Begleitet von Protesten russischer Aktivisten hat der EU-Botschafter Roland Galharague in Moskau in Kremlnähe den Angriffskrieg gegen die Ukraine kritisiert.
Die russische Aggression sei unprovoziert, illegal und ein Verstoß gegen die Charta der Vereinten Nationen, sagte der Franzose am Donnerstag bei einer verspäteten Feier des Europatags, der am 9. Mai begangen wird. "Die Kriege von heute schüren nur den Hass von morgen", sagte der Diplomat. Antiwestliche Aktivisten protestierten im Zentrum der russischen Hauptstadt gegen die Feier der Diplomaten aus Dutzenden Staaten.
In einem verteilten Flugblatt der mehrheitlich kommunistischen Protestierer hieß es, es sei absurd, den Europatag im Zentrum von Moskau zu feiern, während durch die Lieferung westlicher Waffen an das "verbrecherische Regime in der Ukraine" russisches Blut vergossen werde. Die EU mache Politik gegen Russland und feiere sich dafür in Moskau. "Russisches Blut ist an Ihren Händen", war auf einem roten Banner zu lesen. Diplomaten berichteten, sie seien von den Aktivisten und russischen Medien angegangen worden am Eingang des Hotels, in dem die Feier stattfand.
Dagegen sagte die russische Menschenrechtlerin Swetlana Gannuschkina von der mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten Organisation Memorial, dass das russische Blut durch den Krieg Moskaus gegen die Ukraine vergossen werde. Sie lobte im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur, dass Botschafter Galharague bei der Veranstaltung direkt im Machtzentrum den Krieg gegen die Ukraine verurteilt habe. "Das ist angebracht und gut", sagte sie.
Der Franzose betonte in seiner Rede auch, dass die EU zu den Bürgern Russlands selbst weiter den Kontakt halten wolle. Deshalb arbeiteten die Botschaften und Konsulate auch weiter in Moskau. Russen erhalten in den meisten Botschaften der EU-Mitglieder weiter Visa, damit sie nach Westen reisen und sich selbst ein Bild machen vom Leben in der EU.
Zu der Veranstaltung waren viele Diplomaten und auch Vertreter der russischen Zivilgesellschaft gekommen. Die Organisatoren baten darum, keine Fotos von der Feier zu verbreiten. Der deutsche Botschafter Alexander Graf Lambsdorff, der sich vertreten ließ, wurde erst am Abend in Moskau zurückerwartet. © dpa
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