Im Atomstreit findet der nordkoreanische Machthaber Kim nun einen Vermittler in Russland. Nach seinem ersten Gipfeltreffen mit Kim will sich nun Putin um eine mögliche Lösung des Konflikts kümmern - und dabei auch in Washington eine Lanze für Pjöngjang brechen.
Sein Urteil über den nordkoreanischen Machthaber
Auch die Russen hatten sich – als Nachbarland von Nordkorea – zuletzt immer wieder besorgt gezeigt, wenn der von US-Präsident
Putin zeigt sich verständnisvoll
Dabei zeigte sich Putin verständnisvoll und betonte, dass Kim ein Anrecht darauf habe, Nordkorea als eigenständigen Staat zu führen. Und wenn er tatsächlich auf die Atomwaffen verzichte, dann brauche er internationale Sicherheitsgarantien. Dann müssten die Sanktionen fallen. Diese russische Linie für eine mögliche Lösung des Atomstreits will Putin auf Bitten von Kim nun als Vermittler in dem festgefahrenen Streit auch der US-Seite überbringen.
Mehrere Stunden verbrachte Putin mit Kim für eine wohl auf lange Sicht angelegte Beziehung. Kim wiederum konnte sich nach dem gescheiterten Gipfel mit US-Präsident Donald Trump vor zwei Monaten in Hanoi wieder als hofierter Staatsmann auf internationaler Bühne präsentieren. Er folgt damit einer alten nordkoreanischen Taktik: Wenn die Spannungen mit den USA zunehmen, wendet sich Nordkorea wieder seinen Nachbarn und traditionellen Freunden China und Russland zu, um Unterstützung zu suchen.
Schwert gegen Säbel
Er schenkte Putin ein Schwert, Putin gab ihm ein Teeservice und einen Säbel mit auf dem Weg. Weil das Schenken messerscharfer Gegenstände im Russischen immer von Aberglauben behaftet ist, tauschten beide Münzen aus. Das soll mögliches Böses abwenden.
Voll auskosten konnte Kim auch die legendäre russische Gastfreundlichkeit. Gab es am Mittwoch bei der Einreise mit dem Panzerzug am Grenzpunkt noch traditionell Brot und Salz, so ließ der Gastgeber für die Delegation am Donnerstag unter anderem Krabbensalat, mit Hirschfleisch gefüllte Pelmeni und Schokotörtchen samt Chardonnay und Merlot servieren. Noch bis spätestens Samstag will Kim in der Hafenstadt bleiben. Geplant waren Besuche im Theater und im Delfinarium.
Putin selbst, der weiter nach China reisen wollte, schüttelte ihm lang und fest zum Abschied die Hand. Zeitweilig war zu sehen, wie sie auch ohne Dolmetscher sprachen – in welcher Sprache, war nicht zu hören. Bekannt ist aber, dass beide Deutsch können.
Der russische Präsident hatte zur gleichen Zeit am Donnerstag seinen Sicherheitsratschef Nikolai Patruschew in Seoul im Einsatz, um einen baldigen Gipfel auch mit Südkoreas Präsidenten Moon Jae In vorzubereiten. Und Putin selbst reiste nach dem Treffen mit Kim weiter zum "Seidenstraßen"-Gipfel nach Peking, wo er am Rande mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping über die festgefahrene Lage auf der koreanischen Halbinsel sprechen will.
Ausbau der Wirtschaftskooperation
Wenn China und Russland jetzt mit Nordkorea über den Ausbau der Wirtschaftskooperation reden, geht es vor allem um Wege, wie mehr gehandelt werden kann, ohne allzu offen gegen Sanktionen zu verstoßen. Putin kann sich Öl- und Gasleitungen vorstellen, eine Erneuerung des Schienennetzes, gemeinsame Projekte am besten, die Nord- und Südkorea zugutekommen und so die Beziehungen verbessern.
Und auch zwischen China und Nordkorea ist der Handel schon wieder erwacht, ohne dass die USA sich groß beschweren. Auf der "Freundschaftsbrücke" in Dandong rollen die Lastwagen "Stoßstange an Stoßstange" über die Grenze von China nach Nordkorea, wie ein Diplomat schildert.
Offene Ohren in Moskau und Peking hat Kim also. Aber im UN-Sicherheitsrat können Russland und China allein nichts bewegen. In Hanoi hat US-Präsident Trump deutlich gemacht, dass er vorher sehr weitgehende Abrüstungsschritte erwartet, nicht nur die Stilllegung des Atomkomplexes Yongbyon. Auf kleine Schritte, wie von Kim angeboten, wollte sich der US-Präsident bisher nicht einlassen.
Dass er für ein Vorgehen in Etappen ist, machte nun auch Putin deutlich. Er versprach, Kims Linie nun so an Washington zu übermitteln. Kurz vor dem Gipfel der beiden war Trumps Nordkorea-Sondergesandter in Moskau. Die Russen sind hoffnungsfroh, dass sie trotz aller Spannungen mit den Amerikanern in diesem Punkt noch als Experten gehört werden.
(dpa/fra)
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