Die Terroranschläge in Brüssel treffen Europa ins Mark. Mindestens 34 Menschen wurden getötet, über 200 verletzt. Auch der ORF-"Report" beleuchtet die Geschehnissen in der belgischen Hauptstadt. Wie konnte es zu diesen schrecklichen Anschlägen kommen? Gibt es Hinweise auf eine Gefährdung in Österreich?
Zwei Attentäter sprengen sich am Dienstagmorgen am Brüsseler Flughafen in die Luft, eine weitere Explosion ereignet sich an der der Metro-Station Maelbeek. Nach der Zusammenfassung der dramatischen Anschlagsserie interviewt "Report"-Journalistin Susanne Schnabl den Sicherheits-Experten Markus Kaim von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin.
Dieser weist darauf hin, dass man bei der Bekanntgabe der Verhaftung des letzten Paris-Attentäters Salah Abdeslam zu wenig auf den Hinweis geachtet habe, dass man auf ein größeres Netzwerk gestoßen sei. Die Attentate weisen darauf hin, dass sich in Brüssel eine, wie Kaim sagt, "Unterstützerszene" gebildet habe.
Wie stuft der Sicherheitsexperte die Lage ein?
Die Attentate seien aber nur begrenzt in Zusammenhang mit dieser Verhaftung zu sehen. Für einen Racheakt seien die Vorbereitungen zu intensiv gewesen, erklärt Kaim und meint, Abdeslams Verhaftung habe die Geschehnisse höchstens beschleunigt.
Auf die Frage, ob man mit weiteren Anschlägen in Europa rechnen müsse, antwortet Kaim: "Ich fürchte ja. Wir sollten nicht den Fehler machen, den IS nicht ernst zu nehmen".
Er erklärt, der Krieg des IS werde zunehmend in westliche Hauptstädte gebracht. In Syrien expandiere der IS zwar nicht mehr, halte sich aber als politische Kraft, während er in Ländern wie Libyen stärker werde.
Abdeslam kam auch in Österreich mit den Behörden in Kontakt. Gibt es Hinweise, dass auch hierzulande Gefahr besteht? Kaim erklärt, es sei vielmehr ein Anzeichen dafür, dass es "Defizite" in der Kooperation zwischen Strafvollzugsbehörden gäbe. Die Hinweise seien an französische und belgische Behörden ausgegangen.
Sollte es weitere Anschläge geben, werden es laut Kaim sicherlich wieder "weiche Ziele" sein – Ziele ohne besondere Sicherheitskontrollen, wie eben das Terminal des Flughafens oder eine U-Bahn. Natürlich gebe es nun eine Diskussion über die Intensivierung der Sicherheitsvorkehrungen, aber man stoße hier schnell an "logistische Grenzen": Es ist einfach unmöglich, jeden öffentlichen Raum und jede Großveranstaltung vollständig zu kontrollieren.
Wie funktionieren die Terror-Netzwerke?
In einem zusätzlichen Beitrag wird über das Terrornetzwerk berichtet, dem der Paris-Attentäter Salah Abdeslam angehörte.
Nahostexpertin Karin Kneissl bezeichnet ihn zwar als wichtigen Drahtzieher bei den Paris-Anschlägen, aber auch als "einen von vielen".
Abdeslam ist im Brüsseler Stadtteil Molenbeek aufgewachsen, das als Problemviertel gilt. Jeder vierte der ca. 85.000 Einwohner hat keinen belgischen Pass, jeder zweite Jugendliche ist arbeitslos. Das Viertel sei "ein Synonym für versäumte Integrationspolitik und für einen sozialen Brennpunkt", so der Sprecher des Berichts.
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