Schwere Gefechte und Angriffe mit Gleitbomben setzen der Ukraine zu. Nicht nur Präsident Selenskyj, auch die finnische Außenministerin fordern mehr Engagement des Westens.

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Die finnische Außenministerin Elina Valtonen warnt vor dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. "Ich traue Putin alles zu", sagte sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Europa müsse mehr in seine Verteidigung und Abschreckung investieren, forderte die Politikerin. Künftig brauche es noch mehr als das Zwei-Prozent-Ziel der Nato. "Wir müssen endlich erwachsen werden", sagte Valtonen. "Putin ist ein Diktator, der nur Stärke versteht."

Frankreich und Deutschland seien das Hauptziel der hybriden russischen Kriegsführung, sagte die Außenministerin weiter. Vor allem die Desinformation der Menschen "hat das Ziel, dass die Unterstützung für die Ukraine nachlässt", betonte die Politikerin der konservativen Nationalen Sammlungspartei. Die Ukraine aber brauche die größtmögliche Unterstützung. "Wenn man denkt, dass man den Krieg beenden kann, in dem man der Ukraine keine Waffen mehr liefert, dann kann ich nur sagen: Das führt nicht zum Ende des Krieges, es führt zum Ende der Ukraine."

Selenskyj: "Abstraktionen und Worte sind zu wenig"

Valtonen stützt damit die stete Forderung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selensky nach stärkerer Unterstützung durch den Westen. In seiner abendlichen Videobotschaft verlangte Selensky mit Blick auf einen möglichen Einsatz nordkoreanischer Soldaten auf der Seite Russlands eine internationale Reaktion. "Die Ukraine wird faktisch gezwungen sein, in Europa gegen Nordkorea zu kämpfen." Ohne entschlossene Schritte der Verbündeten werde Russlands Präsident Wladimir Putin nur zu weiterem "Terror" ermutigt. "Abstraktionen und Worte sind da zu wenig. Es braucht konkrete Schritte." Diese seien in seinem kürzlich vorgelegten "Siegesplan" aufgeführt worden. Der Plan sieht unter anderem eine sofortige Einladung der Ukraine in das westliche Militärbündnis Nato und eine massive Aufrüstung des Landes mit westlichem Geld vor.

Seit Tagen warnt die Ukraine vor einem baldigen Einsatz von bis zu 12.000 nordkoreanischen Soldaten auf russischer Seite. Erste Soldaten sollen bereits im russischen Gebiet Kursk eingetroffen sein. Die USA haben bisher lediglich eine Verlegung von Nordkoreanern auf russische Truppenübungsplätze im Fernen Osten bestätigt. Russland und Nordkorea weisen die Absicht eines Kampfeinsatzes im russisch-ukrainischen Krieg als Spekulation zurück.

Selydowe und Hirnyk weitgehend von Russland eingenommen

Zweieinhalb Jahre nach Beginn der Invasion Russlands gibt es in der Ukraine weiterhin täglich schwere Gefechte und Bombenangriffe. "Die Besatzer setzen den Luftwaffeneinsatz fort und haben Angriffe beinahe an allen Abschnitten im Osten und Süden unseres Landes durchgeführt", bilanzierte der ukrainische Generalstab für Samstag. Ukrainische Stellungen seien mit über 100 Gleitbomben angegriffen worden. Auch im umkämpften russischen Grenzgebiet Kursk habe die russische Luftwaffe mehr als 30 Gleitbomben eingesetzt.

Entlang der gesamten Frontlinie habe es über den Tag gut 160 Gefechte gegeben, teilte der ukrainische Generalstab weiter mit. Als besonders heikel wurde die Situation im Abschnitt Pokrowsk bezeichnet. "Die Situation ist schwierig, doch unter Kontrolle", hieß es. Demnach gibt es unter anderem weiter Gefechte um die Stadt Selydowe. Russischen und ukrainischen Militärbeobachtern zufolge ist ein Großteil der Siedlung bereits unter russischer Kontrolle, ihr baldiger Fall wird erwartet. In der Bergarbeiterstadt lebten einst mehr als 20.000 Menschen. Auch die Stadt Hirnyk soll weitgehend von russischen Einheiten erobert worden sein.

Ukrainer sterben bei Angriff mit 250-Kilogramm-Gleitbomben

Bei einem russischen Angriff mit zwei 250-Kilogramm-Gleitbomben auf die ostukrainische Industriestadt Kostjantyniwka im Donezker Gebiet habe es einen Toten und drei Verletzte gegeben, schrieb Gouverneur Wadym Filaschkin auf Telegram. Knapp zwei Dutzend Gebäude seien beschädigt worden, darunter mehrere Wohnhäuser. Filaschkin rief die Bewohner der Stadt zum wiederholten Mal zur Evakuierung auf. Die Frontlinie verläuft nur etwa neun Kilometer östlich von Kostjantyniwka.

Im südukrainischen Gebiet Cherson beschossen russische Truppen die Stadt Stanislaw mit Artillerie. Zwei Männer wurden dabei nach Angaben von Gouverneur Olexander Prokudin getötet.

Russland meldet unterdessen den Abschuss von 51 ukrainische Drohnen über seinem Territorium in der Nacht zum Sonntag. Davon seien 18 in der Region Tambow abgeschossen worden, teilte das Verteidigungsministerium im Onlinedienst Telegram mit. Die gleichnamige Stadt liegt rund 400 Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt. Eine Drohne wurde nach russischen Angaben auch in der Region Kursk abgefangen. Dort führen die ukrainischen Truppen seit August eine Bodenoffensive aus und kontrollieren einige hundert Quadratkilometer russisches Territorium. Die Angaben beider Kriegsparteien lassen sich in aller Regel nicht unabhängig überprüfen. (dpa/afp/mcf)

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