Immer wieder kritisierte Papst Franziskus Donald Trumps Außenpolitik: "Jemand, der Mauern anstelle von Brücken bauen will, ist kein Christ." Trump hingegen sieht sich selbst durchaus als christlichen Menschen. Nun reist er nach Rom.

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Es ist nicht ohne Ironie, dass die erste Auslandsreise seiner zweiten Amtszeit US-Präsident Donald Trump nach Rom führt: zur Beerdigung des verstorbenen Papstes Franziskus. Denn Trump wurde in den vergangenen Jahren immer wieder Ziel scharfer Kritik des Papstes.

Insbesondere die harte Flüchtlings- und Migrationspolitik des US-Rechtspopulisten war dem Pontifex ein Dorn im Auge. Der Tod von Papst Franziskus führt der Weltöffentlichkeit jetzt noch einmal vor Augen, wie angespannt das Verhältnis zwischen Trump und dem Papst war.

"Ego statt Demut, ein Fokus auf den Armen statt ein Fokus auf Macht, Mauern statt Brücken."

John Carr

"Man kann sich keine unterschiedlicheren Anführer vorstellen als Trump und Franziskus, in buchstäblich jeder Hinsicht", sagt der Katholizismus-Experte John Carr von der Georgetown-Universität in Washington. "Ego statt Demut, ein Fokus auf den Armen statt ein Fokus auf Macht, Mauern statt Brücken."

Die Distanz lässt sich schon an Trumps erster Reaktion auf den Tod des Oberhauptes der katholischen Kirche ablesen. "Ruhe in Frieden, Papst Franziskus! Gott segne ihn und alle, die ihn liebten", schrieb der US-Präsident auf seiner Onlineplattform Truth Social. Das war wohlgemerkt der gesamte Inhalt des Posts, während andere Staatschefs ausgiebig die Verdienste des verstorbenen Papstes würdigten.

Später kündigte Trump an, die Flaggen in den USA auf halbmast zu setzen. Außerdem bezeichnete er Franziskus als "guten Mann", der "hart arbeitete und die Welt liebte".

Spannungen zwischen Trump und dem Papst seit 2016

Die Spannungen zwischen Trump und dem aus Argentinien stammenden Papst haben eine lange Vorgeschichte. Schon im US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 ging Franziskus hart und überraschend offen mit dem Rechtspopulisten ins Gericht: "Jemand, der Mauern anstelle von Brücken bauen will, ist kein Christ", sagte das katholische Kirchenoberhaupt während der Rückreise von einem Mexiko-Besuch. Ein klarer Verweis auf Trumps umstrittene Pläne, eine Grenzmauer zwischen den USA und Mexiko hochzuziehen. Trump bezeichnete die Äußerungen des Papstes als "schändlich".

Im Februar - Trump war zum zweiten Mal ins Weiße Haus eingezogen - kritisierte der Papst die Pläne des Republikaners zur Massenabschiebung von Migranten in einem Brief an US-Bischöfe scharf. Wer Menschen abschiebe, die ihre Länder wegen extremer Armut, Ausbeutung oder Verfolgung verlassen hätten, verletze deren Würde. Trumps Abschiebe-Beauftragter Tom Homan ätzte, der Papst solle sich um die katholische Kirche kümmern und der US-Regierung nicht bei ihrer Grenzpolitik reinreden.

Trump sieht sich selbst als Christ

Trump bezeichnet sich wohlgemerkt selbst als Christ, wenn auch an keine Konfession gebunden. Als der 78-Jährige im vergangenen Jahr im Wahlkampf knapp ein Attentat überlebte, erklärte er, Gott habe ihn "gerettet", um den Niedergang der USA aufzuhalten. Erzkonservative evangelikale Christen sind eine wichtige Unterstützergruppe für Trump, und bei der Präsidentschaftswahl im vergangenen November gewann er auch eine Mehrheit der katholischen Wähler.

Als tief religiöser Mensch gilt Trump gleichwohl nicht, anders als sein katholischer Vorgänger Joe Biden, der immer wieder über seinen Glauben spricht. Der US-Präsident verbringt seine Sonntage sicherlich lieber auf dem Golfplatz als im Gottesdienst.

Vance konvertierte 2019 zum Katholizismus

Für Trumps Stellvertreter JD Vance, der 2019 zum katholischen Glauben konvertierte, hat Religion dagegen einen höheren Stellenwert. Vance zog sogar die theologische Lehre von der "Ordnung der Liebe" (ordo amoris) heran, um die Streichung eines großen Teils der US-Auslandshilfen zu begründen. Es sei christlich, zuerst an seine Familie und dann an Fremde zu denken, die tausende Kilometer entfernt leben.

Widerspruch erntete Vance aber vom Papst höchstpersönlich. Die "wahre" Ordnung der Liebe bedeute, eine Gemeinschaft aufzubauen, die "ohne Ausnahme" offen für alle sei, schrieb der Pontifex an die US-Bischöfe. Nur einen Tag vor seinem Tod empfing der Papst den US-Vizepräsidenten noch zu einer kurzen Privataudienz.

Pietro Parolin und weitere Kardinäle gelten als Favoriten für das Konklave.

Wer wird neuer Papst? Das sind die Favoriten

Nach dem Tod von Papst Franziskus richtet sich der Blick auf mögliche Nachfolger. Besonders oft genannt wird der 70-jährige Italiener Pietro Parolin. Doch auch andere Kardinäle gelten als „papabile“, also potenzielle Anwärter auf das höchste Amt der katholischen Kirche. Die Spekulationen rund um das anstehende Konklave nehmen jetzt deutlich Fahrt auf.

Nun wird Trump, begleitet von seiner Ehefrau Melania, am Samstag der Beisetzung von Papst Franziskus in Rom beiwohnen. Er freue sich auf die Reise, schrieb der US-Präsident auf Truth Social. Einen Freund, so viel ist klar, wird er in Rom aber nicht verabschieden. (afp/bearbeitet von nap)