• Die deutsche Rüstungsindustrie trifft offenbar Vorbereitungen für die Lieferung von Kampfpanzern an die Ukraine.
  • Einem Bericht zufolge könnten mehr als 100 Panzer bereitgestellt werden.
  • Und das, ohne die Bestände der Bundeswehr anzutasten. Doch die Lieferung würde wohl recht lange auf sich warten lassen.

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Die deutsche Rüstungsindustrie bereitet sich offenbar mit konkreten Plänen auf die Lieferung von Kampfpanzern an die Ukraine vor. Das "Handelsblatt" berichtete am Donnerstag unter Berufung auf Branchenkreise, dass die Industrie mehr als 100 Kampfpanzer bereitstellen könne; die Bestände der Bundeswehr müssten dabei nicht angetastet werden.

Die Überlegungen betreffen den Kampfpanzer Leopard 2 und sein Vorgängermodell Leopard 1, aber auch den britischen Kampfpanzer Challenger 1. Diese Panzer könnten aufgearbeitet und an Kiew übergeben werden, zitierte die Zeitung Branchenkreise.

Der britische Challenger 1 hatte in der Debatte um Panzerlieferungen aus Deutschland an die Ukraine bislang keine Rolle gespielt. Nun hieß es, der Rheinmetall-Konzern könnte im Sultanat Oman eine hohe zweistellige Anzahl des britischen Panzers kaufen und aufrüsten. Diese Fahrzeuge könnten noch in diesem Jahr an die Ukraine übergeben werden.

Vom älteren Modell Leopard 1 könnten von Rheinmetall in diesem Jahr 20 Kampfpanzer und innerhalb von 20 Monaten weitere 80 neu ausgerüstet werden, berichtete das Blatt. Auch die Flensburger Rüstungsfirma FFG habe angeboten, Leopard 1 für die Ukraine nachzurüsten.

Kampfpanzer für Ukraine: Druck auf Kanzler Scholz wächst

Kurz vor einem entscheidenden Treffen über die Ausweitung der Militärhilfe an die Ukraine wächst der Druck auf Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Der Kanzler hat sich bisher gegen die Lieferung von Leopard-Panzern an die Ukraine gesträubt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kritisierte Deutschlands Zögern bei den Panzerlieferungen. "Es gibt Zeiten, in denen man nicht zögern und vergleichen sollte", sagte er am Donnerstag per Videoansprache in Davos.

Selenskyj bezog sich auf Berichte, dass Scholz die Lieferung von Kampfpanzern an die Bedingung knüpft, dass die USA dies auch tun. Er halte es nicht für die richtige Strategie, "wenn jemand sagt: 'Ich werde Panzer geben, wenn jemand anderes auch Panzer gibt'", sagte er.

Auch das ukrainische Verteidigungs- und Außenministerium forderten Deutschland in einer gemeinsamen Erklärung auf, Leopard-Panzer an die Ukraine zu liefern. Außenminister Dmytro Kuleba und Verteidigungsminister Oleksij Resnikow baten "alle Partnerländer", ihren Beitrag zur Stärkung der ukrainischen Verteidigungsfähigkeiten "deutlich zu verstärken".

Der neue Bundesverteidigungsminister Pistorius äußerte sich bei einem Treffen mit seinem US-Kollegen Lloyd Austin am Donnerstag nicht zur Lieferung von Leopard-Kampfpanzern. Er versicherte aber, Deutschland und die USA würden angesichts des russischen Angriffskrieges "Schulter an Schulter" vorgehen. Über die Lage in der Ukraine sprach Pistorius auch in einem Telefonat mit seinem französischen Kollegen Sébastien Lecornu.

Lieferung von Kampfpanzern an die Ukraine: Lenkt die SPD ein?

Am Freitag berät die sogenannte Ukraine-Kontaktgruppe auf der US-Militärbasis Ramstein in Rheinland-Pfalz über eine Aufstockung der Militärhilfen für die Ukraine.

Für die SPD deutete Bundesschatzmeister Dietmar Nietan ein Einlenken bei der Lieferung von Kampfpanzern an. "Wir sind uns einig, dass die Ukraine den russischen Aggressor aus den besetzten Gebieten zurückdrängen muss", sagte Nietan im Bundestag. "Dafür wird sie auch weitere Kampfpanzer brauchen." Es werde hierzu in Ramstein "substanzielle Beschlüsse" geben.

Vorsichtiger äußerte sich SPD-Chef Lars Klingbeil. Es sei klar, dass Deutschland jeden Tag mit seinen Partnern prüfen müsse, wie Kiew weiter unterstützt werden könne, sagte er dem "Münchner Merkur". Doch das sei "immer auch ein Abwägungsprozess, über den man ein paar Tage nachdenken sollte". (AFP/tas)

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