Nach dem Attentat auf den slowakischen Regierungschef Robert Fico haben Experten Kritik an den Sicherheitsvorkehrungen geübt. "Wenn ich mich nicht irre, hat Fico vor wenigen Wochen selbst über die Gefahr gesprochen, dass jemand auf Politiker schießen könnte", sagte der frühere slowakische Polizeipräsident Stefan Hamran am Donnerstag der Zeitung "Dennik N". Er frage sich, wer dies analysiert und die Gefährdungslage beurteilt habe. Zudem bemängelte er die Reaktion, nachdem die Schüsse gefallen waren: "Es herrschte dort Chaos, das ist offensichtlich und das ist ein Versagen."
Auch der frühere Leiter der slowakischen Personenschutzeinheit, Juraj Zabojnik, rügte das Verhalten der Leibwächter des Ministerpräsidenten. "Wenn vier oder fünf Schüsse fallen können, dann ist jemand Schuld daran, dann ist der Personenschutz wohl nicht in Ordnung", sagte er dem Nachrichtensender TA3. Er habe nicht gesehen, dass sich einer der Bodyguards vor den Regierungschef gestellt habe. Er rechne mit einer harten Untersuchung des Vorfalls, denn die Menge vor dem Kulturhaus in Handlova sei überschaubar gewesen.
Fico war am Mittwochnachmittag niedergeschossen worden, als er nach einer Kabinettssitzung im Kulturhaus in Handlova auf dem Platz vor dem Gebäude Anhängern die Hände schüttelte. Der Ex-Polizist und Sicherheitsberater Lumir Nemec sagte der tschechischen Zeitung "Blesk", dies sei in jedem Fall eine sehr riskante Situation gewesen, da jeder ohne Kontrolle bis zur Absperrung habe gelangen können. "Die Personenschützer haben nur eine minimale Zeit, um zu reagieren - und sobald es zu irgendeinem Fehler kommt, kann das fatale Folgen haben", sagte Nemec. © dpa
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