SPÖ-Justizsprecher Hannes Jarolim mutmaßt, Karl-Heinz Grasser versuche, seinen eigenen Prozess zu boykottieren. Eigentlich sollte Grasser am Montag vor Gericht erscheinen, stattdessen ist er krank auf Capri. Nun sind allerdings Fotos aufgetaucht, die ein anderes Bild zeichnen.
Ein geplatzter Prozess und neue Badehosenfotos bringen Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser in Bedrängnis. Wie die Tageszeitung "Kurier" berichtet, sind Schnappschüsse aufgetaucht, auf denen Grasser und Fiona Pacifico-Griffini-Grasser auf Capri zu sehen sind.
Die Bilder zeigen, wie Grasser und seine Frau baden, Boot fahren und mit ihren Hunden spielen. Das wäre per se nicht weiter berichtenswert, hätte Grasser nicht drei Tage, nachdem die Aufnahme gemacht worden war, dem Wiener Handelsgericht mitgeteilt, er sei schwer an einer Lungenentzündung erkrankt und könne nicht vor Gericht erschienen. Bestätigt wurde die Erkrankung von einem Kinderarzt.
Eigentlich sollte am Montag, 14. Juli, ein vom Ex-Finanzminister selbst angestrengter Prozess gegen seinen früheren Steuerberater Peter Haunold und dessen Kanzlei Deloitte weitergehen. Das Finanzamt vermutet, Grasser habe mit einem komplizierten Stiftungskonstrukt 4,9 Millionen Euro Steuern hinterzogen. Grasser behauptet, Haunold habe das Konstrukt erdacht und ihn hintergangen - und klagt wegen Falschberatung auf 2,4 Millionen Euro Schadenersatz. Der Prozess wurde allerdings aufgrund Grassers Krankeit vertagt.
Droht Karl-Heinz Grasser U-Haft?
Im Gespräch mit dem "Kurier" mutmaßt Albert Steinhauser, Justizsprecher der Grünen, die Fotos seien Hinweise darauf, "dass Grasser alles tut, um die Prozessdauer hinauszuzögern, um sich selbst später als Justizopfer darstellen zu können – immerhin beklagt er sich seit Jahren über die Dauer der Verfahren". Ähnlich sieht es Hannes Jarolim, Justizsprecher der SPÖ: "Wenn es noch eines Beweises bedurfte, dass Grasser nicht ernsthaft an einer Beschleunigung der Verfahren interessiert ist, so wurde er jetzt erbracht."
Jarolim bringt eine U-Haft für Grasser ins Spiel: "Wenn man vergleicht, wie schnell die Justiz in anderen Fällen U-Haft verhängt, drängt sich die Frage auf, ob alle Verdächtigen gleich behandelt werden." Nach Grassers Rückkehr nach Österreich müsse "geprüft werden, ob sich aus dem seltsamen Verhalten nicht langsam der Verdacht einer Fluchtgefahr abzeichnet".
Grassers Anwalt Dieter Böhmdorfer kann die Vorwürfe indes nicht nachvollziehen: "Mein Mandant war vergangene Woche nachweislich krank, es gibt keinen Grund für irgendjemanden, daran zu zweifeln", sagte er dem "Kurier".
Am Freitag, kurz nachdem die Erkrankung von Grasser bekannt geworden war, ließ Deloitte die Öffentlichkeit wissen, dass ausgerechnet ein Kinderarzt Grassers Krankheit bestätigt habe. Indes erklärte Fiona Grasser am Wochenende im Interview mit "Österreich": "Dem Karl-Heinz ist es ja schon vor zwei Wochen schlecht gegangen. Er muss jetzt sogar ins Spital nach Neapel."
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