Die Ereignisse überschlagen sich im Rennen um die US-Präsidentschaft. Der Wahlkampf ist historisch. Nie zuvor stieg in einem so späten Stadium des Wahlkampfes ein komplett neuer Kandidat in den Ring. Während die Wahlkampfkampagne von Donald Trump schon längst im vollen Gange ist, herrscht bei den Demokraten nicht nur Unsicherheit, wer nun für sie antreten wird, sondern auch darüber, was das für das Wahlkampfteam bedeutet.

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Nachdem Präsident Joe Biden am vergangenen Sonntag seinen Rückzug aus dem US-Wahlkampf angekündigt hat, erhält Kamala Harris viel Unterstützung für seine Nachfolge. Trotzdem wirft der wahrscheinliche Wechsel von Biden hin zu Harris viele Fragen im Wahlkampfteam auf. Ein Mitarbeiter in der Wahlkampfzentrale äußerte gegenüber CNN, dass die Kampagne ursprünglich aufgebaut wurde, um Joe Biden zu wählen, aber nun müsse sie sich auf Kamala Harris einstellen, die als schwarze und südasiatische Frau im Jahr 2024 kandidiert.

Viele Mitarbeitende seien aufgeregt und unsicher, was sie erwarten wird. Auch Harris erkannte an, dass der Wechsel für das Wahlkampfteam eine Umstellung bedeutet.

Harris begegnet Bidens Kampagnen-Team mit "vollem Vertrauen"

"Ich weiß, es war eine Achterbahnfahrt und wir haben alle so viele gemischte Gefühle", sagte sie mit Blick auf den Rückzug von US-Präsident Joe Biden aus dem Rennen um das Weiße Haus in einer Rede im Wahlkampfhauptquartier gegenüber den Delegierten.

"Wir haben so viele verdammt gute Gründe, Joe Biden zu lieben, und ich habe volles Vertrauen, dass dieses Team der Grund sein wird, warum wir im November gewinnen." Obgleich Harris, sollte sie offiziell zur neuen Präsidentschaftskandidatin der Demokraten ernannt werden, ein Wahlkampfteam erbt, das sie nicht selbst ausgewählt hat, deutet ihre Rede darauf hin, dass sie dieses gerne übernehmen würde.

Überraschend schaltete sich außerdem Biden dazu und warb per Telefon um die Unterstützung für Harris durch seine ehemaligen Wahlkampfthelferinnen und -helfer. "Ich weiß, dass Kamala mich hören kann und gleich zu Euch sprechen wird", sagte Biden. "Nehmt sie an. Sie ist die Beste."

Viel Unterstützung seitens der Demokraten

Tatsächlich startet US-Vizepräsidentin Kamala Harris mit viel Rückenwind als mögliche Ersatzkandidatin für Joe Biden in den Präsidentschafts-Wahlkampf. Die 59 Jahre alte Demokratin hat laut Medien-Schätzungen derzeit die Unterstützung von genügend Delegierten der Demokraten, um im November als Präsidentschaftskandidatin ihrer Partei gegen den Republikaner Donald Trump anzutreten.

Spätestens beim Nominierungsparteitag der Demokraten vom 19. bis 22. August in Chicago könnte Harris zur Kandidatin gekürt werden. Die US-Wahl findet am 5. November statt. "Ich freue mich darauf, die Nominierung bald offiziell anzunehmen", verkündete Harris bereits optimistisch den Delegierten.

Unsicherheit um Zugriff auf Bidens Wahlkampfgeld

Auch wenn alles darauf hindeutet, dass Harris Biden im Wahlkampf ablösen wird, stellt sich die Frage, ob Harris die Millionen an Spendengeldern übernehmen darf, die Biden bereits im Wahlkampf gesammelt hat. Dies ist umstritten.

Etliche Rechtsexperten argumentieren, dass Harris' Zugriff auf das Geld rechtmäßig sei, da ihr Name als Vizekandidatin ebenfalls registriert gewesen sei. Andere hingegen kommen zu dem Schluss, dass Harris nicht so einfach auf das Geld zugreifen kann.

Natürlich schaltet sich auch Donald Trump in den Disput ein. Der republikanische Präsidentschaftsbewerber will Berichten zufolge verhindern, dass US-Vize Kamala Harris auf bestimmte Wahlkampfgelder zugreifen kann. Die "New York Times" und der Sender CNN berichteten, dass das Team des Republikaners eine Beschwerde bei der US-Bundesbehörde zur Wahlkampffinanzierung FEC eingereicht habe: "Kamala Harris versucht, Joe Bidens übrig gebliebenes Wahlkampfgeld in Höhe von 91,5 Millionen US-Dollar zu stehlen", zitierten die Zeitung und der Sender aus der Beschwerde.

Übernimmt Harris Bidens Wahlkampf-Strategie?

Auch, wenn Harris vielleicht das Wahlkampfteam Bidens und die für seinen Wahlkampf gesammelten Gelder übernehmen könnte, muss die Wahlkampf-Strategie individuell auf ihre Person und ihre Interessen zugeschnitten werden.

Bereits durchblitzen ließ Harris bei ihrem ersten Wahlkampfauftritt in Wisconsin, welche Punkte sie in ihrer Kampagne priorisieren würde. Vor allem kündigte sie an, das Recht auf Abtreibung zu einem zentralen Bestandteil zu machen. "Wir werden für die reproduktive Freiheit kämpfen - in dem Wissen, dass Trump, wenn er die Chance bekommt, ein Abtreibungsverbot unterzeichnen wird, um Abtreibungen in jedem einzelnen Bundesstaat zu verbieten."

Sie zeigte auch, wie sie sich als Gegenkandidatin zu Trump präsentieren würde - und bezog sich dabei auf Trumps Verurteilung in einem Strafverfahren. Trump sei ein Krimineller. Sie hingegen sei eine ehemalige Staatsanwältin. Sie habe schon mit allen möglichen Kriminellen zu tun gehabt, betonte sie. "Kriminelle, die Frauen missbraucht haben, Betrüger, die die Verbraucher betrogen haben, Gauner, die die Regeln gebrochen haben, um sich selbst zu bereichern", sagte sie. "Also hören Sie mir zu, wenn ich sage, dass ich Typen wie Donald Trump kenne."

An den Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Civey kann jeder teilnehmen. In das Ergebnis fließen jedoch nur die Antworten registrierter und verifizierter Nutzer ein. Diese müssen persönliche Daten wie Alter, Wohnort und Geschlecht angeben. Civey nutzt diese Angaben, um eine Stimme gemäß dem Vorkommen der sozioökonomischen Faktoren in der Gesamtbevölkerung zu gewichten. Umfragen des Unternehmens sind deshalb repräsentativ. Mehr Informationen zur Methode finden Sie hier, mehr zum Datenschutz hier.

Trotz offener Fragen: Harris könnte Trump schlagen

Wofür Harris genau steht, bleibt jedoch auch nach ihren ersten Auftritten in den vergangenen Tagen weitgehend undefiniert. Dennoch stehen sowohl der Großteil der demokratischen Delegierten hinter ihr, als auch - zum jetzigen Stand - die Mehrheit der Wähler, wie eine Umfrage von Reuters/Ipsos nun vermeldete. Demnach hat die Vizepräsidentin einen knappen Vorsprung gegenüber dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump. Sie kommt auf 44 Prozent, Trump liegt demnach bei 42 Prozent. Trotz aller offenen Fragen, könnte Harris demnach, sollte sie tatsächlich demnächst zu Bidens Ersatzkandidatin erkoren werden, Chancen auf einen Sieg gegen Donald Trump haben.

Kamala Harris

Harris greift Trump in Wisconsin an

Gerade erst hat sich Donald Trump in Milwaukee zum Präsidentschaftskandidaten küren lassen. Nun tritt dort seine neue politische Gegnerin Kamala Harris auf. Der Ort für ihren Wahlkampfstart dürfte kein Zufall sein. (Photocredit: picture alliance / ZUMAPRESS.com / Mark Hertzberg)

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