Kryptowährungen sind höchst umstritten und unterliegen starken Kursschwankungen. Dennoch setzt die US-Regierung unter Donald Trump jetzt auf eine Reserve aus Bitcoin. Experten befürchten einen Crash der Branche.

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US-Präsident Donald Trump hat die Einrichtung einer staatlichen Reserve aus Kryptowährungen angeordnet. Er unterzeichnete am Donnerstag ein Dekret zur Schaffung einer "strategischen Bitcoin-Reserve". Sie soll aus Bitcoin-Beständen aufgebaut werden, die im Zuge von Strafverfahren beschlagnahmt wurden. Die Märkte reagierten allerdings enttäuscht, der Bitcoin-Kurs rutschte ab – als Reaktion darauf, dass zumindest vorerst keine aktiven Aufkäufe von Kryptowährungen durch die US-Regierung geplant sind.

Krypto-Gipfel im Weißen Haus geplant

Trump hat angekündigt, die USA zum "Krypto-Zentrum der Welt" zu machen. Für Freitag ist ein Treffen des Präsidenten mit führenden Vertretern der Kryptowährungsbranche im Weißen Haus geplant. Mit dem am Tag zuvor unterzeichneten Dekret über die Krypto-Reserve setzte der Republikaner ein Wahlkampfversprechen um. Trumps Krypto-Beauftragter David Sacks bezeichnete die neue Währungsreserve als "eine Art digitales Fort Knox", womit er einen Vergleich zum Lagerort der US-Goldreserven im US-Bundesstaat Kentucky zog.

Die Nutzung von beschlagnahmten Kryptowährungen bedeute, dass die neue Reserve "den Steuerzahler keinen Dime kostet", schrieb Sacks im Onlinedienst X. ("Dime" ist die Bezeichnung einer Zehn-Cent-Münze, Anm. d. Red.). Der Verzicht auf staatliche Krypto-Käufe ernüchtert allerdings die Märkte. Der Bitcoin-Kurs fiel zunächst um 5,7 Prozent. Später erholte sich der Kurs der bekanntesten Digitalwährung etwas und lag mit etwa 1,8 Prozent im Minus.

Von der Krypto-Branche war Trump im Wahlkampf mit Millionenspenden unterstützt worden. Der Republikaner sagte damals die Abschaffung von staatlichen Regulierungen der Kryptowährungen zu, welche die Regierung von Präsident Joe Biden eingeführt hatte. Auch stieg Trump selber als Geschäftsmann im vergangenen Jahr in das Krypto-Business ein.

Der für Freitag geplante "Krypto-Gipfel" im Weißen Haus stellt nun eine starke politische Aufwertung der Branche dar, die viele Kritiker hat. Zu dem Treffen hat Sacks führende Krypto-Unternehmer sowie Investoren eingeladen. Darunter sind unter anderem die Gründer der Krypto-Börse Gemini, Cameron und Tyler Winklevoss, und Michael Saylor, der Chef des großen Bitcoin-Investors Microstrategy.

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Seit Trumps Amtsantritt vor knapp sieben Wochen gab es ein starkes Auf und Ab bei den Krypto-Kursen. In den ersten Wochen waren die Kurse stark gesunken – aus Enttäuschung darüber, dass der Präsident aus Sicht der Anleger nicht genug für die Krypto-Branche tat sowie aus allgemeiner Unsicherheit rund um die Folgen von Trumps aggressiver Zollpolitik.

Bis Freitag vergangener Woche sank der Bitcoin-Kurs auf unter 80.000 Dollar – und lag damit rund 25 Prozent unter dem Höchstwert von 109.000 Dollar, den die Digitalwährung kurz vor Trumps Amtsantritt erreicht hatte. Am vergangenen Wochenende bekräftigte der Präsident dann sein Vorhaben einer Krypto-Reserve, woraufhin der Bitcoin-Kurs zeitweise wieder auf über 90.000 Dollar stieg. Nach Trumps Dekret vom Donnerstag lag der Kurs dann bei etwas über 80.000 Dollar.

Der Analyst Timo Emden von Emden Research bewertete die enttäuschte Reaktion der Märkte auf Trumps Verordnung zur Krypto-Reserve als Ausdruck davon, dass die Erwartungshaltung der Anleger an die Trump-Regierung "mittlerweile besonders hochgesteckt" sei. Von dem Treffen am Freitag im Weißen Haus erhofften sich die Investoren, "dass sich Trump nicht nur abermals als Schutzherr für Bitcoin und Co. positioniert, sondern das Fundament für eine Symbiose zwischen der US-Regierung und der Krypto-Branche gelegt wird", führte Emden aus.

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Hat Trump bei Krypto einen Interessenskonflikt?

Die Unterstützung des US-Präsidenten für die Kryptowährungen ist allerdings hochumstritten – nicht zuletzt sieht sich Trump des Vorwurfs von Interessenkonflikten zwischen seinen Rollen als Präsident und Geschäftsmann konfrontiert. Trump, der früher den Kryptowährungen ablehnend gegenüber gestanden hatte, war im vergangenen Jahr bei der neuen Krypto-Börse World Liberty Financial eingestiegen. Auch lancierten er und seine Frau Melania sogenannte Memecoins, also Kryptowährungen, die an Internetinhalte anknüpfen.

In den ersten Wochen nach seiner Rückkehr ins Weiße Haus hatte Trump durchaus bereits konkrete Schritte zur Förderung der Krypto-Branche unternommen. So nominierte er den Krypto-Freund Paul Atkins als neuen Chef der Börsenaufsichtsbehörde SEC. Unter Atkins stellte die Behörde dann Ermittlungen gegen mehrere Krypto-Plattformen wie Coinbase und Kraken ein. Auch wurden unter Trump Restriktion für Banken mit Krypto-Beständen aufgehoben. (afp/bearbeitet von the)