Im Mai wurde Louis DeJoy, Freund von US-Präsident Donald Trump, zum Post-Chef der USA ernannt. Eine seiner ersten Amtshandlungen war die Verkündung eines Sparkurses, der die Zustellung der Post verlangsamt. Das könnte zum Problem bei der Briefwahl zur bevorstehenden US-Wahl werden.
Louis DeJoy arbeitete tüchtig in seinem Leben. Und wenn er etwas auf dem Effeff kann, dann Dinge von A nach B befördern. Aus dem einstigen Logistikmanager wurde ein Multimillionär, gemeinsam mit seiner Frau zählt er mittlerweile zu den wichtigsten republikanischen Großspendern. Dass er wenige Monate vor der Präsidentschaftswahl zum Post-Chef ernannt wurde, macht nun aber nicht nur die oppositionellen Demokraten stutzig. Viele Trump-Kritiker befürchten, dass DeJoy die Post gezielt schwächen soll, um die von Donald
Louis DeJoy: Vom Arbeitersohn zum Multimillionär
DeJoy wurde 1957 in Brooklyn, New York, als Sohn eines Lkw-Fahrers geboren. An der Stetson University erwarb er einen Bachelor of Business Administration (BBA) und arbeitete nach seinem Abschluss zunächst als Wirtschaftsprüfer.
Von 1983 bis 2014 war er Chief Executive Officer (CEO) von Breed Logistics in North Carolina. Das kleine Logistikunternehmen mit sieben Angestellten verwandelte er in einen landesweiten Anbieter mit knapp 7.000 Mitarbeitern. Nachdem Breed Logistics 2014 von XPO Logistics übernommen worden war, saß er dort bis 2018 im Aufsichtsrat. Anschließend war er Präsident eines Unternehmens für Immobilien, Beratung und Projektmanagement.
Trump-Freund DeJoy
DeJoy ist mit der polnisch-amerikanischen Ärztin Aldona Wos verheiratet, gemeinsam haben sie zwei Kinder, leben in Greensboro, North Carolina und pflegen ein freundschaftliches Verhältnis zu Donald Trump. Wos ist seit 2017 stellvertretende Vorsitzende der Kommission des Präsidenten für Stipendien des Weißen Hauses. Im Februar ernannte Trump sie zur Botschafterin in Kanada.
Im Mai 2020 wurde DeJoy schließlich vom Board of Governors des United States Postal Service (USPS) zum 75. "Postmaster General" und CEO ernannt.
Das staatliche Postunternehmen beschäftigt mehr als 600.000 Mitarbeiter, hat einen sehr guten Ruf und ist für seine Zuverlässigkeit bekannt. Zuletzt jedoch war es äußerst verlustträchtig: Im Jahr 2019 schrieb USPS fast neun Milliarden Dollar Verlust.
Radikaler Sparkurs kurz vor der US-Wahl
Damit USPS wieder in die schwarzen Zahlen kommt, hat DeJoy den Rotstift angesetzt. Zu seinen Maßnahmen gehören das Streichen der Überstunden, der Abbau von Briefkästen, sowie ein Austausch der Briefsortierer in weniger schnelle, automatische Fabrikate.
Dass DeJoy so knapp vor der US-Wahl den Rotstift ansetzt, verstimmt die Kritiker. Der radikale Sparkurs hat Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit und verlangsamt die Zustellung, was für die Briefwahl zu einem großen Problem werden könnte.
Das Briefwahl-Dilemma bei der US-Wahl
Aufgrund der Corona-Pandemie ist davon auszugehen, dass die Amerikaner vermehrt die Briefwahl nutzen wollen. Einige Staaten planen, die Wahl teilweise oder sogar komplett als Briefwahl durchzuführen. Präsident Trump hat sich bereits mehrfach vehement gegen die Briefwahl ausgesprochen, da diese seiner Meinung nach Wahlbetrug erleichtern würde.
USPS hat bereits angekündigt, Wahlbriefe nicht automatisch als "Priority Mail" zu behandeln, nur um zu gewährleisten, dass diese schneller zugestellt werden. Kritiker befürchten nun, dass DeJoy die Post absichtlich verlangsamt, damit die Briefwahlstimmen nicht rechtzeitig ankommen - und so seinem Freund Trump in die Karten spielt.
Gleich mehrfache Interessenskonflikte
Aber nicht nur die Nähe zu Trump lässt Zweifel an einer unvoreingenommenen Arbeitsweise DeJoys zu. Laut einem Bericht von "CNN" hält DeJoy Anteile im Wert von 30 Millionen Dollar an XPO Logistics, einem Auftragnehmer der US-Post.
Von Amazon-Aktien hat er sich zwar laut dem "Handelsblatt" getrennt, hält aber Aktienoptionen des Unternehmens, sollte der Wert der Aktie stark fallen. Da Amazon gleichzeitig ein großer Kunde und auch Konkurrenz von USPS ist, zeichnen sich hier ebenfalls Interessenskonflikte ab.
Kann ein Gesetz zum Schutz der Post die Briefwahl retten?
Die demokratische Vorsitzende des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi hat unlängst die Abgeordneten aus der Sommerpause zurückbeordert, um ein Gesetz zum Schutz der Post auf den Weg zu bringen. Damit will sie DeJoy daran hindern, die Dienstleistungen der Post zum jetzigen Zeitpunkt einzuschränken. So soll eine Einflussnahme auf die Zustellung der Briefwahlunterlagen verhindert werden.
DeJoy wurde von den Demokraten aufgefordert, am 24. August vor dem Kontrollausschuss des Repräsentantenhauses auszusagen. Er soll zur Restrukturierung von USPS Stellung nehmen. DeJoy habe sich dazu laut der Gremiums-Vorsitzenden Carolyn Maloney freiwillig bereit erklärt.
Verwendete Quellen:
- Handelsblatt: Das Schicksal der US-Wahl liegt in der Hand des Post-Chefs, von Katharina Kort, 17.08.2020
- AFP/nuernberger-blatt.de: Post traumatisch - Erbitterter Streit um altehrwürdigen United States Postal Service vor US-Wahlen, von Fabian Erik Schlüter und Christ Stein, 17.08.2020
- CNN.com: Financial disclosures reveal postmaster general's business entanglements and likely conflicts of interest, experts say
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