Die russische Offensive auf Charkiw setzt die ohnehin schon strauchelnde Ukraine schwer unter Druck. Nun sieht sie sich gezwungen, einzelne Truppen von besonders gefährlichen Positionen abzuziehen.

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Angesichts der jüngsten russischen Offensive in der ostukrainischen Region Charkiw hat die ukrainische Armee dort eigenen Angaben zufolge Soldaten von einzelnen Positionen abziehen müssen. In einigen Gebieten um die Orte Lukjanzi und Wowtschansk hätten sich Einheiten als Reaktion auf feindlichen Beschuss und Angriffe von Bodentruppen "auf günstigere Positionen begeben", teilte die ukrainische Armee in der Nacht zum Mittwoch mit. Dadurch solle "das Leben unserer Soldaten" gerettet und Verluste vermieden werden. In der Mitteilung des ukrainischen Generalstabs auf Facebook hieß es aber auch: "Die Kämpfe dauern an."

Die ukrainische Armee gerät in der Region Charkiw derzeit durch eine russische Offensive zunehmend in Bedrängnis. Moskau meldete am Dienstag die Einnahme eines weiteren Dorfes in der Region. Die nur etwa 30 Kilometer von der Grenze zu Russland gelegene Stadt Charkiw wurde in den vergangenen Monaten verstärkt beschossen.

Auch um die Orte Lukjanzi und Wowtschansk wurde erbittert gekämpft. Beide liegen rund 30 Kilometer voneinander entfernt und befinden sich nahe der russischen Grenze. Der ukrainische Generalstab erklärte, die Lage in der Region sei "nach wie vor schwierig". Jedoch werde es die Armee "den russischen Besatzern nicht erlauben, Fuß zu fassen". Kiew hat Verstärkung in das Gebiet entsandt, um einen Durchbruch Russlands zu verhindern. Für die Ukraine, die sich angesichts stockender westlicher Hilfen derzeit in einer besonders schweren Lage befindet, geht es nun darum, eine Ausweitung der Front zu verhindern.

Angesichts der Lage sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj einen für Freitag geplanten Besuch in Spanien ab.

"Karte zur russischen Offensive im Raum Charkiw"; (Aktualisierung 15.5.2024)
Karte zur russischen Offensive im Raum Charkiw © dpa-infografik GmbH

Russland meldet abgewehrte Raketenangriffe über annektierter Krim

Unterdessen berichtete Russland über einen ukrainischen Raketenangriff auf die annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim. Von der eigenen Flugabwehr seien in der Nacht auf Mittwoch zehn Raketen vom US-Typ ATACMS abgeschossen worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Morgen mit. Unabhängig überprüft werden konnte das nicht.

Die russische Seite sprach zudem von 17 ukrainischen Drohnen und anderen Geschossen, die über den Grenzregionen Belgorod, Kursk und Brjansk abgewehrt worden seien. Russland fing nach eigenen Angaben mehrere ukrainische Drohnen ab, die vor allem auf ein Treibstofflager in der südlichen Stadt Rostow abzielten. "Während der Nacht wurden mehrere Versuche des Kiewer Regimes verhindert, Terroranschläge (...) gegen Ziele auf russischem Territorium zu verüben", erklärte das Verteidigungsministerium am Mittwoch.

In der Region Rostow verursachten zwei Drohnen Explosionen, wie der örtliche Gouverneur Wassili Golubew im Onlinedienst Telegram mitteilte. Es sei jedoch niemand verletzt worden. In Rostow befindet sich das Hauptquartier der russischen Streitkräfte für den Einsatz in der Ukraine.

Als Reaktion auf den täglichen Beschuss aus Moskau hat die Ukraine ihre Angriffe auf russisches Staatsgebiet verstärkt und nimmt dabei regelmäßig Energieanlagen und Treibstofflager ins Visier. Kiew rechtfertigt die Angriffe damit, dass die Einrichtungen zur Versorgung der russischen Armee genutzt werden. (dpa/AFP/tas)

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