Ein millionenschwerer Ex-Manager eines Ölkonzerns mit einem guten Draht nach Russland und dem bezeichnenden Spitznamen T-Rex, dafür aber ohne jegliche politische Erfahrung: Rex Tillerson, der neue Außenminister der USA, bietet Kritikern jede Menge Angriffsfläche. Doch so einfach ist es nicht.

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Seine zweite Auslandsreise führt den neuen deutschen Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) am Donnerstagabend zu seinem US-amerikanischen Amtskollegen Rex Tillerson. Der wurde erst am Mittwoch vereidigt - aus Sicht seiner zahlreichen Kritiker eine Katastrophe. Tillersons Nominierung sei eine der schlechtesten Entscheidungen Donald Trumps gewesen, "und er hat viele schlechte Entscheidungen getroffen", twitterte etwa der demokratische Abgeordnete und Präsidentschaftsbewerber Bernie Sanders.



Sind die Bedenken der Kritiker berechtigt? Worauf muss sich die Welt jetzt einstellen? Eine Annäherung in fünf Schritten.

1. Tillerson hat keinerlei politische Erfahrung

Rex Tillerson hat sein gesamtes Berufsleben für den zwischenzeitlich weltgrößten Mobilölkonzern ExxonMobil gearbeitet. Als 23-Jähriger begann er dort als Ingenieur und arbeitete sich über die Jahre bis zum Vorstandschef hoch.

Der neue Außenminister bringt also Erfahrung als Top-Manager mit. Politisch aber ist er ein völliger Anfänger. Für seine Gegner ist das ein gefundenes Fressen. Chuck Schumer, Oppositionsführer im Senat, betonte vor Tillersons Vereidigung etwa, er sei von dessen außenpolitischen Fähigkeiten "nicht beeindruckt".

Einen Außenminister, dem seine ersten Gehversuche auf dem politischen Parkett noch bevorstehen - das gab es in den USA noch nie.

Zum Problem könnte Tillersons Mangel an Erfahrung insofern werden, dass noch vor seinem Amtsantritt ein Teil der Führungsriege des Außenministeriums zurückgetreten ist. Vier Spitzenbeamte - die sowohl unter den Demokraten als auch unter den Republikanern gedient haben - räumten ihre Posten. Mit ihnen verschwand jede Menge Wissen. Das aufzufangen, dürfte nicht leicht werden.

2. Tillerson ist schwer einzuschätzen

Dass Tillerson politisch ein derart unbeschriebenes Blatt ist, macht es schwer, ihn einzuordnen. Zu Beginn des Präsidentschaftswahlkampfs unterstützte er Jeb Bush, Floridas Ex-Gouverneur. Er ist also kein Trump-Fan der ersten Stunde.

Zuletzt schien es, als wolle er sich er für eine gewisse Kontinuität der amerikanischen Außenpolitik einsetzen, als den Vertretern der Maxime "Amerika zuerst" zu folgen oder den Hardlinern wie dem Nationalen Sicherheitsberater Michael Flynn, die das Land in einem Krieg mit dem Terrorismus sehen.


Während sich in den vergangenen Tagen Politiker aus aller Welt - meist kritisch - über das von Donald Trump per Dekret erlassene Einreiseverbot für Staatsbürger aus sieben muslimisch geprägten Ländern äußerten, sagte Rex Tillerson dazu: gar nichts.

Auch wie er zu Syrien, zu China, dem Nahen Osten oder dem internationalen Terrorismus steht, ist bislang nicht öffentlich bekannt.

Als Exxon-CEO vertrat Tillerson vehement die Interessen der fossilen Energieindustrie. Gleichzeitig erkannte er aber den Klimawandel als echt und ernst an. Angeblich ist er gegen einen US-Rückzug aus dem Pariser Klimaschutzabkommen.

Seine Ölgeschäfte haben Tillerson große Nähe zu Russlands Präsident Wladimir Putin gebracht, mit dem er sich auch persönlich gut versteht. 2013 zeichnete Putin ihn mit einem Orden der Freundschaft aus. Zuletzt jedoch ging Tillerson auf Distanz: Bei seiner Anhörung im Senat bezeichnete er Russland als "Gefahr" und die Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim als "illegal".

3. Tillersons Kritiker befürchten Interessenskonflikte

Nicht nur nach Russland hat Tillerson Geschäftskontakte. Exxon ist auf allen Kontinenten vertreten und unterhält Operationen in mehreren Dutzend Ländern. Kritiker befürchten, dass Tillersons mit diesem Hintergrund massive Interessenkonflikte drohen.

Zwar ist er Ende Dezember als Vorstandschef zurückgetreten und hat - nachdem er ein millionenschweres Abfindungspaket ausgehandelt hatte - alle finanziellen Verbindungen zu ExxonMobil gekappt. Aber ist er deshalb schon nicht mehr befangen?

Ein Beschluss des Repräsentantenhauses goss am Dienstag Wasser auf die Mühlen all jener, die daran nicht glauben: Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, stimmte die republikanische Mehrheit im Repräsentantenhaus für die Rücknahme einer Regelung, gegen die Tillerson als Lobbyist der Öl-Konzerne massiv gekämpft hatte.


Die Regelung sieht vor, dass amerikanische Öl-, Gas- und Bergbaufirmen ihre Zahlungen an ausländische Regierungen offenlegen müssen. So soll verhindert werden, dass Geld für Lizenzen für den Rohstoffabbau in den Taschen korrupter Politiker und Funktionäre landet, anstatt dem Staatshaushalt und damit der Bevölkerung zugutekommen. Sofern auch der Senat seine Zustimmung erteilt, ist die Regelung dahin.

4. Tillerson ist ein konservativer Mensch - aber wohl kein Hardliner

Als Privatmensch ist Tillerson auf konservativer Linie: Der Multimillionär ist seit Jahrzenten mit Renda St. Clair verheiratet. Das Paar hat vier Kinder und lebt in der kleinen Gemeinde Bartonville in Texas. Beide sind gläubige Christen und in der Kirche aktiv.

Außerdem war Tillerson lange bei den "Boy Scouts", einer Pfadfinderorganisation - als deren Präsident er die Organisation für homosexuelle Männer öffnete.

5. Tillerson gilt als unnachgiebig

Dem neuen Außenminister wird nachgesagt, er verfolge seine Ziele hartnäckig. Diese Unnachgiebigkeit hat ihm einen bezeichnenden Spitznamen eingebracht: Er wird T. Rex genannt.

Die Antwort auf die Frage, zu wessen Gunsten er diese Unnachgiebigkeit in seiner neuen Funktion einsetzen will, ist Rex Tillerson der Welt bislang noch schuldig.

Mit Material von dpa
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