Kremlchef Putin hatte überraschend eine Feuerpause an Ostern angekündigt. Vollständig eingehalten wird sie nach ukrainischen Angaben von den Russen aber nicht. Und auch Russland wirft den ukrainischen Streitkräften zahlreiche Verstöße vor.

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Trotz der von Kremlchef Wladimir Putin angeordneten Waffenruhe zu Ostern haben russische Streitkräfte ukrainischen Angaben zufolge in der Nacht erneut angegriffen. In verschiedenen Richtungen der Frontlinie habe es bis 6:00 Uhr morgens (5:00 Uhr MESZ) bereits 59 Fälle von russischem Beschuss und fünf Angriffe durch russische Einheiten gegeben, teilte Selenskyj auf der Plattform X mit.

Insgesamt versuche die russische Armee den Eindruck zu vermitteln, dass sie sich an die Feuerpause halte. Trotzdem gebe es vereinzelte Versuche, in der Ukraine vorzurücken und Kiews Streitkräften Schaden zuzufügen, sagte er.

Zwischen 18:00 Uhr (17:00 Uhr MESZ) am Samstag und Mitternacht (23:00 Uhr MESZ) gab es laut Selenskyj 387 Fälle von Beschuss und 19 Angriffe der russischen Streitkräfte. "Drohnen wurden von den Russen 290 Mal eingesetzt", teilte er weiter mit. Auch in der Nacht gab es demnach Dutzende Drohnenangriffe.

Russland beklagt ukrainische Angriffe trotz Oster-Waffenruhe

Und auch Russland wirft den ukrainischen Streitkräften eine Fortsetzung der Angriffe unter anderem im Gebiet Donezk vor. Die Attacken seien abgewehrt worden, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. In der Nacht habe es Dutzende Drohnenangriffe von ukrainischer Seite gegeben. Hunderte Male sei mit Artilleriemunition geschossen worden.

Auch die russischen Grenzregionen Brjansk, Kursk und Belgorod seien beschossen worden. "Im Ergebnis gibt es Tote und Verletzte in der friedlichen Bevölkerung und Schäden an zivilen Gebäuden", hieß es in der Mitteilung des Ministeriums. Zahlen zu Opfern nannte die Behörde nicht.

Die Angaben der Kriegsparteien sind von unabhängiger Seite nicht überprüfbar.

Vorschlag für 30-tägige Waffenruhe

"Russland muss die Bedingungen der Waffenruhe in vollem Umfang einhalten", forderte Selenskyj. Der Vorschlag der Ukraine, die Waffenruhe um Mitternacht Ortszeit für 30 Tage zu verlängern, liege weiterhin auf dem Tisch. "Wir werden im Einklang mit der tatsächlichen Situation vor Ort handeln." Die Ukraine werde auf Angriffe weiter antworten.

Der russische Präsident Putin hatte das einseitige Einstellen der Kampfhandlungen am Samstag überraschend für Ostern angeordnet - angeblich aus humanitären Erwägungen. Die Ukraine zog nach und fordert, einen früheren US-Vorschlag für eine Waffenruhe von 30 Tagen umzusetzen. Die Initiative hatte Putin im März zwar begrüßt, zugleich aber Bedingungen gestellt. Er betonte, dass erst die Ursachen des Konflikts beseitigt werden müssten. (dpa/bearbeitet von ari)

Teaserbild: © dpa / Efrem Lukatsky/AP/dpa