Die neue russische Offensive im Grenzgebiet zur Großstadt Charkiw ist noch im Gange. Nun mischt sich aber die Justiz in Kiew wegen der anfänglichen militärischen Fehlschläge der Ukraine ein.
Mehreren ukrainischen Kommandeuren droht ein Strafverfahren wegen des militärischen Versagens zu Beginn der neuen russischen Offensive bei Charkiw. Das staatliche Ermittlungsbüro der Ukraine habe Ermittlungen eingeleitet, berichteten ukrainische Medien am Samstag.
Den Offizieren werde vorgeworfen, die Verteidigung an der Grenze zu Russland nicht ordnungsgemäß organisiert zu haben. Nach dem Angriff am 10. Mai habe die ukrainische Armee ihre vorderen Stellungen und mehrere Dörfer räumen müssen. Es habe hohe Verluste an Soldaten und Material gegeben.
Ermittlungen gegen 28 Offiziere
Das Verfahren wurde ins offizielle Gerichtsregister aufgenommen. Den Angaben nach wird gegen 28 Offiziere ermittelt. Betroffen sei die Kommandoebene der 125. Brigade, des 415. Schützenbataillons und der 23. mechanisierten Brigade und anderer Einheiten.
Nach dem ersten Zurückweichen vor der russischen Offensive hatte die ukrainische Armeeführung bereits den kommandierenden General in diesem Abschnitt ausgetauscht. Der Gouverneur des Gebiets Charkiw, Oleh Synjehubow, ließ sich von Baufirmen Bericht erstatten, warum Befestigungsanlagen nicht so gebaut worden waren wie bestellt.
Der Vormarsch der russischen Truppen konnte erst nach Tagen verlangsamt werden. Die schweren Kämpfe an der neuen Front dauern an. Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte allerdings am Freitag, die ukrainische Armee habe die Kontrolle dort zurückerlangt. Nach Einschätzung von Militärexperten soll der neue russische Angriff ukrainische Kräfte binden und die russische Artillerie in Schussweite auf die Großstadt Charkiw vorschieben. (dpa/vit)
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