Neue Eskalationsstufe im Streit mit der Türkei: Ankara zieht seinen Botschafter aus Wien ab. Auslöser dürften eine Kurdendemo in Wien und türkeikritische Schlagzeilen gewesen sein.
Wegen der angespannten Beziehungen nach dem Putschversuch hat die Türkei ihren Botschafter aus Wien abgezogen. Das hat der Sprecher des Außenministeriums, Thomas Schnöll, gegenüber der APA bestätigt.
Hintergrund dafür dürfte die Kurdendemonstration am Samstag in Wien gewesen sein, bestätigen konnte das Schnöll allerdings nicht. Die Kundgebung fand in Wien unter dem Motto "Demonstration gegen Menschenrechtsverletzungen in der Türkei und die Isolation von Abdullah Ocalan" statt. Rund 600 friedliche Demonstranten sollen daran teilgenommen haben.
Öcalan ist der ehemalige Vorsitzende der in der Türkei verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) und ist derzeit inhaftiert. Kundgebungen dieser Art fanden in Wien und in anderen Städten Österreichs wiederholt statt.
Ankara empört über kritische Schlagzeilen
Ankara echauffierte sich offenbar auch über türkeikritische Aussagen heimischer Politiker und eine Schlagzeile der "Kronen Zeitung", die über Bildschirme des Wiener Flughafens gelaufen war. Laut dem türkischen Außenministerium hatte die darin enthaltene Behauptung, die Türkei erlaube Sex mit Kindern, "das Bild der Türkei befleckt" und sei "falsch".
Die Schlagzeile bezog sich auf ein Urteil des türkischen Verfassungsgericht, das im Juli einen Passus gekippt hatte. Dieser hatte vorgesehen, dass jeder Geschlechtsverkehr mit einem Kind unter 15 Jahren als "sexueller Missbrauch" geahndet wird. Die Entscheidung, den Passus zu kippen, hatte für international für scharfe Kritik gesorgt.
Österreich drohte mit Abbruch der EU-Beitrittsgespräche
Die Beziehungen zwischen Österreich und der Türkei sind seit Wochen angespannt. Nach dem Putschversuch und dem Vorgehen der Türkei gegen mutmaßliche Unterstützer hatte Österreich unter anderem einen Abbruch der EU-Beitrittsgespräche mit der Türkei gefordert. Ankara wirft dem Westen wiederum mangelnde Solidarität vor. (rs/dpa) © dpa
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