela weitergeht, ob die Staatskrise bald beigelegt werden kann oder es in einer Eskalation der Gewalt zu Blutvergießen kommt, hängt maßgeblich von der Entscheidung des Militärs ab. Folglich buhlen sowohl Staatspräsident Maduro als auch sein Herausforderer Guaidó um die Gunst der Offiziere. Und auch die US mischen sich ein. Trumps Sicherheitsberater Bolton spricht eine unmissverständliche Warnung aus.

Mehr aktuelle News finden Sie hier

Angesichts der eskalierenden Staatskrise in Venezuela werben der Präsident Nicolás Maduro und der selbst ernannte Interimspräsident Juan Guaidó um die Unterstützung der Streitkräfte.

"Immer loyal, niemals Verräter", riefen die Soldaten bei einem Besuch Maduros am Sonntag bei der 41. Brigade in der Festung Paramacay.

Bei einer Übung lief der Staatschef im Laufschritt an der Seite von Verteidigungsminister Vladimir Padrino durch die Kaserne. Er fuhr ein Militärboot und zeigte sich auf einer Marinebasis Arm in Arm mit Soldaten.

Guaidó wendet sich an die normalen Soldaten

Guaidó versuchte unterdessen, vor allem einfache Soldaten auf seine Seite zu ziehen. Auf Twitter veröffentlichte er das vom Parlament verabschiedete Amnestiegesetz, das Militärs Straffreiheit zusichert, wenn sie sich an der Wiederherstellung der demokratischen Ordnung beteiligen.

"Verteilt es an die Militärs in eurer Familie, unter euren Freunden und Nachbarn", schrieb er dazu. Oppositionelle Abgeordnete und Studentenführer übergaben das Dokument an Beamte der Nationalgarde.

"Soldat des Vaterlandes, heute erteile ich dir einen Befehl: Schieße nicht auf das venezolanische Volk, unterdrücke keine friedlichen Demonstrationen", sagte Guaidó am Sonntag. "Es ist an der Zeit, sich auf die Seite der Verfassung zu stellen."

Der Sicherheitsberater von US-Präsident Donald Trump, John Bolton, warnte Maduro und das Militär unterdessen vor Gewalt gegen die venezolanische Opposition und US-Diplomaten.

Unmissverständliche Drohung der USA

"Jede Art von Gewalt und Einschüchterung gegen US-Diplomaten, Venezuelas demokratischen Führer Juan Guaidó oder das Parlament würde einen schweren Angriff auf die Rechtsstaatlichkeit darstellen und eine erhebliche Reaktion nach sich ziehen", schrieb er am Sonntagabend auf Twitter.

Die Kontrolle über die Streitkräfte gilt als der Schlüssel zur Macht in Venezuela. Die Führungsriege des Militärs hält bislang zwar offensichtlich zu Maduro, doch in den unteren Rängen herrscht zunehmend Unzufriedenheit.

Zuletzt kam es mehrfach zu kleineren Aufständen von Soldaten. Am Wochenende kündigte der Militärattaché der venezolanischen Botschaft in Washington Maduro die Gefolgschaft auf und schloss sich Guaidó an.

Krise Venezuela

Venezuela: Eine Nation auf dem Sterbebett

Mit Venezuela wird das erdölreichste Land der Erde zum Armenhaus.

Für die kommende Woche kündigte dieser neue Proteste an. Am Mittwoch sollten die Menschen im ganzen Land gegen die Regierung von Maduro auf die Straße gehen, sagte Guaidó. "Unsere Forderungen sind: Die Streitkräfte sollen sich auf die Seite des Volkes stellen und die humanitäre Hilfe durchlassen, die wir bereits in der ganzen Welt beantragt haben."

Guaidó, Chef des entmachteten Parlaments, hatte sich am Mittwoch zum Übergangspräsidenten Venezuelas ernannt.

Europäische Staaten setzen Maduro Ultimatum

Die USA und viele lateinamerikanische Länder erkannten ihn bereits als Übergangsstaatschef an. Am Sonntag zog auch Australien nach. Russland, China, der Iran, die Türkei sowie Kuba, Bolivien und Nicaragua hingegen halten weiter zu dem sozialistischen Präsidenten Maduro.

Unter anderem Deutschland, Frankreich, Spanien und Großbritannien haben Maduro aufgefordert, innerhalb einer Woche freie und faire Wahlen auszurufen.

Geschehe das nicht, wären sie bereit, Guaidó ebenfalls als rechtmäßigen Interimspräsident anzuerkennen.

Für kommendenden Samstag rief der selbst ernannte Übergangsstaatschef die Venezolaner im In- und Ausland zu weiteren Demonstrationen auf, um die Forderung der Europäer zu unterstützen. (dpa/mwo)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.

Teaserbild: © dpa