Die bisherigen Vorwahlen und Umfragen zeigen deutlich, dass Donald Trump gute Chancen auf eine zweite Amtszeit als US-Präsident hat. Anders als 2016 scheint seine Kampagne dieses Mal disziplinierter und besser vorbereitet zu sein.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Lukas Hermsmeier sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Je näher die Wahl in den USA rückt, desto intensiver wird eine Frage diskutiert: Was passiert, wenn Donald Trump ein zweites Mal ins Weiße Haus zieht?

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Folgt man den Ergebnissen der bisherigen Vorwahlen, spricht fast alles dafür, dass Trump erneut Kandidat der Republikanischen Partei wird. Seine einzige verbliebene Konkurrentin Nikki Haley hinkt deutlich hinterher. Den Umfragen zufolge hat Trump auch bei den Hauptwahlen im November gute Chancen auf einen Sieg gegen den amtierenden Präsidenten Joe Biden.

Hört man Trump bei seinen Reden zu, wird deutlich, dass sich seine politischen Prioritäten nicht sonderlich verändert haben. Trump will die Mauer zu Mexiko weiterbauen. Er will das Abtreibungsrecht weiter einschränken. Er droht damit, der NATO den Rücken zu kehren. Er will den "Sumpf trockenlegen", wie er sagt. Heißt: Politische Gegner bekämpfen und den Regierungsapparat so umbauen, dass er seine Ziele einfacher verfolgen kann.

Trumps neue Berater

Trump will dort weitermachen, wo er vor vier Jahren aufgehört hat. Es gibt jedoch zumindest einen großen Unterschied: Sein Team scheint heute wesentlich disziplinierter organisiert und professioneller auf die Sache vorbereitet als früher.

"Trump hat in seiner ersten Amtszeit gelernt, dass persönliche Loyalität der für ihn wichtigste Faktor für das Regierungshandeln ist", sagt der renommierte Politikwissenschaftler Donald Moynihan im Gespräch mit unserer Redaktion. Laut Moynihan, der an der Georgetown-Universität in Washington, D.C. forscht und unterrichtet, bestehe Trumps Kampagne deshalb nur noch aus absoluten Loyalisten.

Doch wer gehört überhaupt zu Trumps engstem Team?

Eine prägende Rolle hat der 57-jährige Chris LaCivita, ein ehemaliger Marinesoldat, der bereits seit über drei Jahrzehnten als Stratege für republikanische Politiker arbeitet. Der aus Pennsylvania stammende LaCivita stieß im Jahr 2022 zu Trumps Stab und ist seither "Senior Advisor", also leitender Berater. Er gilt als extrem tough, seinen jeweiligen Chefs treu ergeben. Wie Trump kürzlich bekannt gab, soll LaCivita nun auch neuer Chef der Republikanischen Partei werden. Experte Moynihan erklärt, dass Trump über diese Personalie seine "Kontrolle über die Partei" weiter stärken will.

Weniger Chaos, mehr Disziplin

Neben LaCivita ist Susie Wiles eine der wichtigsten Figuren in Trumps Team. Die 66-jährige Wiles, die aus New Jersey kommt, mischte bereits in den 80er Jahren in der Politik mit, damals als Wahlkämpferin für Ronald Reagan. Sie hat seither für verschiedene republikanische Politiker gearbeitet, unter anderem auch für den Gouverneur von Florida, Ron DeSantis. Bemerkenswert ist das, weil DeSantis bis vor Kurzem Trumps Konkurrent in den Vorwahlen war.

Wiles ist keine Lautsprecherin, sie wirkt vor allem hinter den Kulissen. Zusammen mit LaCivita soll sie dafür sorgen, dass Trumps Team weniger chaotisch agiert als früher. Besonders in seinem ersten Jahr als Präsident feuerte Trump zahlreiche enge Mitarbeiter wie zum Beispiel Steve Bannon und Anthony Scaramucci. Oft wirkte es so, als wäre Trump vor allem mit sich selbst und seinen engsten Vertrauten beschäftigt.

"In seiner ersten Amtszeit ist es Trump nicht gelungen, über die Exekutivgewalt viel zu erreichen", sagt Politologe Moynihan. Sollte Trump wiedergewählt werden, werde er nicht dieselben Fehler begehen. Als wesentlichen Unterschied zwischen 2016 und heute sieht Moynihan, dass Trump nicht mehr nur über den "Sumpf von Washington" schimpfe, sondern extreme Maßnahmen ergreifen möchte, um die Verwaltung zu seinen Gunsten umzugestalten. Offenbar will Trump bis zu 50.000 Beamte entlassen und durch Bürokraten ersetzen, die auf seiner politischen Linie sind.

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Rassistische Agenda

Trump werde zwar nicht mit allem erfolgreich sein, wie Moynihan sagt. "Aber er kann eine Menge Schaden anrichten."

Allerdings: Nicht alle in Trumps Team sind neu. Es gibt auch Konstanten. Stephen Miller zum Beispiel ist weiterhin einer seiner wichtigen Vertrauten. Der 38-jährige Miller wurde 2017 als Architekt des sogenannten "Muslim Bans" bekannt – so wurde das Einreiseverbot für Bürger aus sieben mehrheitlich muslimischen Ländern genannt. Von der Non-Profit-Organisation "Southern Poverty Law Center" wird Miller als Rechtsextremist eingeordnet. Allein die Personalie Miller zeigt also, dass Trump weiterhin eine Agenda verfolgt, die rassistische Elemente in sich trägt.

Über den Gesprächspartner

  • Donald Moynihan ist Politikwissenschaftler und arbeitet an der Georgetown-Universität in Washington, D.C. Moynihan forscht zur Frage, wie Regierungen funktionieren. Er ist Autor mehrerer Bücher.

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