Großbritannien verdächtigt zwei Russen, den Giftanschlag auf Sergej und Julia Skripal verübt zu haben. Nach Alexander Petrow und Ruslan Boschirow wird nun gesucht. Gegen sie wurde Haftbefehl erlassen.

Mehr aktuelle News finden Sie hier

Die britische Polizei hat zwei Verdächtige im Fall Skripal benannt: Zwei Russen sollen für den Giftanschlag auf Sergej Skripal und seine Tochter Julia verantwortlich sein. Das meldet unter anderem der britische "Guardian".

Alexander Petrow und Ruslan Boschirow werden per Haftbefehl gesucht. Nach Angaben der Polizei sind die genannten Namen aber vermutlich Pseudonyme.

Beiden wird versuchter Mord, gefährliche Körperverletzung und der Besitz von chemischen Waffen vorgeworfen, wie die Generalstaatsanwaltschaft am Mittwoch mitteilte. Großbritannien beantragte einen europäischen Haftbefehl.

Briten vermuten GRU hinter dem Anschlag

Bei den Verdächtigen könnte es sich um russische Agenten handeln. Es gebe Hinweise, dass sie Mitglieder des russischen Militärgeheimdiensts GRU seien, sagte die britische Premierministerin Theresa May.

"Zusammen mit unseren Verbündeten werden wir alle Mittel unseres Sicherheitsapparats ausschöpfen, um der Gefahr zu begegnen, die vom GRU ausgeht", sagte May.

Minutiös zeichneten die Ermittler den Weg der beiden nach Salisbury nach - sie hatten dafür etwa 11 000 Stunden an Videoaufnahmen ausgewertet. Auch in der Nähe des Wohnhauses von Sergej Skripal hatten sich die beiden Männer aufgehalten.

Das russische Außenministerium teilte inzwischen mit, dass man die gesuchten Personen nicht kenne: "Die in den Medien veröffentlichten Namen und Bilder sagen uns nichts", sagte Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa der Agentur Tass zufolge am Mittwoch in Moskau. London solle nicht die Öffentlichkeit manipulieren, sondern bei der Aufklärung des Falls mit Russland kooperieren, forderte sie.

Der ehemalige russische Doppelagent Sergej Skripal und seine Tochter Julia waren am 4. März bewusstlos auf einer Parkbank in Salisbury entdeckt worden. Beide entkamen nur knapp dem Tod. Sie leben heute an einem geheimen Ort. Der Fall löste eine schwere diplomatische Krise aus.

Britisches Paar kam später auch mit Nervengift in Kontakt

Später kam ein britisches Paar aus dem nahen Amesbury versehentlich mit dem Nervengift in Kontakt. Der Mann hatte nach eigenen Angaben ein Fläschchen gefunden, das er irrtümlich für einen Parfümflakon hielt und seiner Freundin schenkte. Sie rieb sich mit der Flüssigkeit ein - die dreifache Mutter starb einen qualvollen Tod.

Das Gift war in beiden Fällen identisch: Das bestätigten Untersuchungen der Organisation für ein Verbot von Chemiewaffen (OPCW), wie das Außenministerium mitteilte. London warf Moskau erneut vor, Drahtzieher des Anschlags zu sein.

Infolge der Krise wiesen Großbritannien, die USA und verbündete Staaten - auch Deutschland - mehr als 140 russische Diplomaten aus. Der Kreml reagierte mit ähnlichen Maßnahmen.

Die USA stellten zudem fest, dass Russland für den Einsatz von Massenvernichtungswaffen verantwortlich sei. Das löst laut Gesetz Sanktionen aus, wie es sie bislang nur gegen Nordkorea und Syrien gab.

Zweite Sanktionsrunde wird Russland schwerer treffen

Seit Ende August ist eine erste Runde von Strafmaßnahmen in Kraft. Sie sind zwar noch relativ milde, doch der Rubelkurs und die Aktien russischer Unternehmen gerieten unter Druck.

Schwerer wird eine zweite Sanktionsrunde nach drei Monaten die russische Wirtschaft treffen. Sie könnte das Auslandsgeschäft russischer Banken lahmlegen; die Fluggesellschaft Aeroflot könnte Landerechte in den USA verlieren. Moskau behält sich Gegenmaßnahmen vor, doch viele Optionen hat der Kreml nicht: Zu klein ist der Handel, zu groß die Abhängigkeit von US-Technik, um die USA treffen zu können.

Nowitschok (auf Deutsch: Neuling) gehört zu den tödlichsten Kampfstoffen und kann über die Haut oder Atemwege in den Körper gelangen. Die Überlebenschancen sind sehr gering.

Sowjetische Forscher entwickelten die Serie neuartiger Nervengifte in den 1970er und 80er Jahren heimlich, um internationale Verbote zu umgehen. Auch andere Länder forschten damit. (ank/dpa/afp)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.