Unter muslimischen Jugendlichen in Wien besteht eine hohe Radikalisierungsgefahr. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage im Auftrag der Stadt Wien.

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Die Stadt Wien hat das Resultat einer Radikalisierungsstudie unter Wiener Jugendlichen veröffentlicht. Für die Umfrage wurden in 30 Einrichtungen der städtischen Jugendarbeit insgesamt 401 Teenager im Alter zwischen 14 und 17 Jahren interviewt. Stattgefunden hat die Befragung im Winter 2014/15, wie die Austria Presse Agentur meldet.

85 Prozent der befragten Jugendlichen haben Migrationshintergrund. 53 Prozent sind muslimisch, 36 Prozent christlich. Die Studienautoren Caroline Nik Nafs und Kenan Güngör betonten im Gespräch mit Journalisten, das Ergebnis sei nicht repräsentativ für alle Wiener Jugendlichen: Die Befragten stammten eher aus sozial schwächeren Milieus.

Insgesamt zeigte sich, dass die Jugendlichen aus Zuwandererfamilien stark von der Tradition ihrer Eltern geprägt sind. Die Mehrheit der Befragten fühlte sich zwar als Österreicher, viele hatten aber Angst, nicht als solche angesehen zu werden - obwohl 70 Prozent österreichische Staatsbürger sind.

Muslime eher rassistisch

27 Prozent der befragten männlichen Muslime hegten starke Sympathien für den Dschihadismus, bejahen Gewalt, wenn es um Religion oder Ehre geht, und stehen der westlichen Kultur feindselig gegenüber. Unter jugendlichen Tschetschenen trifft das sogar auf jeden Zweiten zu, unter Türken auf jeden Vierten.

Stark ausgeprägt unter den jugendlichen Muslimen seien auch Homophobie und Antisemitismus, schreibt das Nachrichtenmagazin "Profil" in einer Vorabmeldung zur aktuellen Ausgabe. Demnach lehnen 47 Prozent der für die Studie Befragten Juden ab, 60 Prozent Homosexuelle.

31 Prozent der muslimischen Burschen wird der "Gruppe der Ambivalenten" zugerechnet: Sie schwanken zwischen einer radikalen und liberalen Einstellung. Sie empfinden ihre Religion als überlegen gegenüber anderen - und die religiösen Vorschriften wichtiger als Gesetze. Religion hat ihrer Ansicht nach jedoch nichts damit zu tun, ob ein Mensch gut oder schlecht ist. Das Töten im Namen Gottes lehnen sie ab.

Der Rest der Jugendlichen wird als liberal und gemäßigt eingestuft. Unauffällig sind die muslimischen Mädchen.

Abgrenzung durch Provokation

Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) sieht die Studie als Zeichen dafür, dass "wir hinschauen und aktiv sind". Sie will die Jugendarbeit weiter ausbauen, die Eltern stärker in die Pflicht nehmen und in Schulen die Aufklärung über Demokratie und Diversität forcieren.

Jugendliche mit der Fahne der Identitären bei einer Demo oder Muslime mit IS-Propaganda im Jugendzimmer seien "Bilder, die uns große Sorgen bereiten", sagte Frauenberger. Die Ressortchefin gab allerdings zu bedenken, dass Jugendliche stark auf Identitätssuche seien. "Abgrenzung geschieht oft auch mit den Mitteln der Provokation."

FPÖ befürchtet "Generation von Dschihadisten"

Die Wiener FPÖ sieht "Multikulti endgültig gescheitert". Die Studie lasse Schlimmes vermuten, teilte der Bildungs- und Jugendsprecher der Partei, Maximilian Krauss, via Aussendung mit.

"Anstatt wenigstens die zweite Generation irgendwann einmal zu integrieren, ziehen wir uns hier eine neue Generation teilweise fanatischer Dschihadisten heran, die uns und unsere Kultur weder akzeptieren noch respektieren", kritisierte Krauss. Er forderte auch den Rücktritt von Integrationsstadträtin Frauenberger.

Kritik auch von ÖVP-Landesparteiobmann Blümel

Kritik kam auch vonseiten der ÖVP. Der Wiener Landesparteiobmann Gernot Blümel sieht im Ergebnis der Radikalisierungsstudie ein "Versagen der Stadtregierung". Sie seien die "logische Konsequenz aus rot-grüner Realitätsverweigerung, konsequentem Wegschauen und blindem Beschönigen", behauptete Blümel. (ank)

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