In einem Interview mit CNN verbreitet der ehemalige US-Präsident Trump zahlreiche Lügen. Moderatorin Collins gibt sich zwar alle Mühe, die Aussagen zu hinterfragen, doch aus der Medienwelt gibt es nun scharfe Kritik an dem Gespräch. Selbst bei CNN sehen einige keinen Sinn in dem Interview.

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Der US-Nachrichtensender CNN hat für ein Bürgergespräch mit Ex-Präsident Donald Trump voller Falschbehauptungen des Republikaners viel Kritik einstecken müssen. Der bekannte Politikwissenschaftler Larry Sabato schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter, wer vorausgesagt habe, dass die Townhall-Veranstaltung vom Mittwochabend eine "Pro-Trump-Katastrophe" werde, habe Recht behalten. Sabato forderte zudem von CNN eine "detaillierte Erklärung" zur Auswahl des Publikums, das Trumps Äußerungen mit viel Applaus, Jubel und Lachern bedacht hatte.

"Ich kann nicht glauben, dass CNN es getan hat", twitterte der Kongressabgeordnete Jared Huffman von der Demokratischen Partei. "Sie haben nichts gelernt."

Der Medienexperte Mark Lukasiewicz schrieb auf Twitter, das "vorhersehbar katastrophale Bürgergespräch auf CNN war in der Tat katastrophal". Trump habe mit der Geschwindigkeit eines halbautomatischen Gewehrs vom Typ AR-15 Lügen verbreitet, CNN-Moderatorin Kaitlan Collins sei machtlos gewesen.

"Das war Wahnsinn, absoluter Wahnsinn", schrieb der Journalist und Medien-Analyst Bill Carter. "Wie einem betrunkenen Onkel ein Mikrofon zu geben und zu sagen: leg los!"

Auch CNN-Mitarbeiter kritisieren Trump-Interview

Selbst Mitarbeiter von CNN übten scharfe Kritik. "Es ist schwer zu sehen, inwiefern Amerika durch dieses von CNN am Mittwochabend ausgestrahlte Lügenspektakel ein Dienst erwiesen wurde", schrieb CNN-Medienjournalist Oliver Darcy. CNN-Starmoderator Jake Tapper hatte direkt nach dem Bürgergespräch eingeräumt: "Wir haben nicht die Zeit, alle seine Lügen zu überprüfen."

Trump hatte am Mittwochabend bei dem Bürgergespräch in Manchester im Bundesstaat New Hampshire seinen ersten Auftritt bei CNN seit sieben Jahren hingelegt. Der Rechtspopulist verbreitete dabei erneut Verschwörungserzählungen zu angeblichem Betrug bei der Präsidentschaftswahl 2020 und verklärte den Angriff auf das US-Kapitol vom 6. Januar 2021.

Zudem verspottete Trump die von ihm - wie durch ein Gerichtsurteil vom Dienstag bestätigt - sexuell missbrauchte Journalistin E. Jean Carroll. Die immer wieder kritisch nachhakende und ihm widersprechende Moderatorin Collins bezeichnete er als "fiese Person".

Umgang mit Trump ist für Medien schwierig

Auffallend war, dass Trump auch für besonders umstrittene Äußerungen viel Applaus aus dem Publikum erhielt, was Fragen zur Auswahl der Zuschauer aufwirft. CNN hatte nach eigenen Angaben registrierte Republikaner und unabhängige Wähler, die bei den Republikaner-Vorwahlen abstimmen wollen, eingeladen.

Trump und CNN hatten über Jahre ein höchst angespanntes Verhältnis. Trump attackierte den äußerst kritisch über ihn berichtenden Nachrichtensender immer wieder als "Fake News". Der unter schlechten Quoten leidende Sender will unter seinem neuen Chef Chris Licht aber mehr Zuschauer für sich gewinnen - und nahm deswegen das Risiko in Kauf, Trump eine Plattform für seine Falschbehauptungen zu bieten.

Das Bürgergespräch macht laut Experten deutlich, wie schwierig für Medien der Umgang mit Trump ist. Der 76-Jährige ist der mit Abstand führende Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner 2024, was ein journalistisches Interesse an seinen Aussagen rechtfertigt. Zugleich ist der Rechtspopulist für die Verbreitung von Lügen, irreführenden Behauptungen und Hassrede bekannt. (afp/thp)

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