- Nach harscher Kritik an der Regierung rudert Seilbahnen-Obmann Hörl zurück - und dankt Bundeskanzler Kurz.
- Noch am Vorabend ließ Hörl im APA-Gespräch wenig Gutes über die Bundesregierung verlauten.
- Die grüne Tourismussprecherin Nessler weißt die "Rundumschläge" Hörls zurück.
- Nessler: Die Gesundheit der Menschen hat "höchste Priorität".
Nach seiner harschen Kritik an der türkis-grünen Bundesregierung wegen der geplanten Verordnung zur Öffnung der Skigebiete rudert der Obmann des Fachverbandes der Österreichischen Seilbahnen in der Wirtschaftskammer und ÖVP-Abg. Franz Hörl nun zurück.
Gegenüber der APA dankte er Bundeskanzler
"Allen Widrigkeiten zum Trotz" seien ebendiese Maßnahmen von der gesamten Bundesregierung auf den Weg gebracht worden, so Hörl.
Andere Töne noch am Vorabend
Am Vorabend hatte er im APA-Gespräch jedoch wenig Gutes über die Bundesregierung und den grünen Koalitionspartner zu sagen. Hörl sprach von einem "weiteren massiven Anschlag auf die Branche" und von einer "tiefen Abneigung der Grünen gegen den Tourismus und eine spezielle gegenüber den Seilbahnen".
Auch seiner eigenen Partei unterstellte er, dass diese "offenbar keinen Einfluss" auf den Regierungspartner habe.
Konkret bemängelte Hörl eine "ausbleibende Kommunikation vorab" und "weitere Hürden" für die Seilbahner. Der Bund würde nun "völlig überraschend von jedem Unternehmen weitere umfangreiche Risikoanalysen des Betriebs" verlangen.
Zudem solle der Betrieb geschlossener Fahrmittel - jetzt also auch bei Sesselliften mit Schutzhaube - nun auf die halbe Kapazität an Personen eingeschränkt werden. "Wenn man uns zusperren will, soll man es einfach sagen", hielt er fest.
Tourismussprecherin Nessler: Gesundheit der Menschen hat "höchste Priorität"
Die Nationalratsabgeordnete und Tourismussprecherin Barbara Neßler (Grüne) kann die "Rundumschläge" von Seilbahnen-Obmann Abg. Franz Hörl wegen der Verordnung zur Öffnung der Skigebiete nicht nachvollziehen.
Die Gesundheit der Menschen habe "höchste Priorität", dafür brauche es eben Sicherheitskonzepte, meinte sie am Mittwoch in einer Aussendung. Zugleich wies sie den Vorwurf der Tourismusfeindlichkeit zurück, dies sei "gleichermaßen absurd wie falsch", hielt sie fest.
Hörl meinte am Dienstag im APA-Gespräch, er könne den Betrieben ein Aufsperren "unter den Voraussetzungen dieser laufend steigenden Schikanen nicht mehr grundsätzlich empfehlen". Dafür zeigte Neßler kein Verständnis, denn man dürfe hier die Einheimischen nicht vergessen.
"Nach all den äußerst profitablen Jahren in den Skigebieten, in denen unsere Bevölkerung sehr mit den negativen Konsequenzen des Skitourismus - wie Megastaus an fast jedem Tag - konfrontiert war, will Hörl gerade der einheimischen Bevölkerung die rote Karte zeigen", sagte die Tiroler Abgeordnete. "Nur weil diesmal kein maximaler Profit rauszuholen ist", meinte sie.
Viele Familien hätten außerdem bereits Saisonkarten gekauft. Sie könne der Argumentation Hörls nicht mehr folgen, wenn dieser in einem "verbalen Rundumschlag nun die Seilbahnwirtschaft als besonderes Opfer herauskehren will". Zudem habe es "selbstverständlich immer wieder Gespräche mit seiner Branche gegeben".
FPÖ-Tirol stellt sich hinter Hörl-Kritik
Die Tiroler FPÖ griff indes den Ball auf und teilte Hörls zuvor geäußerte Kritik. "Die Grünen wollen anscheinend den Tourismus und die Seilbahnwirtschaft nachhaltig schädigen, unter dem Vorwand der Pandemie-Bekämpfung, und die ÖVP macht mit", sagte Landesparteichef Markus Abwerzger.
Die Verordnung des Gesundheitsministeriums bezeichnete er als "Farce" und als Beweis dafür, "dass die Bundesregierung in der Bekämpfung der Corona-Pandemie total versagt".
Die Tiroler Skigebiete hätten "massive Vorkehrungen" für einen sicheren Skibetrieb getroffen. Für Gondeln gäbe es Konzepte - "jedenfalls bessere, als jene in öffentlichen Verkehrsmitteln", legte Abwerzger nach. (jwo/APA) © APA
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