Während große Teile der Demokratischen Partei nicht wissen, was sie der Trump-Regierung entgegenstellen sollen, mobilisiert Bernie Sanders, der unabhängige Senator aus Vermont, Zehntausende im ganzen Land.
Mehr als drei Monate ist
Die Demokratische Partei wirkt zersplittert und strategielos. Bis auf wenige Ausnahmen gibt es kaum Politikerinnen oder Politiker, die kämpferisch vorangehen. Es ist vielsagend, dass der auffälligste Oppositionspolitiker gar kein Demokrat ist. Es geht um
Der 83-jährigen Sanders hat in den vergangenen Monaten zumindest gezeigt, wie sich Massen mobilisieren lassen. Seit Februar tourt er unter dem Motto "Fighting Oligarchy" ("Kampf gegen die Oligarchie") durchs Land. In den Metropolen Denver und Los Angeles strömten jeweils über 30.000 Menschen zu den Events. Doch Sanders zieht auch in ländlichen Regionen die Leute an. In Montana, Idaho und Nebraska kamen ebenfalls Tausende Leute.
Zwei Wahlkämpfe, Millionen von Fans
Was hat Sanders, was andere nicht haben? Warum führt ausgerechnet ein 83-jähriger parteiloser Politiker die Opposition gegen Trump an?
Sanders, der in Brooklyn aufwuchs und seit den 60er-Jahren in Vermont lebt, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten landesweit einen Namen gemacht. Zwischen 1991 und 2007 war er Mitglied des US-Repräsentantenhauses; seither sitzt er im US-Senat. Seine Bekanntheit ist jedoch vor allem durch zwei Kandidaturen in den demokratischen Präsidentschaftsvorwahlen gestiegen.
2016 stimmten über 13 Millionen Wählerinnen und Wähler für Sanders – damals unterlag er Hillary Clinton, die in den Hauptwahlen wiederum mit einem zentristischen, neoliberalen Programm gegen Trump verlor. 2020 gaben knapp zehn Millionen Menschen ihre Stimme an Sanders – nicht genug gegen Joe Biden, der später Präsident wurde.
In beiden Wahlkämpfen konnte Sanders überproportional bei jungen, progressiven, hispanischen und ärmeren Amerikanerinnen und Amerikaner punkten. Und das liegt vor allem an seiner Agenda.
Glaubwürdig durch sein Programm
Sanders ist eine der ganz wenigen politischen Figuren, mit denen man konkrete inhaltliche Forderungen verbindet. Allen voran Medicare for All, also eine staatliche Krankenkasse für alle.
Aber auch seine Rufe nach einer deutlichen Erhöhung des Mindestlohns, Steuererhöhungen für Milliardäre und eine Stärkung von Gewerkschaften sind beständig. Seine Vision ist ein demokratischer Sozialismus.
Man weiß, was Sanders will, weil er es seit Jahrzehnten unermüdlich wiederholt. Dadurch ist er glaubwürdig – anders als viele in der Demokratischen Partei, die immer wieder opportunistisch ihre Positionen wechseln.
Neben dem Programm hebt sich Sanders durch seine Kommunikation ab. Im Parlament und bei Veranstaltungen hält er kämpferische Reden. Seine Ansprachen auf Social Media sind direkt und ungeschminkt. Man kann ihm eine gewisse Widerborstigkeit vorwerfen – genauso hat er sich jedoch eine Basis aufgebaut.
Raus aus der Hauptstadt
Viele junge, linke Aktivistinnen und Aktivisten sowie Nachwuchspolitikerinnen und Politiker geben Sanders als Inspiration an. Junge Kongressabgeordnete wie Alexandria Ocasio-Cortez (New York) und Greg Casar (Texas) etwa, die auch seine "Fighting Oligarchy"-Tour begleitet haben.
Allein Sanders‘ Entscheidung, mit Beginn der jetzigen Legislaturperiode das Capitol Hill in Washington, D.C. zu verlassen und in verschiedenen Ecken des Landes präsent zu sein, zeigt, dass Sanders anders als ein gewöhnlicher Parlamentarier tickt.
Bei seinen Auftritten beschreibt er, wie existenziell die Gefahr durch Trump und Elon Musk sei. "Wir haben es nicht nur mit einer Oligarchie zu tun. Unter Trump entwickelt sich dieses Land sehr schnell zu einer autoritären Gesellschaftsform", sagt er.
Kritik auch an den Democrats
Doch Sanders macht auch eben klar, dass die Probleme über die aktuelle Regierung hinaus gehen. "Milliardäre finanzieren die Demokratische Partei und hindern sie daran, sich für die arbeitenden Familien einzusetzen", so Sanders.
Anders als viele Führungskräfte der Democrats, die bis heute nicht einsehen wollen, dass die Partei einen Neuanfang braucht, scheut sich Sanders nicht vor Konfrontation. Ein starker Kontrast etwa zu Chuck Schumer, dem Minderheitenführer der Demokraten im Senat, der immer noch verzweifelte Versuche unternimmt, mit Trump und die Republikanischen Partei zusammenzuarbeiten – auch dort, wo eine Zusammenarbeit aussichtslos ist.