Nach Angaben der Ukraine setzt Russland immer wieder verbotenes Tränengas gegen ukrainische Soldaten ein. Granaten mit dem Reizgas würden von Drohnen abgeworfen oder von Artillerie verschossen.

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Die Ukraine wirft Russland den gehäuften Einsatz von verbotenem Tränengas gegen ukrainische Soldaten in ihren Schützengräben vor. Seit Beginn des Krieges vor fast zwei Jahren seien 626 Fälle gezählt worden, teilte der ukrainische Generalstab mit. In den ersten Januartagen 2024 seien es 51 Fälle gewesen mit steigender Tendenz von bis zu zehn Angriffen am Tag. Die Granaten mit dem Reizgas CS, das vielerorts auch von der Polizei verwendet wird, würden von Drohnen abgeworfen oder von Artillerie verschossen.

Im Krieg ist der Einsatz von Tränengas durch die Chemiewaffen-Konvention verboten, die auch Moskau unterzeichnet hat. Unabhängige Bestätigungen für die ukrainischen Angaben gab es nicht. Das US-amerikanische Institut für Kriegsstudien (ISW) griff die Informationen in einem Bericht vom Samstagabend auf, nannte aber keine zusätzlichen Quellen.

Tragen von Gasmasken hinderlich beim Kämpfen

Das britische Russland-Forschungsinstitut Rusi hatte im Juni 2023 über den möglichen Einsatz von Reizgas durch russische Truppen geschrieben, gestützt auf einen Bericht im staatlichen russischen Fernsehen. Weil die ukrainischen Soldaten ihre ABC-Schutzausrüstung gegen atomare, biologische und chemische Waffen hätten, könne ihnen das Tränengas nicht viel anhaben, analysierte das Institut. Das Tragen der Gasmasken sei aber hinderlich beim Kämpfen.

Die Ukraine wehrt seit Februar 2022 eine großangelegte russische Invasion ab. An der Front im Osten und Süden des Landes ist die Lage seit Monaten festgefahren. Trotz heftiger Gefechte mit Verlusten beider Seiten gibt es kaum Veränderungen der Frontlinie.

Ukraine-Konferenz mit rund 80 Staaten hat in Davos begonnen

In der Schweiz hat eine Ukraine-Konferenz über die Grundsätze eines dauerhaften Friedens in dem Konflikt begonnen. Vertreter von rund 80 Staaten hatten nach Angaben des Schweizer Außenministeriums ihre Teilnahme zugesagt. Das waren weitaus mehr als bei den drei Vorgängerkonferenzen im vergangenen Jahr in Dänemark, Saudi-Arabien und auf Malta.

Im Mittelpunkt steht die "Friedensformel" des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Sein Land verteidigt sich mit westlicher Hilfe seit dem 24. Februar 2022 gegen einen russischen Angriffskrieg. Sein Zehn-Punkte-Plan sieht unter anderem den Abzug aller russischen Truppen, Strafen für russische Kriegsverbrecher, Reparationen und Sicherheitsgarantien vor. Die Ukraine sucht breite Anerkennung dafür, um Ländern, die sie zu Zugeständnissen an Russland drängen wollen, den Wind aus den Segeln zu nehmen. Für Deutschland ist nach Angaben einer Regierungssprecherin Jens Plötner dabei, Berater des Bundeskanzlers für Außen- und Sicherheitspolitik.

Selenskyj in Davos erwartet

"Resolut bleibt unsere Entschlossenheit, unsere Freiheiten zu schützen und (Wladimir) Putins verbrecherischen Versuch zu vereiteln, sein neues Imperium auf unserem Land zu bauen", schrieb Andrij Jermak, der Leiter des Präsidentenbüros in Kiew, in einem Gastbeitrag der "Neuen Zürcher Zeitung" mit Blick auf den russischen Präsidenten. Er leitet die Konferenz zusammen mit dem Schweizer Außenminister Ignazio Cassis. "Die Ukraine wird sich weder vom russischen Dauerbombardement noch von Putins schwülstigen Reden einschüchtern lassen." Die Friedensformel sei keine Wunschliste, sondern ein detaillierter Vorschlag. "Durch die aktive Beteiligung vieler Drittstaaten wird er eine enorme Legitimation erhalten."

Selenskyj wird selbst in Davos erwartet. Er soll am Dienstag eine Rede bei der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF) halten. Es beginnt am Montagabend. Das WEF unterstützt die Ukraine-Konferenz logistisch und überträgt eine Pressekonferenz um 13:00 Uhr auf seiner Webseite. (dpa/tas)

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