In wenigen Wochen wählt Kanada ein neues Parlament. Justin Trudeau will sein Amt als Premier verteidigten. Doch nun könnte er über ein Foto von einer rassistischen Aktion aus dem Jahr 2001 stolpern.
Voraussichtlich wird es eng zugehen bei den Parlamentswahlen in gut einem Monat in Kanada. Für Regierungschef
Er sieht sich mit einer heiklen Angelegenheit konfrontiert: Das "Time Magazin" veröffentlichte am Mittwoch (Ortszeit) ein 18 Jahre altes Foto, das ihn - auf einem Kostümball mit dem Titel "Arabische Nächte" - mit einem dunkel geschminkten Gesicht, langem Gewand und Turban zeigt.
Trudeau: "Ich hätte das nicht tun sollen"
Trudeau reagierte umgehend und entschuldigte sich. "Ich habe mir ein Aladdin-Kostüm angezogen und Make-up aufgetragen", sagte er dem kanadischen Sender CBC. "Ich hätte das nicht tun sollen. Ich hätte es besser wissen sollen, aber das habe ich nicht. Es tut mir wirklich leid."
Er fügte hinzu: "Es war etwas, von dem ich damals nicht dachte, dass es rassistisch wäre, aber jetzt erkenne ich, dass es etwas Rassistisches war." Er werde weiter daran arbeiten, Intoleranz und Diskriminierung zu bekämpfen, auch wenn er in der Vergangenheit offensichtlich einen Fehler gemacht habe.
Zum Zeitpunkt der Aufnahme im Jahr 2001 war Trudeau 29 Jahre alt. Das Bild war laut "Time Magazine" im Jahrbuch einer Privatschule in Vancouver veröffentlicht worden, an der Trudeau damals gelehrt hatte.
Blackfacing ist ein heikles Thema
Die Praxis des sogenannten Blackfacing, bei der dunkel geschminkte Weiße zum Beispiel auf der Bühne oder der Leinwand die Rollen von Schwarzen übernehmen, ist nicht nur in Nordamerika hochumstritten.
Jagmeet Singh von der Oppositionspartei New Democratic Party nannte Trudeaus Verhalten "verstörend" und "beleidigend". Trudeaus Rivale Andrew Scheer von der Konservativen Partei warf dem Premierminister einen "Mangel an Urteilsvermögen und Integrität" vor und erklärte, Trudeau sei nicht geeignet, das Land zu regieren.
Eklat mitten im Wahlkampf
Die Veröffentlichung des Fotos fällt mitten in den Wahlkampf. In Kanada soll am 21. Oktober gewählt werden. Umfragen zufolge liegen Trudeaus Liberale und die Konservativen seines schärfsten Konkurrenten Andrew Scheer in etwa gleich auf - trotz boomender Wirtschaft und niedriger Arbeitslosenquote.
Trudeaus Aussichten auf Wiederwahl werden bereits durch eine Affäre um politische Einflussnahme und Korruption getrübt. Die Ethikkommission des Parlaments hatte den liberalen Regierungschef im vergangenen Monat gerügt und ihm vorgeworfen, in der Affäre um den Baukonzern SNC-Lavalin Einfluss auf die Ermittlungen genommen zu haben.
Trudeau und seine Vertrauten übten demnach auf unzulässige Weise Druck auf die damalige Justizministerin Jody Wilson-Raybould aus, um SNC-Lavalin vor Strafverfolgung zu schützen.
Der Skandal um den Baukonzern hatte Trudeaus Regierung im Frühjahr in eine Krise gestürzt. Justizministerin Wilson-Raybould, Haushaltsministerin Jane Philpott und zwei ranghohe Parteivertreter aus Trudeaus Umfeld traten zurück. Wilson-Raybould berichtete später, sie sei von Regierungsvertretern dazu gedrängt worden, die Staatsanwaltschaft von einer außergerichtlichen Einigung zu überzeugen. (dpa/afp/ank)
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