• 22:57 Uhr: Ukraine: Russland setzt Kinschal-Raketen gegen Odessa ein
  • 17:30 Uhr: Scholz zu Waffenlieferungen: "Putin lässt uns keine andere Wahl"
  • 16:02 Uhr: EU-Betritt der Ukraine: Macron dämpft Hoffnungen - Kommission verspricht erste Antwort im Juni
  • 14:04 Uhr: EU-Ratspräsident Michel muss sich in Odessa vor Raketenangriff in Sicherheit bringen
  • 12:02 Uhr: Nazi-Vergangenheit angedichtet: Russland will deutsche Politiker verunglimpfen

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➤ Ukraine: Russland setzt Kinschal-Raketen gegen Odessa ein

Die russische Luftwaffe hat am Montagabend nach Darstellung des ukrainischen Militärs mehrere Hyperschallraketen vom Typ Kinschal auf die Hafenstadt Odessa gefeuert. Dabei seien mehrere "touristische Objekte" getroffen und mindestens fünf Gebäude zerstört worden, berichtete die "Ukrajinska Prawda". Auch ein Einkaufszentrum sei beschädigt, berichtete eine regionale Online-Seite. Zwei Menschen seien verletzt worden. Die Suche nach weiteren Opfern unter den Trümmern dauere an.

Die Hafenstadt im Süden der Ukraine ist seit Sonntagabend Ziel verstärkter russischer Raketenangriffe. Am Montag schlugen während eines Besuchs von EU-Ratspräsident Charles Michel mehrere Raketen in der Region ein. Michel und der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal mussten deswegen Schutz suchen.

Die Lage im Überblick:

Seit 24. Februar führt Russland aus der Luft und am Boden einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kurz zuvor hatte Präsident Wladimir Putin das Existenzrecht der Ukraine als eigenständiger Staat in Zweifel gezogen und die sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk in der Ostukraine anerkannt.

Die ukrainische Armee wehrt sich seitdem nach Kräften gegen die Invasoren. Auf beiden Seiten gibt es Berichten zufolge Tausende Tote, wie viele Soldaten und Zivilisten bereits starben, lässt sich jedoch nicht unabhängig überprüfen. Fakt ist: Die humanitäre Lage in der Ukraine spitzt sich mit jedem Tag zu. Nach Angaben der UN sind inzwischen mehr als 5,8 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen (Stand: 08. Mai), vor allem Frauen und Kinder, da Männer zwischen 18 und 60 Jahren das Land nicht verlassen dürfen.

Die EU und die USA reagierten mit Sanktionen. Außerdem liefern sie der Ukraine Waffen, auch Deutschland unterstützt das Land mit Waffenlieferungen. Auch Panzer der Klasse Gepard soll die Ukraine aus Deutschland erhalten. Dass die Nato aktiv in den Krieg eingreift, gilt bislang als ausgeschlossen.

Am ersten April-Wochenende sorgten Bilder von den Leichen vieler Zivilisten in der Kleinstadt Butscha bei Kiew international für Entsetzen. Die Ukraine spricht von schweren Kriegsverbrechen und Völkermord und macht dafür russische Truppen verantwortlich. Moskau bestreitet trotz zahlreicher Hinweise am Tod der Zivilisten beteiligt gewesen zu sein. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj betonte, die Verhandlungen mit Russland sollen weiter fortgesetzt werden.

Am 18. April begann laut ukrainischer Aussage eine lange vorbereitete Großoffensive Russlands im Osten der Ukraine.

Die weiteren Meldungen des Tages:

Stille Feiern in Ukraine zum "Tag des Sieges"

19:16 Uhr: In der Ukraine haben viele Menschen inmitten des russischen Angriffskriegs auf ihr Land am "Tag des Sieges" über den Nationalsozialismus still der Toten des Zweiten Weltkriegs gedacht. In der Hauptstadt Kiew legten Tausende zum 77. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über Nazi-Deutschland rote Nelken am Grab des Unbekannten Soldaten und an anderen Gedenkstätten nieder. Die sonst üblichen Gedenkmärsche, Konzerte und das gemeinsame Singen von sowjetischen Kriegsliedern fielen aus.

In Großstädten wie Odessa und Saporischschja hatten die Behörden ganztägige Ausgangssperren verhängt, um Konflikte und "russische Provokationen" zu verhindern. Wegen des geltenden Kriegsrechts war der sonst arbeitsfreie Feiertag ein normaler Werktag. Russland führt seit etwa zweieinhalb Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland.

Am 8. Mai 1945 ging der Zweite Weltkrieg in Europa mit der Kapitulation der deutschen Wehrmacht zu Ende. Viele frühere Sowjetrepubliken, zu denen auch die Ukraine und Russland gehörten, begehen den "Tag des Sieges" wegen der unterschiedlichen Zeitzonen erst am 9. Mai.

Scholz zu Waffenlieferungen: "Putin lässt uns keine andere Wahl"

17:30 Uhr: Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Waffenlieferungen an die Ukraine für den Kampf gegen die russischen Angreifer erneut verteidigt. "Putin lässt uns keine andere Wahl", sagte der SPD-Politiker am Montag auf dem DGB-Bundeskongress in Berlin. Der russische Präsident habe den Frieden in Europa aufs Spiel gesetzt. "Und damit darf er nicht durchkommen. Deshalb helfen wir der Ukraine."

Putin habe den Grundsatz der Unverletzbarkeit der Grenzen in Europa "für sein revanchistisches Projekt eines russischen Imperiums" über Bord geworden, betonte Scholz. "Das hinzunehmen hieße nicht nur, die Opfer im Stich zu lassen. Es hieße, den Aggressor in seinem verbrecherischen Tun noch zu bestärken."

Auf Putins Rede zum 77. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg ging Scholz nicht ein. Darin hatte der russische Präsident den Angriffskrieg gegen die Ukraine bei einer Militärparade in Moskau mit einer Bedrohung durch die Nato begründet. Scholz wollte am Nachmittag den gerade für eine zweite Amtszeit wiedergewählten französischen Präsidenten Emmanuel Macron in Berlin treffen.

Deutschland hatte sich zwei Tage nach Kriegsbeginn dafür entschieden, Waffen in die Ukraine zu liefern. Vor zwei Wochen entschied sich die Bundesregierung, auch die Lieferung schwerer Waffen aus Deutschland in die Ukraine zu genehmigen. Bisher ist geplant, Gepard-Luftabwehrpanzer und schwere Artilleriegeschütze mit einer Reichweite bis 40 Kilometer (Panzerhaubitzen 2000) zur Verfügung zu stellen.

EU-Betritt der Ukraine: Macron dämpft Hoffnungen - Kommission verspricht erste Antwort im Juni

16:02 Uhr: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat Hoffnungen auf einen schnellen EU-Beitritt der Ukraine gedämpft. Das Verfahren könne "Jahrzehnte" dauern, sagte Macron am Montag in einer Rede im Europaparlament in Straßburg. Stattdessen plädierte er für eine verstärkte Zusammenarbeit mit Kiew.

Macron schlug die Schaffung einer "europäischen politischen Gemeinschaft" für die Ukraine und andere beitrittswillige Länder vor. "Diese neue europäische Organisation würde für demokratische europäische Nationen, die sich zu unserem Wertefundament bekennen, einen neuen Raum für politische Zusammenarbeit, Sicherheit und Kooperation ermöglichen", sagte der Staatschef. Frankreich zählt zu den Ländern, die einer Erweiterung der EU zuletzt skeptisch gegenüberstanden.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte den EU-Beitritt kurz nach dem russischen Einmarsch in sein Land beantragt. Die zuständige Kommission prüft diesen nun und hat dazu auch einen Fragenkatalog an Kiew übermittelt. Ihre offizielle Stellungnahme zu dem Antrag will die Kommission voraussichtlich im Juni abgeben, wie Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Montag nach einem Telefonat mit Selenskyj im Onlinedienst Twitter ankündigte. "Wir freuen uns auf die Antworten auf den Fragebogen zur EU-Mitgliedschaft", schrieb sie dort.

Wenn die Einschätzung der Brüsseler Behörde positiv ausfällt, könnte die Ukraine im Anschluss den Status eines EU-Beitrittskandidaten bekommen, wenn alle EU-Staaten zustimmen. Dieser wiederum ist Voraussetzung für den Start von Beitrittsverhandlungen.

Der Kommission zufolge dienen die Antworten des Fragebogens dazu, die politischen und wirtschaftlichen Beitrittskriterien zu bewerten. Die Ukraine hatte Mitte April bereits einen ersten Teil des Fragebogens zur EU-Mitgliedschaft übermittelt. Aus der Kommission hieß es, sobald alle Antworten eingegangen seien, werde man die Stellungnahme zügig fertigstellen.

Die Verhandlungen über ein Beitrittsabkommen dauern normalerweise Jahre. Letztendlich müssen alle EU-Staaten dem finalen Beitritt noch einmal einstimmig zustimmen.

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hatte zuletzt die Erwartung eines raschen EU-Beitritts der Ukraine ebenfalls gedämpft. Die Grünen-Politikerin bekräftigte zwar: "Die Ukraine gehört zum Haus Europa." Doch fügte sie auf eine Frage nach dem EU-Beitritt hinzu: "Wir wissen nicht, wann der Schritt erfolgen kann und wie er erfolgen kann, weil sie gerade in einem furchtbaren Krieg sind."

Bei ihrem Auftritt an der Frankfurter Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder sagte sie: "Wir dürfen nie wieder leere Versprechungen machen." Deshalb müssten noch in diesem Halbjahr die längst angebahnten Beitrittsgespräche mit Nordmazedonien und Albanien eröffnet werden.

EU-Ratspräsident Michel muss sich in Odessa vor Raketenangriff in Sicherheit bringen

14:04 Uhr: Ein Besuch von EU-Ratspräsident Charles Michel in der ukrainischen Hafenstadt Odessa ist wegen eines Raketenangriffs unterbrochen worden. Bei einem Treffen mit dem ukrainischen Premierminister Denys Schmyhal am Montag mussten die Teilnehmer Schutz suchen, da Raketen in der Region Odessa einschlugen, wie es aus EU-Kreisen hieß.

Michel veröffentlichte auf Twitter Fotos von seinem Besuch, die ihn zusammen mit Schmyhal und anderen Beamten zeigen. "Ich kam, um den Europatag in Odessa zu feiern", schrieb Michel.

Nach Angaben aus EU-Kreisen besuchte Michel den Hafen von Odessa, wo Getreidelieferungen wegen der russischen Blockade des Schwarzmeers feststecken. Er traf neben Schmyhal den Chef der ukrainischen Marine. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sei zwischenzeitlich per Video dazugeschaltet worden. Gegenstand der Gespräche war demnach unter anderem der geplante Solidaritätsfonds für den Wiederaufbau der Ukraine.

Nazi-Vergangenheit angedichtet: Russland will deutsche Politiker verunglimpfen

12:02 Uhr: Um die russische Invasion in die Ukraine zu rechtfertigen und deutsche Politiker in ein schlechtes Licht zu rücken, werden einigen in sozialen Netzwerken Verwandte mit angeblicher Nazi-Vergangenheit angedichtet. Auf Bildkombinationen, die in Netzwerken kursieren, sind etwa Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach oder Bundeskanzler Olaf Scholz neben Mitgliedern der SS (Schutz-Staffel) zu sehen. Behauptet wird, die abgebildeten Nationalsozialisten seien die Großväter der Politiker.

Ziel der verbreiteten Bilder sei nicht nur, Politiker zu diskreditieren. Es gehe auch darum, die Argumentation zu stützen, mit der Moskau seinen Überfall auf die Ukraine zu rechtfertigen versucht, erklärte der Politikwissenschaftler Josef Holnburger der dpa. Er ist einer der Geschäftsführer des CeMAS (Centers für Monitoring, Analyse und Strategie) in Berlin, das in sozialen Medien unter anderem Radikalisierungstendenzen und die Verbreitung von Verschwörungserzählungen beobachtet.

Massiv verbreitet wurden die Bildkombinationen über den Messenger Telegram, wo sie alleine auf einem pro-russischen, deutschsprachigen Kanal fast 290.000 Mal aufgerufen wurden. Damit werde die Kriegspropaganda der russischen Regierung aufgegriffen und sogar weitergedreht, so der Politikwissenschaftler. Eine angebliche Entnazifizierung müsse demnach "nicht nur in der Ukraine, sondern sogar in ganz Europa erfolgen".

Dass gerade Nationalsozialisten für die Bildkombinationen verwendet wurden, erklärt sich Holnburger so: Es solle eine "bösartige Gruppe" dargestellt werden, der zum Erreichen ihrer Ziele ein umfassender Machtapparat zur Verfügung stehe. Durch den vermeintlichen NS-Bezug würden die Politiker verunglimpft. Ein Verbreiter der Bilder könne damit "die eigene Position umso mehr als das vermeintlich Gute darstellen", erklärt Holnburger.

Der Urheber der Bilder habe wohl über ähnlich klingende Namen eine vermeintliche Verbindung zwischen deutschen Politikern und NS-Führungspersonen herstellen wollen. "Allerdings machen diese Verbindungen auf keiner Ebene Sinn", sagt Holnburger.

Diese Politiker sind betroffen:

Karl Lauterbach: Dem Gesundheitsminister wird in sozialen Netzwerken nachgesagt, sein Großvater sei in der SS gewesen. "Das ist nicht sein Großvater", sagt ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums zu kursierenden Bildern. Der vermeintliche Großvater heißt gar nicht Lauterbach, auf dem Bild neben dem Gesundheitsminister ist Hartmann Lauterbacher zu sehen, Stabsführer und stellvertretender Reichsjugendführer der Hitler-Jugend.

Christian Lindner: Eine weitere Bildkombination zeigt eine ältere Aufnahme des Finanzministers Christian Lindner neben Gerhard Lindner. Der war im Zweiten Weltkrieg in der Wehrmacht und im Führungsstab einer SS-Division tätig. Er wird als Großvater des Finanzministers dargestellt. Ein Sprecher des Ministeriums erklärte aber auf dpa-Anfrage, dass die beiden nicht verwandt seien und es sich um Falschinformationen handele. Auch Recherchen im Internet liefern keine Hinweise auf eine vermeintliche Verwandtschaft. Gerhard Lindner wurde 1896 in Bautzen (Sachsen) geboren und starb 1982 im niedersächsischen Aurich. Christian Lindner kam am 7. Januar 1979 in Wuppertal (Nordrhein-Westfalen) zur Welt, wo seine Großeltern väterlicherseits eine Bäckerei hatten.

Olaf Scholz: Der Bundeskanzler ist in einer Bildkombination zusammen mit Fritz von Scholz zu sehen, Generalleutnant der Waffen-SS. Auf Anfrage, ob dieser der Großvater von Olaf Scholz sei, teilte das Bundespresseamt mit: "Das ist völliger Unsinn." Aus Unterlagen im Bundesarchiv, die die dpa eingesehen hat, geht zudem hervor: Fritz von Scholz starb am 28. Juli 1944 und hinterließ keine Kinder. Er wurde in Pilsen (heute Tschechien) geboren und lebte am Wörthersee. Die Großeltern von Olaf Scholz stammen hingegen aus Hamburg und waren Eisenbahnbeamte.

Ursula von der Leyen: Im Fall der EU-Kommissionspräsidentin gibt es zwar einen mit ihrem Großvater namensgleichen SS-Mann: Karl Albrecht wurde nach Kriegsende wegen NS-Verbrechen zu lebenslanger Haft verurteilt. Von der Leyens Großvater ist aber der 1902 geborene Karl (teils auch: Carl) Eduard Albrecht, der einer einflussreichen norddeutschen Familie entstammt. Albrecht studierte in den 1920er Jahren Medizin und arbeitete auch zu Kriegszeiten als Arzt. Belege für eine SS-Mitgliedschaft gibt es nicht - weder für ihn noch für seinen Sohn, Ursula von der Leyens Vater Ernst Albrecht. Dieser war von 1976 bis 1990 Ministerpräsident in Niedersachsen.

Brandenburger Tor erstrahlt in ukrainischen Farben

13:15 Uhr: Die Bundesregierung hat gemeinsam mit der Stadt Berlin entschieden, das Brandenburger Tor in den Abendstunden des 9. Mai in den ukrainischen Farben Blau und Gelb anzuleuchten. Anlass dafür sei der Europatag, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner am Montag in Berlin. "Dieses Zeichen der Solidarität geht zurück auf eine Initiative der französischen Ratspräsidentschaft", ergänzte er. In den einzelnen EU-Staaten würden jeweils einzelne Gebäude in den Farben der ukrainischen Flagge erstrahlen. Er sagte: "Unser Signal ist ganz klar, die Europäische Union steht an der Seite der Ukraine und ihrer Bevölkerung".

Der Europatag geht zurück auf die sogenannte Schuman-Erklärung. Am 9. Mai 1950 schlug der französische Außenminister Robert Schuman in einer Rede die Schaffung einer Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl vor.

Selenskyj verspricht Parade nach dem Sieg über Russland

10:31 Uhr: Trotz des laufenden russischen Angriffskriegs hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj an den 77. Jahrestag des Sieges der Anti-Hitler-Koalition im Zweiten Weltkrieg erinnert. "Unser Feind träumte davon, dass wir darauf verzichten, den 9. Mai und den Sieg über den Nationalsozialismus zu feiern", sagte Selenskyj am Montag in einer Videobotschaft. Kiew lasse es nicht zu, dass der Sieg von jemandem vereinnahmt werde. "Millionen von Ukrainern haben gegen den Nationalsozialismus gekämpft und einen schweren und langen Weg beschritten", betonte der 44-Jährige. Mehr als acht Millionen Ukrainer seien im Zweiten Weltkrieg umgekommen.

So wie damals die Rote Armee Donezk, Luhansk, Mariupol, Cherson, Melitopol, Berdjansk und die gesamte Halbinsel Krim von den Nazis befreiten, würden auch die heutigen Besatzer vertrieben werden, sagte Selenskyj. "Am Tag des Sieges über den Nationalsozialismus kämpfen wir für einen neuen Sieg", unterstrich er. Die Ukrainer würden weder für "Väterchen Zar" noch "den Führer" kämpfen. "Wir kämpfen immer für uns selbst. Für unsere Freiheit. Für unsere Unabhängigkeit", sagte das Staatsoberhaupt.

Moskau werde genauso enden wie das Hitler-Regime, das vom Kreml kopiert werde. "Und schon bald werden wir in der Ukraine zwei "Tage des Sieges" haben", führte er aus. Die Siegesparade werde auf der Hauptstraße Kiews, dem Chreschtschatyk, stattfinden.

Russland hatte vor zweieinhalb Monaten einen Angriffskrieg gegen die Ukraine auch unter dem Vorwand einer "Entnazifizierung" ähnlich der für Hitler-Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg begonnen.

Putin: Schrecken eines Weltkriegs dürfen sich nicht wiederholen

10:03 Uhr: Kremlchef Wladimir Putin hat zum 77. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg vor einem neuen Weltkrieg gewarnt. Der damalige Kampf bedeute nicht nur die Verpflichtung, das Andenken derer zu erhalten, die den Nazismus besiegt hätten. Aufgabe sei es, "wachsam zu sein und alles zu tun, damit sich die Schrecken eines globalen Krieges nicht wiederholen", sagte Putin am Montag bei der größten Militärparade des Landes auf dem Roten Platz in Moskau.

Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine überschattete den 9. Mai, der als "Tag des Sieges" über den Diktator Adolf Hitler gefeiert wird. Auch heute werde im Donbass in der Ostukraine für die Sicherheit Russlands gekämpft, sagte Putin. Der Kreml spricht dabei nicht von Krieg, sondern von einer "militärischen Spezial-Operation". Die mit einem Großaufgebot an Uniformierten gesicherte Innenstadt von Moskau glich einer Festung.

Am 8. Mai 1945 war der Zweite Weltkrieg in Europa mit der Kapitulation der deutschen Wehrmacht zu Ende gegangen. Russland begeht am 9. Mai mit dem "Tag des Sieges" über Nazi-Deutschland seinen wichtigsten Feiertag.

Russland feiert "Tag des Sieges" - Erste Militärparaden im Osten

Überschattet von seinem Krieg gegen die Ukraine hat Russland 77 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs mit ersten Militärparaden im äußersten Osten des Landes den Sieg der Sowjetunion über Nazi-Deutschland gefeiert. Auf der fernöstlichen Halbinsel Kamtschatka, auf der Insel Sachalin, in der Großstadt Wladiwostok am Pazifik und in weiteren Orten beteiligten sich Hunderte Soldaten an den Paraden zur Erinnerung an den Großen Vaterländischen Krieg.

Das Verteidigungsministerium in Moskau veröffentlichte dazu am Montag zahlreiche Fotos – in Wladiwostok fuhren auch die Weltkriegspanzer vom T-34 in der Kolonne mit.

Alice Schwarzer kritisiert Ukraine-Präsidenten Selenskyj

Nach der Kritik an dem von Alice Schwarzer mitunterzeichnetem offenen Brief hat die Feministin sich erneut zum Krieg in der Ukraine geäußert und den ukrainischen Präsident Selenskyj kritisiert. Dieser würde laut Schwarzer "nicht aufhören zu provozieren". (Bildnachweis: picture alliance / Henning Kaiser/dpa | Henning Kaiser)

Im ganzen Land waren 28 Paraden geplant, die mit Abstand größte ist in der Hauptstadt Moskau für 9:00 Uhr MESZ (10:00 Uhr Ortszeit) angesetzt. Mit Spannung erwartet wurde eine Rede von Kremlchef Wladimir Putin, dem Oberbefehlshaber der russischen Streitkräfte, auf dem Roten Platz. Putin dürfte sich auch zum Krieg gegen die Ukraine äußern. Der Kreml spricht dabei nicht von Krieg, sondern von einer "militärischen Spezial-Operation". Dieses Mal wird kein ausländischer Staatschef bei der Parade zu Gast sein. Die mit einem Großaufgebot an Uniformierten gesicherte Innenstadt glich einer Festung.

Über den Roten Platz und durch die Metropole rollen bei der Parade Panzer und andere Kampftechnik sowie mit Atomsprengköpfen bestückbare Raketen. Geplant war auch eine Flugshow. Acht Kampfflugzeuge sollen am Himmel den Buchstaben "Z" formen, der das offizielle Symbol für Russlands Militäreinsatz in der Ukraine ist. An dem Angriffskrieg beteiligte Soldaten gratulierten in einem vom Verteidigungsministerium am Morgen veröffentlichten Video zum "Tag des Sieges".

Am 8. Mai 1945 war der Zweite Weltkrieg in Europa mit der Kapitulation der deutschen Wehrmacht zu Ende gegangen. Russland begeht am 9. Mai mit dem "Tag des Sieges" über Nazi-Deutschland seinen wichtigsten Feiertag.

Jahrestag des Weltkriegsendes: Diese Prominenten reisten in die Ukraine

06:03 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht eine große Symbolkraft in den Reisen internationaler Prominenz in sein Land zum Jahrestag des Weltkriegsendes in Europa. Am Sonntag hatten unter anderen Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, der kanadische Regierungschef Justin Trudeau und die U2-Musiker Bono und The Edge die Ukraine besucht.

Auch Jill Biden, die Frau des US-Präsidenten Joe Biden, reiste unangekündigt an - und traf sich mit der ukrainischen Präsidentengattin Olena Selenska in einer als Unterkunft für Binnenflüchtlinge genutzten Schule in der Stadt Uschhorod nahe der slowakischen Grenze, wie ein Sprecher am Sonntag sagte. Die beiden umarmten sich und Biden überreichte Selenska einen Blumenstrauß zum Muttertag.

Nach Angaben eines US-Vertreters handelte es sich um den ersten öffentlichen Auftritt der Frau des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj seit Beginn des russischen Angriffskriegs am 24. Februar. Demnach hatten die beiden Damen in den vergangenen Wochen Briefe ausgetauscht.

Krieg in der Ukraine: Russische Bodentruppen ziehen sich laut Pentagon aus Mariupol zurück

Laut Pentagon-Sprecher John Kirby geht die USA davon aus, dass ein Großteil der russischen Bodentruppen Mariupol verlassen hat. Das Militär soll Richtung Norden abgezogen sein, so Kirby am Donnerstag. Unterdessen wird das Stahlwerk "Asowstal" weiterhin bombardiert. Die ukrainische Regierung vermutet, dass Präsident Putin das Gelände bis Montag erobern will. (Bildnachweis: picture alliance/dpa/AP/Alexei Alexandrov)

Die beiden Frauen sprachen etwa eine Stunde hinter verschlossenen Türen. Nach Angaben von Bidens Sprecher sagte Selenska, sie sei froh, "jeden Abend die Hände ihrer Kinder halten zu können, auch wenn sie nicht bei ihrem Mann sein kann". Das Präsidentenpaar hat eine 17-jährige Tochter und einen neunjährigen Sohn. Selenska sei zudem äußerst besorgt über die psychische Gesundheit von Kindern, Soldaten und der restlichen Bevölkerung.

Nach dem Gespräch trafen die beiden Flüchtlingskinder, die zusammen mit ihren Müttern bastelten. Anschließend reiste Biden wieder in Richtung der slowakischen Grenze ab.

Selenskyj: Ukraine ist Teil der freien Welt, Russland ist isoliert

04:12 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht eine große Symbolkraft in den Reisen internationaler Prominenz in sein Land zum Jahrestag des Weltkriegsendes in Europa. "Der heutige Tag in der Ukraine hat gezeigt, dass wir bereits ein vollwertiger Teil der freien Welt und eines vereinten Europas sind", betonte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache am Sonntagabend. "Dies ist ein offensichtlicher Kontrast zu Moskaus Einsamkeit in Bösem und Hass, die morgen jeder sehen wird", sagte er in Anspielung auf die Feierlichkeiten zum "Tag des Sieges" über Hitler-Deutschland in der russischen Hauptstadt am Montag.

Am Sonntag hatten unter anderen US-Präsidentengattin Jill Biden, Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, der kanadische Regierungschef Justin Trudeau und die U2-Musiker Bono und The Edge die Ukraine besucht. Selenskyj sprach auch in einer Konferenzschalte mit den Regierungschefs der G7-Industrienationen.

"Russland hat alles vergessen, was für die Sieger im Zweiten Weltkrieg wichtig war", sagte der ukrainische Präsident. In einer besonderen Beleidigung für Moskau zog er erneut eine Parallele zwischen den russischen Angreifern und Nazi-Deutschland: "Ich bin all unseren Verteidigern dankbar, die die Ukraine verteidigen und vor den modernen Nachkommen dieses alten Übels retten." Schon zuvor hatte er den russischen Truppen vorgeworfen, sie hätten in der Ukraine "eine blutige Neuauflage des Nazismus organisiert".

SPD-Chef Klingbeil: Putin nicht Hoheit über 8. Mai überlassen

02:32 Uhr: SPD-Chef Lars Klingbeil hat davor gewarnt, dem russischen Präsidenten Wladimir Putin die Deutungshoheit über den 8. Mai zu überlassen. "Wir dürfen nicht zulassen, dass Russland die Geschichte verfälscht. Und wir dürfen nicht zulassen, dass Putin versucht, die Interpretationshoheit über diesen 8. Mai, aber auch über den Krieg zu erlangen", sagte er mit Blick auf den russischen Angriff gegen die Ukraine. Deshalb sei es richtig gewesen, dass Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mit seiner Fernsehansprache deutlich gemacht habe, "warum wir in diesen Tagen, in diesen Wochen an der Seite der mutigen Ukrainerinnen und Ukrainer stehen und warum wir ihnen helfen".

Die Meldungen zum Krieg in der Ukraine vom 8. Mai finden Sie hier

Mit Material von dpa, AFP, APA

Nach Leberwurst-Spott gegen Scholz: Melnyk sieht keinen Grund für Entschuldigung

Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk sieht nach seiner Attacke auf Bundeskanzler Olaf Scholz keinen Anlass für eine Entschuldigung. "Es geht nicht darum, ob man sich entschuldigt, es geht darum, dass eine richtige Politik in diesen Tagen gemacht wird", sagte er am Freitagmorgen dem Deutschlandfunk.
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