Ein Überblick über die wichtigsten Panzer, die im Krieg in der Ukraine eingesetzt werden. Wie greifen sie in die Kämpfe ein und was zeichnet sie aus?

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12.500 einsatzbereite Kampfpanzer soll Russland derzeit besitzen. Sechsmal mehr als die Ukraine. In den öffentlichen Debatten stellt man sich auch deshalb die Fragen: Welche Panzer soll der Westen liefern? Wie kann der Westen der Ukraine helfen?

Viele Länder haben der Ukraine Unterstützung zugesichert. Die USA hat der Ukraine am meisten Material zur Verfügung gestellt. Polen, Frankreich, Großbritannien, Portugal, Spanien und Deutschland gehören ebenso zu den wichtigsten Unterstützern. Dabei braucht die Ukraine nicht nur schwere Kampfpanzer, sondern auch leichtere Waffen, die essenziell für die moderne Kriegsführung sind. Hier finden Sie einen Überblick über das Material, das im Einsatz gebraucht wird.

Kampfpanzer T-72

Der T-72 ist ein Kampfpanzer sowjetischer Bauart und wird seit den frühen 1970er-Jahren in großer Stückzahl gebaut. Er soll der meistgebaute Kampfpanzer der Gegenwart sein und benötigt lediglich drei Soldaten zur Bedienung. Der Ladekanonier fällt in diesem Panzer weg, weil ein automatisches Ladekarussell die Geschosse ins Kanonenrohr einführt.

Er gilt als stählerner Sarg, da die Besatzung auf dem Munitionsvorrat sitzt. Ein Treffer in diesem Bereich führt zu einer Explosion im Innenraum, die häufig den gesamten Turm absprengt, der die Hauptwaffe trägt: Eine Kampfwagenkanone mit einem Kaliber von 125 Millimeter, die Ziele auf bis zu 2.000 Metern präzise bekämpfen können soll. Laut Frontberichten machen diese Panzer aufgrund ihrer alten Technik große Probleme bei der Instandhaltung. Leicht beschädigte T-72 dienen häufig als Ersatzteillager.

Er ist als Duell-Panzer konzipiert, was bedeutet, dass er seinen größten Schutz an der Front besitzt. Dort hat er eine etwa 200 Millimeter starke Panzerung aus verschiedenen Materialien. Die Ausführung des Panzers variiert je nach Grad der Modernisierung.

Bis zum Überfall Russlands war der T-72, gemeinsam mit dem Vorgängermodell T-64, der wichtigste Kampfpanzer der Ukraine. Bis dahin soll die Ukraine 853 der beiden Modelle in verschiedenen Ausführungen besessen haben. Allein Polen hat seit Beginn der Kampfhandlungen 240 Panzer des Typs T-72 an die Ukraine geliefert.

Kampfpanzer Leopard 2

Beide Panzer gelten gegenüber den westlichen Modellen, etwa dem Leopard 2, als unterlegen. Die Bundeswehr nutzt den Leopard 2 seit 1979. Er ist mit einer 120-Millimeter-Kanone bestückt und wird von vier Soldaten bedient. Er kann Ziele auf eine Entfernung von bis zu 5.000 Metern bekämpfen. Im Laufe der Jahre wurde die Panzerung verstärkt. Mit seinem 1.500 PS starken Motor erreicht das 60 Tonnen schwere Kettenfahrzeug bis zu 70 Kilometer pro Stunde. Der Hersteller ist der Rüstungskonzern Krauss-Maffei Wegmann (KMW).

Der Leopard 2 soll es durch seine technische Überlegenheit mit einer Vielzahl von T-64-Panzern aufnehmen können. Der amerikanische Abrams sowie der britische Challenger 2 oder der französische Hauptpanzer Leclerc sind den veralteten russischen Modellen ähnlich überlegen.

Ein Problem mit den Panzerlieferungen aus dem Westen könnte allerdings die Versorgung mit Ersatzteilen werden. Polen und Deutschland haben der Ukraine bisher über 30 Leopard 2 geliefert.

Schützenpanzer BMP-2

Kampfpanzer wie der Leopard 2 sind, wenn sie allein operieren, für den Gegner eine leichte Beute. Aus diesem Grund werden sie im "Kampf der verbundenen Waffen" beispielsweise von Panzergrenadieren unterstützt, die wie Infanteristen nicht im Panzer sitzen, sondern sich frei um den Panzer herumbewegen und motorisiert ins Gefecht ziehen. Um diese Soldaten zu transportieren, braucht es Schützenpanzer, wie den sowjetischen BMP-2 oder den deutschen Marder.

BMP-2 steht für Bojewaja Maschina Pechoty 2, und bedeutet "Gefechtsfahrzeug der Infanterie Typ 2". Die zentrale Aufgabe von Schützenpanzern ist der geschützte Transport von Soldaten, die abgesessen kämpfen. Der BMP-2 wurde Mitte der 1970er-Jahre in Dienst genommen. Er ist schwimmfähig und kann neben der dreiköpfigen Besatzung sieben Soldaten befördern. Diese sitzen jedoch häufig auf dem Schützenpanzer, da der Innenraum zu klein ist. So sind sie zum Teil bis ins Gefecht hinein ein leichtes Ziel.

Bis Kriegsbeginn soll die Ukraine 890 dieser Panzer besessen haben. Sie sind bewaffnet mit 30-Millimeter-Maschinenkanonen und Panzerabwehrlenkraketen. Die Kampfentfernung liegt bei circa 2.000 Metern mit panzerbrechender Munition und circa 4.000 Metern mit Sprenggeschossen. Um auch gegen feindliche Panzer vorgehen zu können, wurde eine Vorrichtung für Lenkraketen auf dem Turm montiert.

Schützenpanzer Marder

Seit den 1970er-Jahren nutzt die Bundeswehr den Schützenpanzer Marder. Er verfügt über eine 20-Millimeter-Maschinenkanone, die eine effektive Reichweite von 2.000 Metern hat und kann Panzerabwehrwaffen wie Milan-Raketen mitführen. Diese haben eine Reichweite von 3.000 Metern. Seitdem wurde er durch sogenannte "Kampfwertsteigerungen" stetig verbessert, sodass der Kommandant und der Richtschütze jetzt beispielsweise durch ein Wärmebildgerät schauen und auf diese Art Ziele auch in der Nacht bekämpfen können. Er ist – je nach Ausführung und Modernisierungsgrad – in der Lage, sechs bis sieben Soldaten ins Gefecht zu befördern.

Ähnliche Panzer sind etwa die Bradleypanzer, von denen die USA der Ukraine knapp 60 zugesagt hat.

Flakpanzer 2K22 Tunguska

Der Verbund von Schützen- und Kampfpanzern wird gegen Drohnenangriffe, Kampfflugzeuge oder Helikopter von Flakpanzern geschützt. Flakpanzer haben durch die im Ukrainekrieg eingesetzten Drohnen eine neue Bedeutung gewonnen, da sie sich gut eignen, um Marschflugkörper und Drohnen abzuwehren. Die große Bedeutung von Drohnen gilt im Ukrainekrieg als erwiesen.

Bis zum Krieg soll die Ukraine 75 Flakpanzer dieser Art besessen haben. Sie weisen eine Kombination aus Raketen- und Kanonenbewaffnung auf, zudem Radar, der Ziele bis 18 Kilometer Entfernung erfassen und begleiten kann. An den Radarkomplex ist eine Zieleinrichtung angebunden, sodass man die Ziele optisch verfolgen kann. Neben den Kurzstreckenraketen, über die der Panzer, der noch aus Sowjetzeiten stammt, verfügt, hat er zwei Kanonen mit einem Kaliber von 30 Millimetern. Die Kampfreichweite liegt bei 4.000 Metern.

Vor allem im Kampf gegen die iranischen Shaed-136 Kamikazedrohnen soll der 2K22 Tunguska dem deutschen Flakpanzer Gepard weit unterlegen sein.

Flakpanzer Gepard

Der Flakpanzer Gepard wurde Anfang der 1970er-Jahre in die Bundeswehr eingeführt, 2010 wurde das Modell ausgemustert. In der Ukraine leistet er jedoch gute Dienste. Er hat zwei 35-Millimeter-Maschinenkanonen und ist spezialisiert darauf, niedrig fliegende Kampfflugzeuge und Helikopter zu bekämpfen. Der Einsatz gegen Marschflugkörper hat sich ebenso bewährt.

Er verfügt über einen Radar, der seine Ziele in einem Umkreis von 15 Kilometern orten kann, Radar, der das Ziel verfolgen kann, und einen Laser zur Entfernungsmessung. Das Feuerleitsystem berechnet automatisch die Flugbahn der Geschosse und berücksichtigt dabei nicht nur Flugroute, -höhe und Entfernung, sondern auch das Wetter und den Luftdruck. Seine Kampfreichweite beträgt 6.000 Meter. Die Feuerrate beträgt 550 Schuss pro Minute pro Waffe.

Mehrfachraketenwerfer BM-21 Grad

Kampfeinheiten werden im "Kampf der verbundenen Waffen" optimalerweise durch Artillerie oder Raketenwerfer unterstützt. Mit diesen Systemen kann man die Nachschublinien oder andere kritische Infrastruktur im Feindesland zerstören. Der sehr geschickte Einsatz solcher Waffen hat gerade zu Beginn des Krieges dazu geführt, dass die Ukraine die russischen Angreifer abwehren konnte.

Von dem in den 1960ern entwickelten Mehrfachraketenwerfer, der umgangssprachlich "Grad" genannt wird, soll die Ukraine vor Kriegsbeginn 185 besessen haben. Diese Waffe wird in über 60 Ländern eingesetzt. Sie ist laut Hersteller in der Lage, innerhalb von 20 Sekunden 40 Geschosse auf eine Entfernung von 40 Kilometern zu verschießen. Sobald er gefeuert hat, muss er die Stellung verlassen, da er sonst selbst ein leichtes Ziel ist. Er kann in drei Minuten schussbereit gemacht werden und braucht 90 Sekunden bis zwei Minuten, um die Stellung wieder zu verlassen. Eine Kampfepisode dauert also nur knapp sechs Minuten. Zum Nachladen werden zehn Minuten benötigt. Die Schwäche: Je größer die Entfernung, desto weniger präzise sind die Feuerschläge.

Mobiles Artilleriesystem Panzerhaubitze 2000

Die Panzerhaubitze 2000 gilt als modernster Artilleriepanzer weltweit. Ihre große Stärke ist die Präzision. Unter optimalen Bedingungen ist sie auch auf 40 Kilometer Entfernung noch in der Lage, ein Fußballtor zu treffen. Mit der entsprechenden Aufklärung, die im Ukrainekrieg vor allem durch Drohnen und den britischen sowie den amerikanischen Geheimdienst erfolgt, werden die Koordinaten ermittelt, die ihr digital über eine App zugespielt werden. So kann sie mehrere Geschosse mit einem Kaliber von 155-Millimeter auf unterschiedlichen Flugbahnen so abschießen, dass sie gleichzeitig in dasselbe Ziel gelenkt werden. Drei Schuss kann die Haubitze innerhalb von zehn Sekunden abfeuern. 60 Schuss gehören zur Kampfbeladung.

Javelin-Rakete

Bei all den Fähigkeiten dieser veralteten und auch der Hightech-Panzer darf man nicht vergessen, dass sie alle durch einfache Systeme kampfunfähig gemacht werden können. Beispielsweise durch das Javelin Medium Antiarmor Weapon System. Dabei handelt es sich um eine US-amerikanische "Fire-and-Forget"-Panzerabwehrwaffe, die von der Schulter aus bedient wird. Ein einziger Soldat kann damit Panzer auf eine Entfernung von 2.500 Metern zerstören.

"Fire-and-Forget" bedeutet, dass sich die Rakete ihr Ziel selbst sucht. Nach dem Abschuss steigt die Rakete etwa 100 bis 200 Meter hoch in den Himmel und stößt dann im Sinkflug auf ihr Ziel zu. Die erste Ladung zerstört die Panzerung, die zweite dringt in das Fahrzeug ein. Durch die Infrarotsteuerung muss der Soldat nur das Ziel anvisieren und abdrücken. Ein großer Vorteil dieser Waffe ist, dass der Schütze mobil bleibt. Das komplette System wiegt nur etwas über 20 Kilogramm und ist in der Lage, Panzerung von 800 Millimeter Dicke zu durchschlagen. So ist das System in der Lage, jeden bekannten Panzer effektiv zu bekämpfen.

Verwendete Quellen:

  • bundesregierung.de: Liste der militärischen Unterstützungsleistungen
  • merkur.de: Mysterium um den Kiew-Konvoi: Wie eine 30-köpfige Spezialeinheit die gigantische Kreml-Kolonne stoppte
  • root-nation.com: Waffen des ukrainischen Sieges: Javelin FGM-148 ATGM – gnadenlos gegenüber feindlichen Panzern
  • n-tv.de: Die Javelins zerstören Putins Panzer
  • statista.com: Verluste des russischen Militärs an Fahrzeugen, Fluggeräten und Ausrüstungen im Russland-Ukraine-Krieg von Februar 2022 bis März 2023
  • soldat-und-technik.de: Panzerabwehr: Polen beschafft weitere Javelin inklusive neuster Startgeräte
  • politico.eu: Macron promises to send first Western tanks to Ukraine
  • iwp.edu: The military balance 2022 (PDF)
  • taz.de: Militärische Liebesgrüße aus London
  • static.rusi.org: The Russian Air War and Ukrainian Requirements for Air Defence (PDF)
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