Der italienische Vizepremier und Chef der rechten Lega, Matteo Salvini, hat sich demonstrativ hinter den wegen umstrittener Äußerungen vom Dienst suspendierten General Roberto Vannacci gestellt. Mit Vanacci an seiner Seite präsentierte Salvini am Dienstag in Rom sein neues Buch "Controvento" ("Gegenwind). Vanacci wird bei der Europawahl im Juni als parteiloser Kandidat für die Lega antreten, ist aber auch im rechten Regierungslager nicht unumstritten.
Der General, der an vielen italienischen Auslandsmissionen beteiligt war, hatte vergangenes Jahr ohne Wissen der Armeeführung ein Buch mit dem Titel "Il mondo al contrario" veröffentlicht. Inzwischen gibt es davon auch eine deutsche Ausgabe ("Verdrehte Welt"). Darin bezeichnete er Homosexuelle als "nicht normal" und sprach von einer vermeintlichen "Diktatur der Minderheiten".
Dieser Tage löste er in Italien heftigste Kontroversen aus, als er in einem Zeitungsinterview getrennte Klassen für Kinder mit Behinderungen forderte. "Deine Erfahrung und deine Fähigkeiten werden der Gemeinschaft der Lega einen großen Mehrwert bringen", sagte Salvini zu Vannacci laut Nachrichtenagentur Ansa. Dieser sprach sich gegen eine gemeinsame europäische Verteidigung aus, die seiner Ansicht nach nicht funktionieren würde. "Wer hat das Kommando? Wer entscheidet? Wer erteilt die Befehle?", fragte er.
Die Lega gehört im EU-Parlament zur Fraktion Identität und Demokratie (ID), wie die deutsche AfD und die österreichische FPÖ. Bei der Europawahl 2019 war sie mit gut 34 Prozent stärkste Kraft im Land geworden und hatte 28 der 73 italienischen Sitze geholt. Derzeit krebst sie in Umfragen bei rund 8,5 Prozent, weit hinter den Fratelli d'Italia (Brüder Italiens) von Regierungschefin Giorgia Meloni mit mehr als 27 Prozent. Salvini sagte am Dienstag, dass die EU-Wahl keine Auswirkungen auf die Regierung haben werde. © dpa
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.