Im Jahr 1990 schaute Prince Johnson mit einem Bier dabei zu, wie seine Männer dem damaligen Präsidenten ein Ohr abschnitten. Seiner politischen Karriere schadete das nicht. Nun ist der berüchtigte Ex-Rebellenchef tot.
Einer der berüchtigtsten Rebellenchefs aus dem grausamen Bürgerkrieg in Liberia,
Weltweit bekannt wurde Johnson durch ein Video von 1990, auf dem der Rebellenführer ein Bier trank, während seine Männer Liberias damaligen Präsidenten Samuel Doe bei lebendigem Leib verstümmelten.
Liberia erlebte zwischen 1989 und 2003 zwei Bürgerkriege, bei denen mehr als 200.000 Menschen getötet wurden. Johnson, der seit 1971 beim Militär war und unter anderem in den USA ausgebildet worden war, schloss sich 1989 den Rebellen des Warlords Charles Taylor an, um den sich zum Diktator gemauserten Doe zu stürzen. Johnson spaltete sich bald aber mit einer eigenen Rebellengruppe ab, die Doe 1990 entführte und brutal umbrachte.
"Wissen Sie, warum ich das mit Samuel Doe gemacht habe? In meiner Region Nimba County hatten er und seine Männer Jahre zuvor 300 Babys getötet. Kurz vor ihrer Hinrichtung schrien sie, aber Doe hörte ihr Flehen nicht. Also habe ich ihm die Ohren abgeschnitten", sagte Johnson 2018 dem französischen Magazin "Jeune Afrique".
Wandlung zum Christen und Königsmacher
Nach Auseinandersetzungen mit Taylors Rebellen verließ Johnson 1992 das Land und fand in Nigeria Zuflucht. Er bekannte sich zum Christentum und söhnte sich unter Vermittlung eines Pastors mit Does Angehörigen aus. Nach Ende des zweiten Bürgerkriegs in Liberia (1999 bis 2003) kehrte er 2004 in seine Heimat zurück und wurde 2005 zum Senator gewählt.
Trotz Beweisen für schwere Bürgerkriegsverbrechen wurde Johnson zu einem der mächtigsten Männer in dem Land mit rund 5,5 Millionen Einwohner, das seit 2005 mehrere friedliche Machtwechsel hinter sich hat. Johnson konnte bei zwei Anläufen auf das Präsidentenamt zwar nur den dritten Platz erreichen. Seine Unterstützung galt aber für die Wiederwahl der Friedensnobelpreisträgerin Ellen Johnson Sirleaf 2011 sowie ihre beiden jeweils aus der Opposition ins Amt gewählten Nachfolger George Weah (2017) und Joseph Boakai (2023) immer wieder als entscheidendes Zünglein an der Waage.
Die US-Regierung verhängte 2021 Sanktionen gegen ihn, weil er an millionenschwerer Korruption beteiligt gewesen und Wählerstimmern zum Verkauf angeboten haben soll. (dpa/bearbeitet von mbo)
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