Mit 27 ist im Leben vieles noch offen. Viele studieren noch, habe keine Kinder, wechseln nochmal die Freundin - oder reisen nach dem Uni-Abschluss um die Welt. Nicht so Sebastian Kurz: Er wird heute zum Außenminister der Republik Österreich ernannt. Seine Gesprächspartner heißen dann John Kerry und vielleicht bald Frank Walter Steinmeier.
Ein bisschen erinnern seine Anfänge an den deutschen Noch-Außenminister Guido Westerwelle und sein Guido-Mobil. Mit einem Geländewagen, auf dem ein "Geil-o-Mobil"-Aufkleber pappte, eroberte der damals 23-jährige Jungpolitiker vor drei Jahren den Wiener Landtagswahlkampf.
"Schwarz macht geil"
"Schwarz macht geil" war sein Slogan für die altehrwürdige Österreichische-Volks-Partei (ÖVP). Wer es nicht glauben wollte, wurde durch Kurz eines besseren belehrt. Umringt von schwarz gekleideten Mädchen in Hot-Pants parkte er überall, wo er gut sichtbar war. Und gewann: Im Frühjahr 2011 wurde Kurz zum Integrationsstaatssekretär ernannt. Ausgerecht er sollte das sensible Amt bekleiden, dem noch vor kurzem Sexismus bei seiner Kampagne für einen durchgängigen U-Bahnverkehr in Wien vorgeworfen worden war.
Als JVP-Vorsitzender lies Kurz 2009 Plakate kleben, die unter anderem eine schlanke Brünette oben ohne mit dem Slogan "24 Stunden Verkehr am Wochenende" zeigten. Wie sollte so jemand als Integrationsstaatssekretär ernsthaft die Probleme angehen, die die Alpenrepublik mental und real mit der Zuwanderung hatte, fragten sich damals viele. Doch Kurz überraschte alle.
Smarter Vorkämpfer für Integration
Mit seinem Amtsantritt änderte er sein öffentliches Bild völlig. Aus einem Politik-Hallodri à la Guido Westerwelle wurde ein smarter Vorkämpfer für mehr Toleranz und Integration, der glaubhaft machen konnte, das er es wirklich ernst meinte. Statt mit sexistischen Parolen und halbnackten Mädchen, warb Kurz jetzt mit Slogans wie "Integration durch Leistung" für eine Veränderung des Bildes des Ausländers in Österreich. Und ließ seinen Worten auch Taten folgen.
Prominente Migranten versinnbildlichten als sogenannte Integrationsbotschafter das Leistungsprinzip in der Öffentlichkeit. Sie zogen durch Schulen, Betriebe und Organisationen, um mit ihrer Lebensgeschichte junge Migranten zu motivieren - und Vorurteile junger Österreicher abzubauen. Um Sprachbarrieren zu verringern, stellte Kurz mehrere Millionen aus seinem Budget für Deutschkurse und Integrationsmaßnahmen zur Verfügung.
Kritik von rechts und links
Für sein Engagement erhielt er Kritik von links und rechts. Während die einen ihn als der "der Multi-Kuli-Euphorie verfallen" denunzierten, kritisierten die anderen ihn als reinen Marketing-Profi: Ihm gehe es nicht um die Sache, sondern ausschließlich um Selbstdarstellung. Doch auch seine Kritiker mussten anerkennen, dass der Sohn aus gutbürgerlichem Hause mit seinem Amt gewachsen ist.
Der ehemalige Provokateur tritt heute ernst und seriös auf. Und hat politische Erfolge wie die Reform des Staatsbürgerschaftsrechtes vorzuweisen: Ausländer, die hervorragend Deutsch sprechen, regelmäßig Steuern und Abgaben zahlen und sich ehrenamtlich engagieren, erhalten heute schon nach sechs statt bisher zehn Jahren die Möglichkeit, einen österreichischen Pass zu beantragen. Eigen-PR oder nicht: Kurz nimmt sein Amt als "Ansprechpartner für die Migranten" ernst, und scheut dabei auch den Kontakt mit "neuen" Medien wie Twitter und Facebook nicht.
Gewinn für das Land?
Wenn
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