Einem Medienbericht zufolge soll Israel einen Angriff auf Irans Atomanlagen geplant haben. Die Pläne scheiterten demnach aber an der Ablehnung der US-Regierung.

Mehr News zur US-Politik

US-Präsident Donald Trump hat einem Medienbericht zufolge Israel die Unterstützung für einen Angriff auf Atomanlagen im Iran verweigert. Stattdessen habe Trump sich für Verhandlungen mit Teheran ausgesprochen, berichtete die "New York Times" am Mittwoch unter Berufung auf nicht namentlich genannte US-Regierungsbeamte.

Für die Angriffe auf iranische Nuklearanlagen seien mehrere Szenarien im Gespräch gewesen. Schließlich sei ein Plan für einen Bombenangriff erarbeitet worden, der dem Bericht zufolge Anfang Mai beginnen und mehr als eine Woche dauern sollte.

Dem Bericht zufolge wollte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, dass amerikanische Flugzeuge Luftangriffe durchführen. Diese sollten die israelische Armee am Boden schützen, während diese sich die Atomanlagen vornehmen würde.

Skepsis innerhalb Trumps Regierung

Die israelische Regierung habe damit gerechnet, dass Trump die Pläne unterstützen würde, hieß es weiter. Bislang stand Trump eng an der Seite Netanjahus. Er unterstützte ihn zum Beispiel bei dessen hartem Kurs im Gazastreifen, wegen dessen der internationale Strafgerichtshof einen Haftbefehl gegen Netanjahu erlassen hatte.

Doch diesmal seien mehrere Mitglieder der US-Regierung skeptisch gewesen, darunter Geheimdienstkoordinatorin Tulsi Gabbard, die vor einem größeren Konflikt mit dem Iran gewarnt habe. Auch Verteidigungsminister Pete Hegseth und Vizepräsident JD Vance hätten Zweifel gehabt.

Trump habe Netanjahu schließlich seine Entscheidung gegen einen Angriff bei einem Treffen am 7. April im Oval Office mitgeteilt.

Bei einer Pressekonferenz im Anschluss kündigte Trump Gespräche zwischen den USA und dem Iran über ein neues Atomabkommen an. Das zuvor von Ex-Präsident Barack Obama mühsam ausgehandelte Abkommen hatte Trump 2018 in seiner ersten Amtszeit einseitig aufgekündigt. Daraufhin zog sich Teheran schrittweise von seinen in dem Abkommen festgehaltenen Verpflichtungen zurück und fuhr die Anreicherung von Uran hoch.

Israel äußert sich nicht

Eine Sprecherin von Netanjahu sagte auf Anfrage, ob es eine Reaktion auf den Bericht der "New York Times" geben werde: "Im Moment nicht."

Der israelische Oppositionsführer Jair Lapid schrieb in einem Kommentar auf der Plattform X, er habe sich bereits im vergangenen Oktober dafür ausgesprochen, die iranischen Ölfelder anzugreifen. Die Zerstörung der iranischen Ölindustrie würde auch die Wirtschaft des Landes zerstören "und letztlich das Regime stürzen", schrieb der ehemalige Regierungschef. "Netanjahu hatte Angst und hat es gestoppt."

Ex-Premier Naftali Bennett warf Netanjahu nach Medienberichten vor, die Informationen zu dem verhinderten Angriff selbst durchgestochen zu haben. "Netanjahus Doktrin ist: drohen, drohen, drohen – und dann durchsickern zu lassen, dass er es tun wollte, aber daran gehindert wurde", sagte Bennett demnach. Dies sei ein "gefährliches Konzept". Es werde "keine weiteren solcher Gelegenheiten geben", warnte er.

IAEA-Chef: Iran nicht weit von Atombombe entfernt

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) warnt, dass der Iran nicht mehr weit vom Bau einer Bombe entfernt sei: "Es ist wie ein Puzzle, sie haben die Teile und könnten sie möglicherweise eines Tages zusammensetzen", sagte der IAEA-Chef Rafael Grossi der französischen Zeitung "Le Monde". "Sie sind nicht weit davon entfernt, das muss man anerkennen."

In ihrem jüngsten Bericht hatte die IAEA angegeben, der Iran verfüge über schätzungsweise 274,8 Kilogramm auf 60 Prozent angereichertes Uran. Für den Bau einer Atombombe wäre auf 90 Prozent angereichertes Uran notwendig.

USA und Iran verhandeln erneut über das Atomprogramm.

Neue Atom-Gespräche mit dem Iran: Was steckt dahinter?

Am Samstag treffen sich Vertreter der USA und des Iran im Oman, um über das Atomprogramm zu sprechen. Präsident Trump drängt Teheran zu einem Deal – und warnt vor militärischen Konsequenzen. Der Westen befürchtet, dass der Iran an Atomwaffen arbeitet.

Grossi: Angriffe würden "Probleme noch verschlimmern"

Angesichts der Drohungen aus Washington gegen den Iran warnt Grossi jedoch vor Angriffen auf Atomanlagen. "Es war immer unsere sehr klare Position, dass Angriffe gegen nukleare Einrichtungen inakzeptabel sind und alle Probleme noch verschlimmern", sagte Grossi nach einem Treffen mit Irans Außenminister Abbas Araghtschi in Teheran.

Die Verhandlungen zwischen den USA und dem Iran über ein neues Atomabkommen sollen am kommenden Wochenende fortgesetzt werden. US-Präsident Donald Trump hat dem Iran mit militärischen Konsequenzen gedroht, sollte kein neues Abkommen zustande kommen. Araghtschi signalisierte zuletzt Kompromissbereitschaft und bekräftigte erneut, dass der Iran keine Atombomben bauen wolle. Ein vollständiger Verzicht auf Nukleartechnologie komme jedoch nicht infrage und sei dementsprechend auch nicht verhandelbar. (lko)

Verwendete Quellen: