Westliche Unternehmen haben von der Ausbeutung von Zwangsarbeitern in der DDR profitiert. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Forschenden der Humboldt-Universität, die am Montagabend in Berlin vorgestellt wurde. Politische Häftlinge wurden demnach etwa in der Produktion von Damenstrumpfhosen eingesetzt, die später bei Aldi Nord verkauft wurden.
Die Studie weist in vier Beispielen die Lieferketten von ostdeutschen Strafanstalten bis in deutsche Geschäfte, Werkhallen und Versandkataloge nach. Demnach wurden in mehreren DDR-Gefängnissen Elektromotoren für die westdeutsche Firma Josef Scheppach Maschinenfabrik hergestellt. Spiegelreflexkameras aus einer Cottbusser Strafvollzugsanstalt wurden von Versandhäusern wie Quelle und Otto vertrieben und Audio-Kassetten für die Firma Magna von Sträflingen in Dessau produziert.
Den Studienautoren Markus Mirschel und Samuel Kunze zufolge ist das Nachvollziehen vollständiger Lieferketten "zwar aufwendig, in einer großen Zahl von Fällen aber möglich". Die Untersuchung ist demnach als Vorstudie für eine groß angelegte Studie einer Vielzahl von Fällen gedacht.
Initiiert hat das Projekt die Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG). Der Verein erhofft sich aus den Ergebnissen, dass "in Zukunft aufwendige Gutachter-Prozesse überflüssig werden". Der UOKG-Bundesvorsitzende Dieter Dombrowski kritisierte das in vielen Fällen "beschämende" Verhalten "von Politik und erfolgreichen Unternehmen, die an der Vermarktung von Produkten aus der Zwangsarbeit politischer Häftlinge der DDR Gewinne erzielt haben". © AFP
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